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Tödliche Flucht in die EU: Fünf Fragen zur Tragödie vor Griechenland

Schock nach Flüchtlingstragödie
Schock nach Flüchtlingstragödie APA/AFP
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Beim Flüchtlingsunglück vor Griechenland starben möglicherweise Hunderte Menschen. Neun Personen sollen mittlerweile festgenommen worden sein. Die Hintergründe einer weiteren, angekündigten Katastrophe.

Die Zahl der Toten stieg am Donnerstag rasant, auch wenn Rettungskräfte nonstop im Einsatz waren, um Überlebende aus dem Meer zu bergen: Hunderte Opfer wurden befürchtet. Denn auf dem überfüllten Schiff, das am Mittwoch vor der griechischen Küste unterging, befanden sich 750 Flüchtlinge, gerettet wurden nur 104 Menschen. An Bord waren 100 Kinder, die meisten unter Deck – das zur tödlichen Falle wurde. Neun Ägyptern, denen die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Menschenschmuggel angelastet wird, sollen am Donnerstagabend festgenommen worden sein.

Das Schiffsunglück vor der Peloponnes zählt zu einer der schlimmsten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer. Es weckt Erinnerungen an das Unglück vor der sizilianischen Insel Lampedusa im Oktober 2013, als 366 Menschen ums Leben kamen. Im März erst schockierten Bilder der Babyleichen am Strand des kalabresischen Crotone die Welt, als ein Flüchtlingsboot unterging und fast hundert Menschen starben.

Das Mittelmeer ist ein gewaltiges Grab: Seit 2014 werden laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) mehr als 27.000 Menschen vermisst, die sich auf der illegalen Überfahrt auf überfüllten Booten befanden und Schiffbruch erlitten. Allein seit Jänner 2023 ertranken fast 1300 Personen. So viele wie seit Jahren nicht mehr.

1) Warum sterben wieder so viele Flüchtlinge auf der Überfahrt?

Das Schiff kam aus Libyen, Ziel war Italien. Derzeit starten wieder die allermeisten, völlig überfüllten Flüchtlingsboote aus dem Bürgerkriegsland Libyen und dem instabilen Tunesien. Diese Boote überqueren das Mittelmeer in Richtung EU über den tödlichsten – weil weitesten – aller Fluchtwege, die Zentrale Mittelmeerroute. Seit 2014 starben dort 21.300 Menschen. Während aus Libyen größere Boote loslegen, kommen aus Tunesien auch zahlreiche kleine Fischerboote nach Italien, mit weniger Menschen an Bord. Die EU und einzelne Mitgliedstaaten haben lukrative Abkommen mit Küstenwachen und Regierungen nordafrikanischer Länder geschlossen, damit diese die Boote abhalten. Die Erfolgsbilanz ist bescheiden.

2) Warum kommen wieder mehr Menschen über das Mittelmeer nach Europa?

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