1,4 Milliarden: Debatte über Finanzierung von Eliteinstitut

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Das IST Austria in Klosterneuburg bekommt für zehn Jahre 1,4 Milliarden Euro. Experimentalphysiker Zeilinger fordert ähnliche Verträge für andere Forschungsgruppen.

Die in dieser Woche vereinbarte langfristige Finanzierung für das Institute of Science and Technology (IST) Austria hat eine Debatte über die Forschungsfinanzierung in Österreich losgetreten. So hält der Wiener Experimentalphysiker und geistige Vater des IST, Anton Zeilinger, die 1,4 Milliarden Euro, die Bund und Länder dem Klosterneuburger Forschungsinstituts zugesagt haben, für "gerechtfertigt" - nicht zuletzt auch aufgrund des positiven Evaluierungsberichts aus dem Vorjahr. Dies könne aber nur ein Start sein, betonte Zeilinger, "es müssen dem unbedingt ähnliche Vereinbarungen für eine langfristige Finanzierung von exzellenten Gruppen an den Universitäten und der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) folgen".

Für Zeilinger war das IST Austria "immer eine Institution, die in die österreichische Universitätslandschaft eingebettet sein muss. Es ist eine Speerspitze, aber es darf nicht so sein, dass exzellente Gruppen, die nicht am IST sind, weniger Chancen haben", so Zeilinger, der hofft, dass die langfristige Finanzierungszusage "kein Einzelfall" ist. "Man kann nicht nur eine Institution herausgreifen." Im Zusammenhang mit der Kritik der ÖAW an der Vereinbarung, plädierte Zeilinger dafür, Dinge nicht zu verwechseln: Beim IST gehe es um eine langfristige Perspektive ab 2016, bei den aktuellen Finanzproblemen der ÖAW dagegen um den Budgetpfad für die nächsten drei Jahre - "das sind zwei völlig unterschiedliche Zeithorizonte".

Nowotny erstaunt über Debatte

Die Präsidentin des European Research Council (ERC), die österreichische Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny, zeigte sich in einer Stellungnahme erstaunt über die Debatte um die "angebliche Ungleichstellung" zwischen Unis und IST. Das Institut benötige eine längerfristige Finanzierungsgarantie, um die Nachhaltigkeit seiner erfolgreichen Rekrutierungsstrategie aufrechterhalten zu können. "Will man denn allen Ernstes riskieren, dass die Attraktivität, die IST Austria international erwerben konnte, ab 2016 - oder schon vorher - wieder verschwindet; die ProfessorInnen abwandern und neue nicht mehr zu gewinnen sind?", so Nowotny. Es sei wichtig, für die Aufbauphase stabile Rahmenbedingungen zu gewährleisten.

Die Mitarbeiter der ÖAW, die in den kommenden drei Jahren eine reale Budgetkürzung hinnehmen muss, hoffen nun jedenfalls auf eine dem IST vergleichbare Finanzierung und "Fairness bei Förderungen". Während sie in der zugesagten Milliarde für das IST eine "Investition in die Forschung" sehen, befürchten sie für die Akademie der Wissenschaften trotz der laufenden Restrukturierung "eine Finanzierungslücke, die zum langsamen Tod der ÖAW führen könnte". Die Mitarbeiter appellieren an Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP), "in den Nachverhandlungen das Budget der ÖAW so weit aufzubessern, dass ihr der nötige Spielraum für Nachbesetzungen und Zukunftsinvestitionen gegeben wird".

"Unzulässige Präjudizierung"

Kritik kommt von der Österreichischen Gesellschaft für Technologiepolitik (ÖGTP). Eine Förderungszusage bis zum Jahr 2026 sei nicht nur "eine unzulässige Präjudizierung vieler künftiger Evaluationen", denen sich das IST alle vier Jahre unterziehen muss. Sie präjudiziere auch die Budgethoheit des Parlaments für die Jahre nach dem derzeit gültigen Bundesfinanzrahmengesetzes 2012-2015, heißt es in einer Aussendung. Bund und Land Niederösterreich haben diese Woche dem IST eine langfristige Finanzierungszusage in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro für die Jahre 2017 bis 2026 gegeben, maximal 990 Mio. Euro davon kommen vom Bund. Ein Teil des Geldes ist an die Einwerbung von Drittmittel und die Erfüllung von Qualitätskriterien gebunden.

(APA)

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