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Putin betrauert Tod von „Freund“ Berlusconi, Staatsbegräbnis in Mailand

Silvio Berlusconi auf einem Archivbild aus dem Jahr 2010.
Silvio Berlusconi auf einem Archivbild aus dem Jahr 2010.Remo Casilli
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Russlands Präsident Putin würdigt den verstorbenen italienischen Ex-Premier als „teuren Menschen“. Regierungschefin Meloni lobt den Mut Berlusconis. Und auch die Opposition würdigt seine Leistungen. Am Mittwoch soll ein Staatsbegräbnis im Mailänder Dom stattfinden.

Der italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi ist tot. Der Medientycoon starb mit 86 Jahren in der Mailänder San Raffaele-Klinik, in die er am Freitag wegen seiner chronischen Leukämie eingeliefert worden war, bestätigte Berlusconis Fernsehkonzern MFE. Wie seine Familie mitteilte, war für Mittwoch ein Staatsbegräbnis im Mailänder Dom im Beisein von Staatspräsident Sergio Mattarella geplant.

Das Begräbnis wird vom Mailänder Erzbischof Mario Delpini zelebriert. Der Mittwoch soll ein Trauertag in Italien sein. Am Montag wurden die Fahnen des Regierungsgebäudes und des Parlaments in Rom als Zeichen der Trauer auf Halbmast gehisst.

TV-Sender unterbrachen Programm

Um den Tod des Medientycoons bekannt zu geben, waren die Programme von Berlusconis TV-Sender unterbrochen worden. Hunderte Journalisten, TV-Teams und Anhänger des Medienzaren versammelten sich vor der Klinik. Berlusconis Leichnam wurde in seine Residenz in Arcore überführt. Am Dienstag soll er in einem Studio der TV-Gruppe Mediaset aufgebahrt werden. Erwartet wird, dass tausende Menschen von dem Medientycoon Abschied nehmen werden.

Politiker aus allen Lagern kondolierten der Familie. „Silvio Berlusconi war vor allem ein Kämpfer, er war ein Mann, der nie Angst hatte, seine Überzeugungen zu verteidigen, und genau dieser Mut und diese Entschlossenheit machten ihn zu einem der einflussreichsten Männer in der Geschichte Italiens“, so die italienische Premierministerin Giorgia Meloni. „Mit Berlusconi hat Italien gelernt, dass es sich niemals Grenzen auferlegen lassen darf. Es lernte, dass es niemals aufgeben darf. Mit ihm haben wir viele Schlachten geschlagen, gewonnen und verloren. Und auch für ihn werden wir die Ziele, die wir uns gemeinsam gesetzt haben, erreichen. Auf Wiedersehen Silvio“, schrieb Meloni. Ihre Regierungskoalition wird von Berlusconis Partei Forza Italia unterstützt.

Mattarella: „Unserer Republik den Stempel aufgedrückt“

Präsident Sergio Mattarella würdigte Berlusconi als Persönlichkeit, die lange Zeit die italienische Politik geprägt hat. „Berlusconi war ein großer Politiker, der der Geschichte unserer Republik seinen Stempel aufgedrückt hat“, so Mattarella. „Wir verlieren einen großen Italiener“, erklärte der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini. „Der Tod Berlusconis bedeutet das Ende einer Ära, für uns ist sein Ableben ein großer, enormer Schmerz“, sagte Verteidigungsminister Guido Crosetto.

Berlusconis „rechte Hand“ in der Forza Italia, Außenminister Antonio Tajani, sprach von einem enormen Verlust. „Wir haben als Forza Italia die Pflicht, vorwärts zu gehen, auch wenn wir verwundet sind. Wir werden dies unter Berlusconis moralischer und geistiger Führung tun und wir werden nach seinen Hinweisen weiterarbeiten“, sagte Tajani. Erwartet wird, dass Tajani das Ruder der Partei übernehmen wird.

Der Papst sendete der Familie Berlusconis ein Beileidstelegramm. Franziskus drückte „seine aufrichtige Anteilnahme an der Trauer über den Verlust eines Protagonisten von Italiens politischem Leben aus, der mit energischem Temperament öffentliche Verantwortung trug“, teilte der Vatikan mit. „Seine Heiligkeit erbittet vom Herrn den ewigen Frieden für ihn und den Trost des Herzens für alle, die um ihn trauern. Ich schließe mich den Beileidsbekundungen mit inbrünstigem Gedenken im Gebet an“, hieß es im Telegramm an die Kinder Berlusconis. Der ehemalige Premierminister hatte fünf Kinder aus zwei Ehen und 16 Enkelkinder.

Russlands Präsident konduliert: „Echter Freund“

Auch aus dem Ausland trafen Kondolenzschreiben ein. Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete Berlusconis Tod als „irreparablen Verlust“. Berlusconi sei für ihn „ein teurer Mensch, ein echter Freund“ gewesen. „Ich habe ihn stets für seine Weisheit, seine Fähigkeit, selbst in den schwierigsten Situationen ausgewogene und weitsichtige Entscheidungen zu treffen, aufrichtig bewundert. Bei jedem unserer Treffen vermittelte er mir seine unglaubliche Vitalität, seinen Optimismus und seinen Sinn für Humor“, schrieb der russische Präsident in einer Kondolenzbotschaft an Staatspräsident Mattarella, die auf der Website des Kremls veröffentlicht wurde.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) würdigte Berlusconi als prägende Figur der europäischen Politik. „Als ehemaliger Ministerpräsident Italiens hat Silvio Berlusconi die politische Landschaft unseres Nachbarlandes und Europas geprägt“, schrieb Nehammer am Montag auf Twitter zum Ableben Berlusconis. „Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden seinen Angehörigen und dem italienischen Volk.“

„Wir kondolieren der Familie und dem italienischen Volk für das Ableben Berlusconis“, sagte der Sprecher der EU-Kommission, Eric Mamer, bei seinem täglichen Briefing. Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán postete auf Twitter und Facebook ein gemeinsames Foto, unter dem „Riposa in pace, amico mio!“ (Ruhe in Frieden, mein Freund!) stand. „Der große Kämpfer ist gegangen“, schrieb der rechtsnationale Ministerpräsident dazu.

Die Chefin der rechtspopulistischen französischen Partei „Rassemblement National“, Marine Le Pen, schrieb, dass Berlusconi „Italiens politisches Leben zutiefst geprägt hat“. „Er war ein untypischer Politiker mit einem außerordentlichen Leben“, kommentierte Le Pen.

Auch Opposition findet Worte der Respektsbekundung

Auch die italienischen Opposition würdigte Berlusconis Rolle in der Politik. „Wir haben unterschiedliche Welten vertreten, doch wir waren nie Feinde“, kommentierte der Ex-EU-Kommissionschef Romano Prodi. „Berlusconi hat die Geschichte unseres Landes geschrieben. Sein Tod betrifft uns alle“, betonte der ehemalige Premier und frühere Chef der Demokratischen Partei (PD), Enrico Letta. Auch Berlusconis Fußballclub AC Monza trauert um den Medientycoon, der von 1986 bis 2017 auch Eigentümer des Erstligisten AC Milan war.

Erst am 19. Mai war Berlusconi nach 45 Tagen Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden, in dem er wegen einer Lungeninfektion behandelt worden war. Er hatte zwölf Tage auf der Intensivstation verbracht. Berlusconi war bis zu seinem Tode Vorsitzender der mitregierenden Mitte-Rechts-Partei Forza Italia. Zwischen 1994 und 2011 war er vier Mal italienischer Regierungschef gewesen.

(APA/Reuters)

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