Leitartikel

Ein Minister ohne Ministerium im Zweiklassensystem

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP)
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) APA/EVA MANHART
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Martin Polaschek ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Intellektueller aus dem Universitätsmilieu nicht zwingend auch zum Politiker taugt.

Martin Polaschek war ein angesehener Rechtshistoriker an der Universität Graz, Schwerpunkt Erste Republik und NS-Zeit, sogar Rektor dort. Dann wurde er Minister. Über die genaue Genese gehen die Ansichten auseinander. Heinz Faßmann war jedenfalls überrascht, dass er sein Amt an Martin Polaschek abgeben musste. Der neue Kanzler, Karl Nehammer, hatte das so gewollt, möglicherweise hat auch der damalige steirische Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer, ein Wörtchen mitgeredet.

In seinem Amt am Minoritenplatz ist Martin Polaschek nie wirklich angekommen. Er hat weder eigene Akzente gesetzt, noch hat die Bürokratie im Bildungsministerium großes Interesse daran, ihn Akzente setzen zu lassen. Das Bild, das von dort gezeichnet wird: Da der Minister mit seinem engsten Kreis rund um seine Kabinettschefin und den stellvertretenden Kabinettschef, rundherum die Ministerialbürokratie, die teilweise noch den Faßmann-Zeiten nachtrauert. Zwei Welten, von einer unsichtbaren Barriere getrennt. Die Besetzung der neuen Digital-Uni in Linz hat einmal mehr für Eiszeit im Ministerium gesorgt. Der Vorwurf an den Minister ist, dass hier im Sinne einer alten Grazer Seilschaft vorgegangen wurde. Die Digital-Uni Linz gewissermaßen als Dependance der TU Graz, der solcherart auch keine große Konkurrenz erwachsen sollte.

Aber auch in der ÖVP ist Martin Polaschek nie wirklich angekommen. Er ist auch dort eher ein Außenseiter. Wobei, das war Heinz Faßmann auch. Aber dem sympathisch-schrulligen Geografieprofessor, einer Art Alexander Van der Bellen der ÖVP, sah man vieles nach. Selbst Sebastian Kurz, dessen Entourage mit jener von Faßmann im Dauerclinch lag.

Martin Polaschek wird nach der nächsten Nationalratswahl als Minister wohl Geschichte sein. Manche im Ministerium können das kaum erwarten, die größten Fans von Neuwahlgerüchten sitzen dort.

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