Offener Brief

Heinz Faßmann und Co. fordern ideologiefreie Diskussion über grüne Gentechnik

Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, richtet sich mit anderen Forschenden per Offenem Brief an die Politik und NGOs: Über Grüne Gentechnik solle „vorurteilsfrei“ diskutiert werden.
Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, richtet sich mit anderen Forschenden per Offenem Brief an die Politik und NGOs: Über Grüne Gentechnik solle „vorurteilsfrei“ diskutiert werden.Jana Madzigon
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In einem Offenen Brief rufen Vertreter und Vertreterinnen der Wissenschaft dazu auf, über die „Genschere“ vorurteilsfrei zu diskutieren. Gen-Editierung sei ein „hocheffizientes Werkzeug“ bei der Anpassung von Pflanzen an den Klimawandel, für nachhaltige Landwirtschaft und die Heilung von Krankheiten.

Über Grüne Gentechnik solle man „vorurteilsfrei, aufgeschlossen und auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz“ bewerten: So lautet der zentrale Inhalt des Offenen Briefs, den Vertreter der Wissenschaft rund um Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Sabine Seidler, TU-Wien-Rektorin und Präsidentin der Universitätskonferenz (uniko), am Donnerstag veröffentlicht haben. Hintergrund des Aufrufs ist eine EU-Richtlinie, die in der kommenden Woche erwartet wird. Man wolle in der Diskussion darüber nicht den Wissenschaftsskeptikern den Diskurs überlassen.

Die Politik sei dazu aufgerufen, über die sogenannte „Genschere“, also das Editieren von Genen, ohne ideologische Scheuklappen zu diskutieren. Unterzeichnet wurde der Brief neben Faßmann und Seidler auch von den Rektoren der Unis Wien, Innsbruck, Graz, der Boku in Wien sowie den Präsidenten des Wissenschaftsfonds (FWF), dem Institute of Science and Technology Austria (ISTA), dem Austrian Institute of Technology (AIT) und dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) des Vienna BioCenter.

„Nicht nach Methode ihrer Erzeugung bewerten“

Relevant ist die Gen-Editierung insbesondere für die Landwirtschaft. Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna erhielten dafür 2020 den Nobelpreis für Chemie. Sie basiert auf einem molekularbiologischen Prinzip, bei dem bereits vorhandene Gene gezielt verändert werden. Wie man im Brief hinweist, geschieht das auch durch konventionelle Züchtung. Diese aber seien bei „konventionellen Methoden wesentlich langsamer zu erreichen“. Die Methode der Gen-Editierung sei „wesentlich schneller und gezielter als herkömmliche Verfahren“ und deshalb ein „hoch effizientes Werkzeug“: So habe man bei fast 700 erforschten Beispielen in über 40 Pflanzenarten durch die Gen-Editierung „größere Schädlingsresistenzen, verbesserte Eiweiß- oder Fettsäurezusammensetzungen oder weniger unverträgliche Inhaltsstoffe erzielt“.  

Die Unterzeichner treten dafür ein, editierte Pflanzen “rechtlich mit den gleichen Verfahren wie bei der konventionellen Züchtung zu beurteilen“. Damit schließe man sich den Empfehlungen der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, des European Academies Science Advisory Council und der EU Initiative Sustainable Agriculture through Genome Editing an.

„Unser Appell richtet sich an politische Entscheidungsträger:innen, Interessensvertretungen und NGOs: Eine ideologisch geführte Debatte schürt die Angst der Bürgerinnen und Bürger und spielt der Wissenschaftsfeindlichkeit in die Hände“, heißt es. „Deshalb: Informieren Sie sich bei der Wissenschaft! Treten Sie mit den Expert:innen in einen Dialog ein, um die Fragen zur Gen-Editierung zu klären. Hören und prüfen Sie, was die Wissenschaft anzubieten hat, um eine fundierte Meinung zu bilden.“ (juwe)

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