Seit Jahrzehnten tüftelt die Wissenschaft an autonomen Rettungssystemen für den Weltraum. Nicht nur dabei könnte sie "Stratos" weiter bringen.
Selbst fünf Tage nach dem Rekordsprung von Felix Baumgartner sorgt das Abenteuer noch für Wirbel - auch in der Welt der Wissenschaft. Diese beschäftigt sich nach der Aktion des Extremsportlers mit den Auswirkungen, die wahnwitzige Geschwindigkeiten und Höhen auf den menschlichen Körper haben können. Auf neue Erkenntnisse, die zur Entwicklung verbesserter Raumfahrtanzüge, neuer Trainingsmethoden und medizinischen Behandlungsansätzen führen könnten, wird gehofft.
Beim Gedanken an Baumgartners Wagemut gerät Nasa-Ingenieur Dustin Gohmert ins Schwärmen. Die Mission habe "für uns alle eine gute Grundlage" zur Verbesserung der Überlebenschancen von Astronauten, Weltraumtouristen sowie Piloten und Passagieren in extremen Höhenlagen gelegt, sagt er.
Rettungssysteme für Weltraum gesucht
Schon seit Jahrzehnten tüftelten Wissenschaftler etwa an autonomen Rettungssystemen für den Weltraum. Seit sich Joe Kittinger 1960 aus 31 Kilometern Höhe in die Tiefe stürzte, jedoch mit einem Tempo von 988 Stundenkilometern die Schallgeschwindigkeit verfehlte, gab es dazu keine nennenswerten Fortschritte zu vermelden.
Mit Baumgartners Rekordsprung aus einer Höhe von etwa 39 Kilometern könnte sich das nun ändern. Dass der Extremsportler dabei mit einem viel höheren Wert als Mach 1 (Verhältnis der Fluggeschwindigkeit zur Schallgeschwindigkeit in der Luft) die Schallmauer durchbrach, lässt vor allem den früheren Nasa-Chirurgen Jonathan Clark frohlocken.
"Das war Mach 1,24, was wirklich sehr viel ist. Das ist viel höher, als wir es jemals erwartet hätten. Dadurch haben wir viel über Geschwindigkeiten und Höhen gelernt." Clark leitete das Ärzteteam um Baumgartner. Sie seien immer noch dabei, alle Daten zu analysieren, die die Sensoren von Baumgartners Körperströmen gesammelt hätten, sagt der Mediziner.
Schlüsse für kommerzielle Raufahrt
Als lehrreich könnte sich auch Baumgartners Körperhaltung erweisen. So geriet der Extremsportler während des Sprungs für etwa 40 Sekunden ins Trudeln, bevor er sich wieder aufrichtete. Für Unternehmen wie Virgin Galactic, die Raumschiffe für Touristenreisen ins Weltall entwickeln, könnte sich diese Technik als hilfreich entpuppen. Denn solche Konzerne sollten ihren Kunden auch einen Notfall-Plan anbieten können.
(APA)