Beschimpft und gerempelt

Rammstein-Fans attackieren ORF-Team antisemitisch

Bei der Demo vorab kam es lediglich zu einzelnen Wortgefechten. Später war die Stimmung eine andere.
Bei der Demo vorab kam es lediglich zu einzelnen Wortgefechten. Später war die Stimmung eine andere. GEORG HOCHMUTH/APA
  • Drucken

Ein ORF-Reporter wurde nach dem Rammstein-Konzert am Mittwochabend antisemitisch beschimpft und angegriffen. Er beschreibt die Stimmung als „sehr eigenartig“ und „extrem aggressiv“. Berichtet werden musste nach mehreren Zwischenfällen unter Polizeischutz.

Am Mittwochabend protestierten Schätzungen zufolge 1800 Menschen vor dem Ernst-Happel-Stadion gegen das anstehende Rammstein-Konzert. Auch wenn die Anspannung zwischen den Fronten – den Fans der Band und den Demonstrierenden – deutlich spürbar war, verlief der Protest des Bündnisses #KeineBühne ohne gröbere Zwischenfälle.

Dem ORF-Reporter Dietmar Petschl zufolge dürfte es jedoch nach dem Konzert hie und da eskaliert sein. In der ZIB 3 berichtete er von mehreren Schlägereien und einer „extrem aggressiven Stimmung“. Die Demonstration war zu diesem Zeitpunkt schon längst vorbei, auch waren keine Demonstrierenden mehr vor Ort. „Es ist tatsächlich so, dass auch wir hier jetzt unter Polizeischutz vor dem Stadion stehen“, sagte Petschl. Zuvor dürften der Reporter und die Kamerafrau des ORF von Rammstein-Fans „mehrmals attackiert“ worden sein – tätlich attackiert. Der ORF strahlte jene Aufnahmen auch aus. Sie zeigen den Reporter, während ein Fan ihn antisemitisch beleidigt, dann schreit dieser „Ihr seid‘s lauter Juden, Oida! Gfraster seid‘s ihr. Scheiß ORF!“ und greift Petschl an. Bei einer anderen Aufnahme wackelt plötzlich die Kamera. Petschl in der „ZiB 3“: „So etwas habe ich tatsächlich nach einem Konzert noch nicht erlebt.“

Laut Polizei, die mit 170 Beamtinnen und Beamten im Einsatz war, wird der Sachverhalt genau erhoben und „nach geklärter Sachlage dementsprechend polizeilich vorgegangen“. Im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Kamerafrau seien bereits Anzeigen gelegt worden.  

Presseclub Concordia via X (vormals Twitter) sprach im Zusammenhang mit der Attacke von einem „widerlichen Angriff“, den man verurteile. Die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer zeigte sich ebenfalls empört. „Unglaublich was sich beim gestrigen Rammstein-Konzert abgespielt hat. Antisemitismus und Gewalt gegen Journalist:innen - beides ein NoGo. Die Vorfälle müssen untersucht werden“, forderte sie auf X.

Abgesehen davon gab es einige Anzeigen rund um das Event. Im Vorfeld des Gigs wurde ein Mann vor dem Stadion aufgrund der Bestimmungen des Verbotsgesetzes angezeigt. Hierbei trug dieser ein nationalsozialistisches Abzeichen am Mantelkragen. Außerdem gab es u.a. fünf Anzeigen wegen des Verdachts auf Körperverletzung, zwei wegen des Verdachts auf sexuelle Belästigung und je eine nach dem Suchtmittelgesetz, wegen Ordnungsstörung, des Verdachts auf Sachbeschädigung und aggressiven Verhaltens. (evdin/APA)

>> Zum Nachschauen

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.