Fischler fordert Einführung einer EU-Steuer

Franz Fischler
Franz Fischler c Dapd Christian Forcher
  • Drucken

Der frühere Agrarkommissar kritisiert die Bundesregierung wegen unterschiedlicher Positionen im EU-Budget-Poker. Fischler verteidigt die relativ hohen Ausgaben für die Landwirtschaft .

Wien/Wb. Die Europäische Union könnte sich einen Streit unter Nettozahlern künftig ersparen. Davon ist der langjährige Agrarkommissar Franz Fischler überzeugt. Sie müsste dafür aber eine alternative Finanzquelle schaffen. „Das heißt, dass es eine Europasteuer geben muss.“ Zwar sei bereits vor sieben Jahren vereinbart worden, das EU-Haushaltssystem zu reformieren. „Leider ist das aber nicht geschehen“, so Fischler im Gespräch mit der „Presse“. Ganz im Gegenteil: Die 27 Regierungen hätten in diesen sieben Jahren der EU neue Aufgaben übertragen und seien nun nicht bereit, die Finanzierung dafür bereitzustellen.

Fischler verteidigt die relativ hohen Ausgaben für die Landwirtschaft und verweist darauf, dass sie trotz Erweiterung nicht entsprechend angehoben wurden. Kritik übt er aber am Fehlen einer Deckelung der Zahlungen für Großbetriebe. Das System der Betriebsprämien habe zwei Komponenten: Mit der einen werden die Umweltleistungen der Landwirtschaft abgegolten. Die andere sei eine soziale Komponente. „Und genau diese soziale Komponente rechtfertigt es nicht, dass große Betriebe gleich behandelt werden wie kleine.“ Hier argumentiere auch Großbritannien völlig widersprüchlich: „London will die Agrarausgaben kürzen. Wenn es aber darum geht, bei den Großen zu beginnen, ist Großbritannien der größte Bremser.“

Kontraproduktiv hält Fischler, der sich in der Demokratieplattform „MeinOE“ engagiert, die in der Öffentlichkeit ausgetragenen Kontroversen zum EU-Budget unter den Regierungsparteien. „Es bringt immer eine Schwächung der Verhandlungsposition, wenn aus einem Mitgliedstaat unterschiedliche Haltungen kommen. Das schadet Österreich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

vorbei EUFinanzgipfel gescheitert
Europa

"Nichts übers Knie brechen": EU-Gipfel gescheitert

Die 27 Staats- und Regierungschefs wollen im kommenden Jahr weiter über das EU-Budget 2014-2020 verhandeln. Deutschlands Kanzlerin Merkel gibt sich optimistisch: "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit."
Finanzministerin Fekter in Zypern
Europa

Knackpunkt beim Zypern-Paket: Finanzhilfen für Banken

Die Regierung in Nikosia verkündete eine Einigung auf ein 17,5 Milliarden-Euro-Paket. Zypern wäre damit nach Griechenland, Irland und Portugal das vierte EU-Land, das Finanzhilfen in Anspruch nimmt.
Europa

Der neue Vorschlag zum EU-Finanzrahmen

Der Kompromissvorschlag von EU-Ratspräsident Van Rompuy sieht mehr Gelder für die Ländwirtschaft und weniger für Forschung und Verkehr vor.
Europaeischer Gipfel Veto
Europa

Veto-Drohungen beim Europäischen Gipfel

Knapp eine Billion Euro soll die EU von 2014 bis 2020 ausgeben können. Wo und wofür, ist seit Donnerstagabend Gegenstand eines zähen Streits und zahlreicher Blockadedrohungen.
Leitartikel

Sie wollen ans Fett der EU, specken aber selbst nicht ab

Die Debatte über das EU-Budget wirkt skurril. Natürlich kann Brüssel sparen, aber die Mitgliedstaaten müssten denselben Maßstab an ihre eigenen Verwaltungen anlegen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.