Jaan Albrecht war nach dem Scheitern der Verhandlungen mit dem Bordpersonal in einem Mitarbeiterbrief um eine Beruhigung des Betriebsklimas bemüht.
Sobald sich die Wogen um den Zwangsumstieg des AUA-Flugbetriebs auf Tyrolean und die massiven Einsparungen bei den künftigen AUA-Pilotenbezügen gelegt haben, will Vorstandschef Jaan Albrecht das nächste Thema angehen - einen Konzern-Kollektivvertrag für alle.
"Wir wollen bald für unseren integrierten Flugbetrieb Gespräche mit den Belegschaftsvertretern aufnehmen, um einen neuen, zukunftsträchtigen gemeinsamen Konzern-Kollektivvertrag zu gestalten", schrieb Albrecht in einem an die Mitarbeiter am Dienstag. "Das ist ausdrückliches Ziel des Vorstands." Auch Belegschaftsvertreter haben sich zuletzt für einen Konzern-KV für AUA und Tyrolean ausgesprochen.
AUA-Chef: "Noch viel gemeinsame Arbeit"
In dem Mitarbeiterbrief spricht der AUA-Chef auch das zuletzt belastete Betriebsklima innerhalb der Belegschaftsgruppen an: "Viel, ja sehr viel, haben wir in den vergangenen Wochen gelernt: über die Gemeinsamkeiten, die uns in diesem Unternehmen verbinden, über die Energie und die Professionalität, die uns stark machen, aber ebenso viel über die internen Klüfte, über allgegenwärtigen Argwohn und über gegenseitiges Misstrauen."
Wolle man zusammen eine neue moderne und "kampfstarke" Austrian Airlines aufbauen, "müssen wir genau an dieser Stelle ansetzen: Klüfte überwinden, Argwohn beseitigen und Vertrauen wieder herstellen."
"Es liegt noch viel gemeinsame Arbeit vor uns", räumte Albrecht ein, der die Sparanstrengungen schon im Februar als "Mammutaufgabe" bezeichnet hatte. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung werde es gelingen, die Airline nachhaltig auf gesunde Beine zu stellen.
Albrecht verteidigt Schritte
Albrecht rief die Belegschaft dazu auf, im beinharten Wettbewerb dieser Branche durchzuhalten: "In einem Umfeld, in dem rund um uns herum viele, ehemals namhafte Airlines Konkurs anmelden und andere nur darauf warten, deren Geschäft zu übernehmen, wird es mit Ihrem Einsatz gelingen, aus eigener Kraft den Sprung in einen neuen Abschnitt in unserer Unternehmensgeschichte zu schaffen."
Die Montagabend gesetzten Schritte seien für den Fortbestand und langfristigen Weg nötig. Der Weg werde für jeden in der Firma mit zusätzlichen Mühen gepflastert sein. Aber er müsse gemeinsam gegangen werden. An die betroffenen AUA-Bord-Mitarbeiter appellierte Albrecht heute, den Betriebsübergang nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Chance für einen guten, konkurrenzfähigen Job "in einer der besten Airlines der Welt".
Betriebsrat: "Schlechteste Lösung"
Die abendliche Vorstandsentscheidung zum Betriebsübergang "ermöglicht es, eine neue, moderne und international konkurrenzfähige Plattform für die wirtschaftliche Sanierung der Austrian Airlines zu schaffen", meinen alle drei AUA-Vorstände in dem Mitarbeiterbrief.
Für den AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard, der ja die letzten Verhandlungsergebnisse gar nicht mehr abstimmen ließ, ist der Betriebsübergang hingegen "die schlechteste Lösung. Es wird ein großes Dilemma. Jetzt wird man mit dem Betriebsübergang leben, den der Vorstand immer wollte", so Minhard am späten Montagabend zur APA. Der Zeitdruck, den die AUA-Führung aufgebaut habe, sei zu groß gewesen, um noch einen Kompromiss zu finden. Bis Sonntag oder Montag nächster Woche hätte man selbst im Fall eines nochmaligen einwöchigen Aufschubs kein abstimmungsfähiges Papier zustande gebracht. Minhard erwartet nun weitere zahlreiche AUA-Pilotenabgänge in den nächsten Wochen.
Zu den großen Eckpunkten, die für den Betriebsrat ungeklärt geblieben waren, zählten Abfertigungsfragen. Zum einen waren dazu Steuerfragen offen, vor allem aber hätten am Schluss Garantien zum Verbleib im alten gesetzlichen Abfertigungsschema gefehlt. Morgen ist eine Betriebsversammlung zunächst der Tyrolean-Mitarbeiter.
(APA)