Gerichtsprozesse sind im Zwergstaat Vatikan eher selten. Pro Jahr finden etwa 30 Verhandlungen statt. Nur wenige erregten Aufmerksamkeit.
Viele Prozesse gibt es nicht hinter den Mauern des Vatikans - Verbrechen sind selten in dem winzigen Staat, in dem der Papst mit seinen Kardinälen, Prälaten und Schweizergardisten lebt. Etwa 30 Verhandlungen seien es im Jahr, sagte Giovanni Giacobbe, Staatsanwalt am vatikanischen Berufungsgericht. Meist geht es um Diebstähle auf dem Petersplatz oder ähnliche Vergehen.
Größere Vorfälle, die auch öffentlich wurden, lassen sich an den Fingern abzählen. In den 1980er Jahren wurden aus der Wohnung eines Kurienkardinals wertvolle Teppiche, Porzellan, Silber sowie "ein dickes Bündel Dollarnoten" gestohlen. Der Fall wurde erst Monate später bekannt. Spekuliert wurde, dass Möbelpacker Einbrechern einen Tipp über die Schätze in der Wohnung gaben.
Jahre zuvor hatten Telefontechniker Wertsachen des Privatsekretärs von Papst Paul VI. gestohlen, wie Benny Lai in dem Buch "Die Geheimnisse des Vatikans" schildert. Auch Goldmünzen aus den Räumen des Papstes nahmen sie mit. Drei Beschuldigte wurden auf vatikanischem Territorium gefasst und zu milden Strafen verurteilt, der vierte wurde auf italienischem Boden ermittelt, ohne dass man juristisch gegen ihn vorging. Der Vatikan wollte offenbar Aufsehen vermeiden. Die Fälle wurden erst viel später bekannt.
Mord unter Schweizer Gardisten
Für Schlagzeilen sorgte 1998 eine Bluttat unter Schweizergardisten. Ein Unteroffizier tötete seinen Kommandanten und dessen Frau. Danach brachte er sich um. Die Ermittlungen wurden danach eingestellt. 2007 gab es sogar einen Drogenprozess: Bei einem Vatikan-Mitarbeiter waren 87 Gramm Kokain entdeckt worden. Gegen eine Frau, die sich 2009 bei der Christmette im Petersdom auf Papst Benedikt XVI. gestürzt hatte, wurde kein Urteil gesprochen - sie galt als unzurechnungsfähig.
Die Gesetze im kleinsten Staat der Welt gehen auf 1929 zurück. Damals ging mit der Errichtung des Kirchenstaates italienisches Recht in vatikanisches ein. Der Vatikan hat aber auch eigene Gesetze erlassen. So gab er sich nach Kritik am Finanzgebaren der Vatikanbank IOR strenge Richtlinien gegen Geldwäsche.
(APA/dpa)