Laut einem Medienbericht will die deutsche Kanzlerin, dass aus Protest gegen die Ukraine alle Staats- und Regierungschefs den Spielen fernblieben. Die deutsche Regierung dementiert.
Die deutsche Regierung erhöht im Fall de inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko offenbar den Druck auf die Ukraine. Kanzlerin Angela Merkel werbe in der Europäischen Union dafür, dass nach der EU-Kommission auch alle Staats- und Regierungschefs den Spielen der Fußball-Europameisterschaft in dem Land fernblieben, falls die Oppositionsführerin nicht freigelassen werde. Das berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Sonntag ohne Angabe von Quellen.
Im Kanzleramt setze man demnach darauf, dass eine EU-weite Boykottdrohung eine größere Wirkung entfalte als der Alleingang einiger Länder. Merkel hat bereits erklärt, dass sie einen Besuch der deutschen Spiele in der Ukraine von der politischen Entwicklung in dem Land abhängig macht. Am Mittwoch hatte die österreichische Regierung beschlossen, den EM-Spielen in der Ukraine fernzubleiben.
Die deutsche Regierung reagierte am Sonntagvormittag auf den Magazinbericht und dementierte. „Die Meldung ist falsch. Die Bundeskanzlerin wirbt nicht für einen EU-weiten politischen Boykott der Spiele in der Ukraine", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Über eigene Reisepläne dorthin werde die Kanzlerin erst kurzfristig entscheiden.
EU plant Spiele-Boykott
Die EU-Kommission kündigte in der vergangenen Woche einen Boykott der EM in der Ukraine an, die das Turnier gemeinsam mit Polen ausrichtet. Bundespräsident Heinz Fischer, der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und sieben andere Staatschefs haben zudem ein für Mitte Mai geplantes Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch auf der Krim abgesagt.
Die wegen Amtsmissbrauch zu sieben Jahren Haft verurteilte Timoschenko leidet an einem nicht behandelten Bandscheibenvorfall und hat aus Protest gegen Misshandlungen in der Haft vor mehr als zwei Wochen einen Hungerstreik begonnen. Die ehemalige Ministerpräsidentin bezeichnet die Verfahren gegen sie als Schauprozesse, um die Opposition mundtot zu machen.
(Ag./Red.)