Kursmanipulation: "Ich Trottel bin halt dabei gewesen"

Kursmanipulation muessen jetzt machen
Kursmanipulation muessen jetzt machen(c) APA (Georg Hochmuth)
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Der frühere Telekom-Prokurist Josef Trimmel belastet die ehemaligen Vorstände Fischer und Colombo. Ex-Vorstand Sundt entlastet er.

Der Telekom-Prokurist Josef Trimmel hat am zweiten Verhandlungstag im Telekom-Prozess die beiden angeklagten damaligen Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo belastet. Diese hätten zugestimmt, dass der mitangeklagte Banker Johann Wanovits den Aktienkurs in die Höhe treiben soll. Der nun als Kronzeuge agierende Gernot Schieszler habe ihm dies damals telefonisch mitgeteilt, daraufhin habe er es Wanovits mitgeteilt, so Trimmel. "Sundt war kein Thema", entlastete er den mitangeklagten Ex-Generaldirektor Heinz Sundt. Zuvor sei es bei einem Treffen von Trimmel, Wanovits und dem Kronzeugen Gernot Schieszler über etwaige "Gegengeschäfte" im Umfang von rund einer Million Euro für Wanovits gegangen.

Die Historie der nun angeklagten Kursmanipulation im Februar 2004 erklärte Trimmel, der sich nicht schuldig bekannte, so: Wanovits sei an ihn herangetreten, ob er ihm nicht einen Kontakt zu den Finanzverantwortlichen der Telekom herstellen könnte. Er habe ihn dann an Schieszler vermittelt. Unmittelbar vor dem Aktienoptionenprogramm kam es zu einem Treffen von Schieszler, Trimmel und Wanovits im "Gasthaus Hansy" beim Wiener Praterstern. Was dort genau gesprochen wurde, wisse er nicht mehr, es sei damals aber nichts vereinbart worden, so Trimmel zu Richter Michael Tolstiuk.

"Kann nur am letzten Tag dagegenhalten"

Vor dem zweiten Treffen zu Beginn der Aktionswoche - (Trimmel: "Ich glaube der 22. Februar war das") - habe Schieszler mit Wanovits telefoniert. Wanovits habe erzählt, dass jemand den Kurs drückt, dass "Eisberge" reingeschoben würden. Daraufhin sei er mit Schieszler zu Wanovits gefahren und dort sei ihnen gezeigt worden, wie der Kurs angegriffen werde. Wanovits habe dann wohl gesagt: "Da kann man nur am letzten Tag dagegenhalten." Es sei dann über ein mögliches Gegengeschäft nachgedacht worden, letztendlich habe Schieszler aber dann gesagt, er unternehme hier nichts.

Er, Trimmel, sei jedenfalls davon ausgegangen, dass das Thema erledigt sei - bis ihn am letzten Optionstag plötzlich Schieszler angerufen habe. "Du, du musst es sofort dem Wanovits sagen, er muss es machen", habe Schieszler gesagt, aber er müsse noch einmal kurz mit dem zweiten Vorstand sprechen, er müsse sich rückversichern. Auf die Frage des Richters, wen er mit den beiden Vorständen meine, nannte Trimmel die Namen Fischer und Colombo. "Er (Schieszler, Anm.) sagte, er ruft Fischer und Colombo an".

"Wir müssen das jetzt machen"

Zehn Minuten später habe Schieszler wieder angerufen und gemeint "du, sie wollen das, wir müssen das jetzt machen". "Für mich war dann klar, es ist der Wille vom Vorstand", so Trimmel. "Damit ist es gefahren", meinte er. Damals habe er sich nicht gedacht, dass dadurch der Telekom ein Schaden entstehen würde. Heute würde er ganz anders handeln: "Mit dem heutigen Wissen tät ich sagen, geh'ma zur FMA und zeig' ma's an", zeigte sich Trimmel reuig.

Grafik zum Telekom-Prozess
Grafik zum Telekom-Prozess(c) APA

Zwei Geldübergaben an Wanovits

Der mitangeklagte Trimmel schilderte dann zwei Geldübergaben an den Euro Invest-Banker Johann Wanovits (in Summe 500.000 Euro). Einige Monate nach der Kursmanipulation sei er mit "Gernot" (Schieszler) zu "Peter" (Hochegger) gegangen, und dieser habe ihnen eine Viertelmillion Euro in Bar übergeben. Richter Tolstiuk fragte an dieser Stelle nach, ob Wanovits ihn und Schieszler aufgefordert habe, sich auch ein "Packerl" zu nehmen. Ja, er und Schieszler hätten sich Geld genommen, er selber etwa 10.000 bis 15.000 Euro, bestätigte Trimmel. "Das war ein Riesenfehler, weil ich hab mir im ganzen Leben nie Geld genommen". Wie viel Geld genau er und Schieszler damals für sich selber einsteckten, das wisse er nicht, beteuerte Trimmel.

Überhaupt zeigte sich Trimmel heute bei der Vernehmung sehr zerknirscht. "Ich hab mir mit dem einen Anruf (bei Wanovits, Anm.) mein Leben ruiniert". Schieszler sei immer der "Machatschek", der Macher gewesen, "ich Trottel bin halt dabei gewesen". Das Geld von Hochegger habe er nicht gezählt, er sei auch über die Bargeldübergabe völlig überrascht gewesen. Er habe sich geschreckt. Aber Schieszler habe das Geld bei Hochegger in seine Aktentasche gesteckt.

Nur noch Bargeldübergabe war möglich

Als Grund für die Bargeldübergabe an Wanovits nannte Trimmel, dass ein "legales Gegengeschäft" mit dem hilfreichen Broker nach der medialen Aufregung über den Kurssprung in letzter Minute und wegen der FMA-Prüfung nicht mehr möglich gewesen sei. Diesen Grund habe ihm Gernot gesagt. "Gernot hat gesagt, er hat eine Studie aufstellen lassen, die schon fertig ist, er kann kein anderes legales Geschäft als Gegengeschäft machen, und er will damit die Schuld begleichen", führte Trimmel aus. Er kenne die Studie nicht, es sei um "Marktchancen in Osteuropa" gegangen. "Dass es im Haus (in der Telekom selber, Anm.) gemacht wird, hat er mir nachher erzählt."

Das Bargeld kam von Hochegger, weil dieser von der Telekom - formell für die Studie - Geld erhalten hatte, so die Anklage. Die Studie war aber in Wahrheit von der Telekom selber erstellt worden. Über Hochegger war nur ein Bargeldfluss an Wanovits erzeugt worden. Das Geld wurde gewaschen. Schieszler und Trimmel fungierten als Geldboten.

Trimmel zahlte Geld zurück

Seinen eigenen Vorteil aus dem Mitarbeiteroptionenprogramm lukrierte Trimmel im Jahr 2004 in Aktien und in Bargeld, er nahm also eine Mischoption in Anspruch. Später habe er "wegen des Medienrummels" seinen Vorteil daraus, 112.000 Euro, an die Telekom zurückgezahlt, sagte er heute. Dafür habe er ein Sparbuch aufgelöst. Er sei auch bereit, das bei den Geldübergaben an Wanovits genommene "Packerl" der Telekom zurückzubezahlen, auch wenn er die Höhe nicht wisse, versicherte Trimmel dem Privatbeteiligtenvertreter der Telekom.

Eine zweite Geldübergabe an Wanovits soll stattgefunden haben, als gerade ein Vortrag des Kriminalpsychologen Thomas Müller zum Thema "Rechtsberatung des Vorstandes" im Gange war, so Trimmel.

(APA)

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