Klimaanlage, ja oder nein?

Die Geheimnisse kühler Räume

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Wie man mit dem richtigen Maßnahmen-Mix Klimageräte vermeiden oder den Gebrauch reduzieren kann. Und wie man deren Leistung richtig berechnet.

Der kalendarische Sommerbeginn am 21. Juni 2023 kommt bestimmt – und damit wohl auch die eine oder andere Hitzewelle. Was nicht nur draußen für Badewetter sorgt, sondern auch in schlecht geschützten Innenräumen die Anzeige auf dem Thermometer nach oben treibt. Mit unangenehmen bis gesundheitsschädigenden Folgen.

Bei moderner Bauweise mit Wandkühlung, Fensterverschattung und Begrünung sind weitere Maßnahmen kaum notwendig, auch dicke Gründerzeitmauern und hohe Bäume bieten einen gewissen Schutz. Doch für viele stellt sich trotz Energiekosten und Klimaschutz die Frage: Klimaanlage, ja oder nein?

Kosten eindämmen

Klar ist: Sie ist immer in Kombination mit anderen Mitteln zu empfehlen, um Energieverbrauch und Kosten minimal zu halten. Räume hinter unverschatteten Fensterflächen nur per Klimaanlage zu kühlen, ist quasi wie heizen bei offenen Fenstern: ein No-Go. „Es ist vor allem sinnvoll, direkte Sonneneinstrahlung zu verhindern“, sagt Claus Hollweck von der Umweltberatung. Am besten geeignet sei Außenbeschattung, da diese die Aufhitzung der Glasflächen verhindere. Ist dies nicht möglich, können Fensterfolien, Innenjalousien, Raffstores oder Thermovorhänge gute Dienste leisten.

Auch eine Wärmedämm- oder Sonnenschutzverglasung hält die Hitze draußen. Ebenfalls wichtig ist das richtige Lüften: „In der Nacht und/oder am frühen Morgen, tagsüber bleiben die Fenster geschlossen“, empfiehlt Hollweck. Eigentümern legt er die Begrünung von Fassaden ans Herz. Damit wird die sommerliche Hitze nicht nur für die Bewohner des begrünten Gebäudes erträglicher, sondern auch für die Umgebung.

Sorgfältig auswählen

Braucht es zusätzlich ein Klimagerät, „sollte Split-Klimageräten der Vorzug gegeben werden“, sagt Franz Hörhager von Kratky Kältetechnik. Bei diesen entzieht ein Innengerät – bei Multi-Split-Geräten können es auch mehrere sein – die Wärme, wodurch sich das Kältemittel in der Klimaanlage gasförmig ausbreitet.

Was Sie beachten sollten bei der . . . . . . Raumkühlung

Das Außengerät gibt die Wärme an die Umgebung ab. Diese heizt sich dadurch natürlich weiter auf – ein Grund, sie so sparsam wie möglich einzusetzen. „Während der Übergangszeit kann damit auch geheizt werden“, erklärt Hörhager. Von mobilen Klimageräten rät er ab: „Diese brauchen um einiges mehr Strom, sie sind laut und ihre Größe und Leistung ist begrenzt.“ Wichtig sei, vor dem Kauf die erforderliche Kühlleistung zu berechnen. Dazu müssen verschiedene Faktoren – Bausubstanz, Dämmung, Ausrichtung der Fenster, Raumvolumen – berücksichtigt werden.Tipp 1

Verschattung und Begrünung. Kommt keine Hitze in den Raum, muss sie auch nicht gekühlt werden – durch Gebäudetechnik, Außenrollos (Förderung etwa durch die Stadt Wien) und Begrünung lassen sich Räume um einige Grad Celsius kühler halten. Auch Sonnenschutzfolien können in gewissem Rahmen sinnvoll sein („Die Presse“ berichtete).

Tipp 2

Recht. „Je nach Bundesland ist für eine Split-Klimaanlage eine Genehmigung der Baubehörde erforderlich“, sagt Immobilienrecht-Spezialistin Valentina Philadelphy-Steiner. In Wien ist die Baupolizei (MA37) zuständig. Bei einer Mietwohnung muss auch der Vermieter zustimmen. Zudem muss eine Klimaanlage von einem Kältetechniker in Betrieb genommen werden.

Tipp 3

Achtung bei Kühlmittel und Co. Noch gibt es kein klimaneutrales Kältemittel. „Fachgerechte Montage verhindert, dass das Gerät undicht wird. Kältemittel wird aber bei der Demontage ein Thema“, weiß Franz Hörhager von Kratky Kältetechnik. Dann wird abgesaugt, aufbereitet, recycelt. Bei mobilen Klimaanlagen: nie gleichzeitig mit Thermen verwenden, CO-Vergiftung droht.

Es gibt auch eine Faustformel: „100 Watt pro Quadratmeter Kühlleistung“, weiß Hörhager, der gleich mit dem Irrtum aufräumt, dass Kühlleistung und Stromverbrauch ident sind. „Mit einer Kilowattstunde Strom erzeugt man drei bis vier kWh Kühlleistung.“ Wichtig sei daher, auch den EER-Faktor, der die Effizienz von Klimaanlagen beim Kühlen bzw. Heizen angibt, als Auswahlkriterium zu beachten. Gleiches gelte für die Schallleistung. Während Ersterer möglichst hoch sein sollte, sei bei Zweiterem ein niedriger Wert zu bevorzugen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2023)

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