Angesichts der neuen Regierung lautet die Devise in der Telekom Austria: „warm anziehen“. Dort hat der Mehrheitseigentümer aus Mexiko über die Jahre das Heft in die Hand genommen. Doch Österreich will jetzt wieder mehr mitreden.
Anfang voriger Woche erhielt Finanzminister Hans Jörg Schelling nicht alltäglichen Besuch: Walter Hotz machte seine Aufwartung. Er ist Betriebsratschef der Telekom Austria und macht sich Sorgen. Dazu kommt eine ordentliche Portion Ärger. Es ist nämlich so: Vor rund sechs Wochen wurde mit dem Abgang von Margarete Schramböck der Chefsessel der wirtschaftlich höchst bedeutenden Tochtergesellschaft A1 frei. Und Konzernchef Alejandro Plater macht keinerlei Anstalten, dort die Nachfolge zu regeln. Also bat Hotz den Finanzminister als Eigentümervertreter um Unterstützung. Fehlanzeige: Schelling war zu dem Zeitpunkt mental wohl schon bei den Modalitäten seines Abschieds vom Ministerium. Hotz wird sich also gedulden müssen. Dabei ist sein Anliegen nicht ungebührlich: Es geht um den Einfluss Österreichs im Konzern, der mehrheitlich der mexikanischen América Móvil gehört. Die Frage hängt seit Mitte 2014, als die Mexikaner die Mehrheit an der Telekom Austria übernommen haben, wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen. Doch Hotz darf hoffen: Mit der neuen Regierung könnte diese Streitfrage geklärt werden. Und zwar im Sinne Österreichs.
Bei den Regierungsverhandlungen war jedenfalls der ominöse Syndikatsvertrag, der im Jahr 2014 zwischen der Staatsholding ÖIAG und den Mexikanern abgeschlossen wurde, bereits ein Thema. Dieser Vertrag regelt die Machtverhältnisse zwischen den beiden Großaktionären: América Móvil mit einem seinerzeit fast 60-Prozent-Anteil und Österreich mit 28,4 Prozent. Der Vertrag wurde freilich nie offengelegt.