Wien: Zuerst die Kälte, jetzt der Sturm

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Wien erlebte Stürme wie selten, aber hat die bitterste Kälte aber überstanden. In den Gärten kündigt sich schon bald der Frühling an.Ganz vorbei ist der Winter aber noch nicht

Wien/Mpm/Maki. So lange am Stück gefroren hat Wien lange nicht. Zwölf Tage in Folge hatte es im Februar unter minus zehn Grad. Viele Wiener können sich gar nicht erinnern, dass es jemals so lange so kalt war. Aus gutem Grund. Die letzte vergleichbare Kälteperiode liegt lange zurück: 1954 gab es laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zuletzt eine ähnliche Kältewelle.

Damals gab es 16 Tage en suite, an denen der Tageshöchstwert unter minus zehn Grad lag. Die Kälte ist nun dem Wind gewichen: Gestern, Mittwoch, fegte der Sturm in der Früh mit mehr als 100 km/h – auf der Jubiläumswarte wurden 115 km/h, auf der Hohen Warte 101 km/h gemessen – durch die Stadt. „Wien“, sagt Meteorologe Martin Puchegger (Ubimet), „verträgt das schon.“ Zwei- bis viermal im Jahr gebe es ähnlich starke Böen in der Stadt, ab Freitag sollte auch der Sturm passé sein.

Ganz vorbei ist der Winter aber noch nicht. Eine Kältewelle sei zwar nicht mehr zu erwarten, sagt Puchegger, der eine oder andere Wintertag schon. Am Freitag dürfte es im östlichen Flachland und damit in Wien schneien. Auch für kommende Woche wird Schneefall erwartet, der in Wien wegen der Plusgrade (fünf bis zehn Grad) wohl maximal zu Schneeregen wird. Doch auch wenn Wien noch einige Flocken sehen wird – die höheren Temperaturen sind vor allem für jene ein Arbeitsauftrag, die mit viel Schnee beruflich wenig anfangen: Wiens Gärtner. Für sie bricht die Zeit der „lästigen Arbeiten“ an, wie es Gabriele Thon vom Stadtgartenamt nennt: „Wir nützen die Plusgrade, um Parkanlagen zu reinigen, Kies zu kehren, Bäume zu befestigen.“ Noch einen Rückstand des Winters gilt es anzugehen – einen gewichtigen: 77 Tonnen Reisig wurden als Frostschutz über Blumenbeeten ausgelegt – bevor 1,1 Mio. Tulpen im März ihre Spitzen zeigen, muss diese Schutzschicht abgetragen und kompostiert werden.

Kühle Bilanz: Fernwärmerekord

Abgesehen vom Ausblick auf den Frühling bietet sich am Ende der Kälteperiode auch ein Rückblick an: Für die städtischen Energieversorger hat der Februar den schwachen Verbrauch dieses Winters ausgeglichen – und für Rekorde gesorgt: So stellte die Fernwärme Wien am 3. Februar mit einem Plus von 60 Prozent (im Vergleich zu durchschnittlichen Wintertagen) die bisher größte Wärmeleistung ihre Geschichte bereit, was auch auf eine gestiegene Kundenzahl zurückzuführen ist. In puncto Erdgas, mit dem knapp die Hälfte der Wiener heizt, hat der Verbrauch im Februar knapp den Höchstwert verfehlt: 7,7 Mio. Kubikmeter Erdgas wurden am 7. Februar ins Netz eingespeist – nur an einem Jännertag 2006 lag diese Zahl mit 7,9 Mio. Kubikmetern darüber. Trotz extremer Kälte Anfang Februar liegt der Erdgasverbrauch jedoch bisher um rund zwei Prozent unter dem Vergleichzeitraum des Vorjahres.

Ausgewirkt hat sich die Kälte auch auf den Pkw-Verkehr. Tausende Autos ließen sich nicht starten, die Pannendienste waren überbeschäftigt. 12.775 Einsätze fuhr allein der ÖAMTC in der ersten Monatshälfte, nur in Oberösterreich (14.552) wurde der Pannendienst öfter gerufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2012)

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