Bausparen verliert an Attraktivität

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Wenn 2013 die Bausparprämie halbiert wird, wird eine der liebsten Sparformen der Österreicher deutlich unattraktiver. Kündigen sollte man seinen Vertrag deswegen aber nicht.

Wien. Unter allen Maßnahmen, die die Regierung am Freitag im Rahmen ihres Sparpakets vorgestellt hat, dürfte die Kürzung der Bausparprämie die meisten Österreicher treffen. Mehr als fünf Millionen Menschen haben hierzulande einen Bausparvertrag abgeschlossen. Bis einschließlich 2012 fördert der Staat diese Sparform mit jährlich drei bis acht Prozent der eingezahlten Summe (höchstens 1200 Euro jährlich). Jetzt soll die Förderung auf 1,5 bis vier Prozent jährlich halbiert werden.

Wie hoch die Förderung tatsächlich ausfällt, hängt von der Sekundärmarktrendite österreichischer Bundesanleihen ab. Weil die Zinsen derzeit niedrig sind, ist auch die Förderung gering: Seit Anfang 2011 liegt sie bei drei Prozent oder höchstens 36 Euro jährlich. Ab 2013 werden daraus 18 Euro. Was bedeutet das für die Rendite der Verträge?

Laut Walter Hager, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), verringert sich die effektive Rendite von jetzt 1,6 bis 1,7Prozent (je nach Bausparkasse) auf 1,1 bis 1,2Prozent jährlich. Davon sind schon alle Kosten und die 25Prozent Kapitalertragsteuer (KESt) abgezogen. Unter der Annahme, dass man sechs Jahre lang jeden Monat 100 Euro in seinen Bausparvertrag einzahlt, erhielt man mit der jetzigen Prämie laut einer Modellrechnung der ABV Bausparkasse am Ende nach Steuern und Gebühren mindestens 7552 Euro heraus.

Mit der gekürzten Förderung seien es nur noch 7442 Euro, die am Ende herausspringen. In dieser Rechnung wird angenommen, dass das allgemeine Zinsniveau weiterhin im Keller bleibt, wodurch die laufende Verzinsung und die staatliche Prämie bei ihren Mindestwerten verharren. Angenommen, das Zinsniveau bleibt in den nächsten Jahren tatsächlich unverändert, macht die Kürzung für die Sparer absolut 108 Euro aus. Weil die jährlich ausgezahlte Förderung aber mitverzinst wird, ist der „Verlust“ etwas höher.

VKI-Mann Hager rechnet jedoch damit, dass die Bausparkassen „an ihren Konditionen drehen werden“, um die Kürzung der staatlichen Prämie teilweise wettzumachen. Dadurch könnten sich allerdings die Bausparkredite verteuern. „Ob die Zinsen für Darlehen im gleichen Ausmaß steigen wie die Sparzinsen, ist aber noch nicht ganz klar“, sagt Hager.

Auch wenn die Bausparkassen die Kürzungen mit der Verbesserung ihrer Konditionen etwas auffangen, gewinnen andere klassische Sparformen wie das Sparbuch und Bundesschatzscheine wieder an Attraktivität, zumindest im direkten Vergleich. Denn für ein täglich fälliges Sparbuch erhält man derzeit (im besten Fall) knapp über zwei Prozent, nach Abzug der KESt bleiben einem über 1,5Prozent.

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Sparbücher als Alternative

Wer sein Geld sechs Jahre lang bindet, also genauso lang wie mit einem Bausparvertrag, und sein Geld monatlich einzahlen will, bekommt bei der Hypo Niederösterreich immerhin 2,8 Prozent (brutto). Allerdings ist hier das Angebot überschaubar. Mehr Auswahl hat, wer das Kapital auf einmal einzahlen kann. Dann gibt es bei der Vakifbank zum Beispiel 3,625 Prozent Zinsen vor KESt.

Bei der Kündigung des Vertrags kommt die Regierung den Sparern entgegen. Wer im Jahr 2012 einen 2010, 2011 oder 2012 abgeschlossenen Vertrag kündigt, soll die Prämien nicht zurückzahlen müssen. Das ist sonst Vorschrift. Die Bausparkassen heben aber darüber hinaus noch zahlreiche Gebühren ein, wodurch sich der ausgezahlte Betrag drastisch reduziert. Hager rät deswegen von einer Kündigung des Bausparvertrags ab.

Noch ist außerdem nichts in Stein gemeißelt. Der Nationalrat stimmt erst in den kommenden Wochen über das Sparpaket ab. Schon jetzt protestieren die Bausparkassen lautstark gegen die Kürzungen. Ein „Umfaller“ der Regierung kann also nicht ganz ausgeschlossen werden. Möglicherweise wird die Prämie nach ein paar Jahren wieder erhöht.

Was Sie beachten sollten bei... Bausparverträgen

Tipp1

Rücktritt. Experten raten davon ab, den Bausparvertrag vorzeitig zu kündigen. Vor allem, weil das Sparpaket noch abgesegnet werden muss. Die Regierungsunterlagen sehen aber vor, dass Bausparer die staatliche Prämie im Kündigungsfall nicht zurückzahlen müssen, wenn sie ihren Vertrag in den Jahren 2010, 2011 oder 2012 abgeschlossen haben.

Tipp2

Alternativen. Bausparverträge verlieren durch die geplante Prämienkürzung an Attraktivität. Zwar erhalten Sparer im ersten Jahr des Bausparvertrages einen relativ hohen Zinssatz, danach erfolgt jedoch die Anpassung an marktübliche Zinsen. Für täglich fälliges Geld erhalten Sparer bei einigen Banken rund zwei Prozent Zinsen.

Tipp3

Jährliche Einzahlung. Wer trotz aller Sparmaßnahmen der Regierung dennoch vorhat, einen Bausparvertrag abzuschließen, könnte über eine Einmalzahlung oder aber über eine jährliche Einzahlung nachdenken, sofern dies auch leistbar ist. Der Vorteil: Der gesamte Betrag wird dann für das ganze Jahr und nicht gestaffelt verzinst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2012)

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