Zogaj: Ende eines Spießrutenlaufs, Anfang von Protesten

Fall Arigona Zogaj Ende
Fall Arigona Zogaj Ende(c) Werner Dedl/APA/picturedesk.com (Werner Dedl)
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Arigona Zogaj darf bleiben. Die 20-jährige Kosovarin hat ihre Niederlassungsbewilligung erhalten. Auch in anderen Fällen hat die mediale und zivile Zuwendung den Betroffenen geholfen.

Wien. Das Mädchen mit den „Rehlein-Augen“ (Zitat Ex-Innenministerin Maria Fekter) darf bleiben: Die 20-jährige Kosovarin Arigona Zogaj hat laut Medienberichten ihre Niederlassungsbewilligung erhalten; zunächst für ein Jahr, dann besteht die Möglichkeit zur Verlängerung. Nach fünf Jahren könnten Arigona und ihre zwei jüngeren Geschwister schließlich dauerhaft im Land bleiben. Ihre Mutter hatte die Bewilligung bereits im vorigen Jahr erhalten.

Damit endet ein gerichtlicher und medialer Spießrutenlauf rund um die Familie Zogaj, die sich seit 2001 bzw. 2002 in Österreich aufhält. Rückblickend kann festgestellt werden, dass der „Fall Arigona“ im Land und in den Medien nachhaltige Spuren hinterlassen hat. Zum einen, weil die Schicksale betroffener Familien immer öfter in den Medien landen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie als hervorragend integriert gelten und trotzdem abgeschoben werden sollen. Zweitens ist das Verhalten der Zivilbevölkerung auffallend, die mit Protesten und Aktionen auf die Betroffenen aufmerksam macht. Im Fall Arigona etwa ist Pfarrer Josef Friedl, der dem Mädchen Unterschlupf gewährt hat, in Erinnerung geblieben.

„Größtenteils sind es ganz unpolitische Menschen“, beschreibt Michael Genner, Obmann von „Asyl in Not“, die „neuen“ Aktivisten. Wobei: Als neu könne man diese Proteste nicht bezeichnen, sagt Karin Klaric vom Beratungsverein „Purple Sheep“. Die habe es auch vor Arigona gegeben, nur in den Medien habe man sie nicht wahrgenommen. Dass der Ausgang der Asylverfahren durch die mediale Aufmerksamkeit positiver für die Familien ausfalle, glauben indessen die wenigsten. In einigen Fällen aber (die auch gern als „neuer Fall Arigona“ bezeichnet wurden) hat die mediale und zivile Zuwendung sicherlich zum Verbleib der Familien beigetragen.

Derzeit macht die Bevölkerung von Attnang-Puchheim mobil gegen die Abschiebung der kosovarischen Familie Avdyli, die seit 2005 in Österreich lebt. Am Samstag soll die Familie mit zwei Kindern (neun und elf) freiwillig das Land verlassen. Die Avdylis gelten als bestens integriert; der Vater hätte mindestens eine Jobzusage. Am Montag wurde eine Kundgebung für die Familie veranstaltet. Die Grünen, das Mauthausenkomitee Vöcklabruck und die katholische Kirche in Oberösterreich fordern einen Abschiebestopp.

Ein Happy End gab es indessen für die Familie Komani.Der Fall sorgte für massive Kritik, nachdem bekannt wurde, dass der Vater im Oktober 2010 mit seinen damals achtjährigen Zwillingstöchtern vor der Abschiebung in Schubhaft genommen wurde. Die Folge war eine breite Diskussion darüber, ob Kinder in Schubhaft gehören. Mittlerweile leben die Komanis wieder in Österreich. Fekter hatte zuvor den negativen Bescheid des Magistrats Steyr für humanitäres Bleiberecht aufgehoben, da dieser fehlerhaft gewesen sei.

Wegen eines Verfahrensfehlers darf auch der 14-jährige Denis Vuckovic hoffen. Er gilt als Basketballtalent – und sollte kürzlich mit seiner Familie nach Serbien abgeschoben werden. Nicht nur Denis' Schulklasse setzte sich für einen Verbleib ein, auch per Facebook wurde mobilisiert, etliche Zeitungen berichteten darüber. Nun wurde das Asylverfahren neu aufgerollt.

Ein (Fast-)Happy-End gab es auch für die kosovarische Familie Durmisiin Röthis (Vorarlberg). Vor zwei Jahren hätte sie abgeholt werden sollen, die Bevölkerung stellte sich aber quer – die Polizei konnte nicht in die Wohnung. Heute haben die Mutter und die zwei Kinder eine Niederlassungsbewilligung, die für den Vater ist noch ausständig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2012)

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