Morgenglosse

Kardinal Schönborn macht das Haus für seinen Nachfolger besenrein

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph SchönbornClemens Fabry
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Der Sparkurs ist hart, der die finanziell ins Trudeln gekommene Erzdiözese Wien wieder auf Vordermann bringen soll. Hart ist auch das Los für den 78-jährigen Kardinal Christoph Schönborn.

„Zukunft Kirche“, „Mit Jesus voran“ oder „Neues wagen“. So oder so ähnlich könnte man sich gut den Titel für einen Sparkurs vorstellen, der verschleiern will, dass er ein Sparkurs ist. Die Kirche ist ja nicht ganz ungeübt im freundlichen Umschreiben oder Verharmlosen von Tatsachen, im leicht frömmelnden Zungenschlag, im Zukleistern von Problembereichen. Kardinal Christoph Schönborn und die Seinen haben sich jetzt aber offenbar ein Vorbild an Papst Franziskus genommen.

Der wieder sagt sehr unverblümt, was Sache ist, oder jedenfalls was er für Sache hält. Nicht immer mag das der antiseptischen reinen theologischen Lehre entsprechen und fast nie dem Geschmack vieler seiner Mit- und Zuarbeiter an der römischen Kurie. Aber er kann es sich nun einmal als Oberhaupt der katholischen Kirche leisten.

Toxischer Mix für die Finanzen

Doch wir schweifen ab. Apropos leisten. Die Erzdiözese Wien wird sich so manches künftig nicht mehr leisten können. Eine Rekordzahl an Austritten aus der Kirche, Rückgang der Spenden, exorbitant hohe Inflation und ein nobler Verzicht auf eine Erhöhung des Kirchenbeitrags um die volle Inflationsrate (Stadt Wien und ihr volles Draufschlagen bei den Gebühren bitte zuhören!) sind ein absolut toxischer Mix für die Finanzen. So muss der 78-jährige Kardinal Christoph Schönborn eineinhalb Jahre vor der Entlassung in den Ruhestand einen Sparkurs verordnen. Priorisieren und finanzieren, so lautet der unumwundene Titel der Bemühungen der Wiener Erzdiözese um die schwarze Null und darum, dem Nachfolger (wer immer das sein mag; wahrscheinlich weiß es noch nicht einmal der sich von seiner Operation erholende Papst) den Start zu erleichtern.

Der Titel sagt, was Sache ist. Und ist umso interessanter gewählt, weil der katholischen Kirche manchmal (nicht immer zu Unrecht) nachgesagt wird, von Ökonomie im Gegensatz zur Ökumene recht wenig Ahnung zu haben. Jedenfalls erkennen jetzt auch die Weltabgewandtesten, dass effizienter Ressourceneinsatz, dass sparsames Wirtschaften Grundvoraussetzung dafür ist, den Betrieb auch einer Kirche aufrechtzuerhalten. Vielleicht wird ja auch der eine oder andere Kirchenvertreter künftig demütiger oder zurückhaltender in der Kritik an dem, was „Turbokapitalismus“ und „Neoliberalismus“ genannt wird oder auch an Unternehmern.

Wie Kardinal Christoph Schönborn so schön sagt: Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt. Die Hoffnung stirbt nie.

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