Österreichs Heer kauft Drohnen um 16 Millionen Euro

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oesterreichs Heer kauft Drohnen(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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In diesem Jahr kauft das Bundesheer erstmals unbemannte Flugobjekte. Im Sommer soll der Zuschlag dafür erteilt werden. 2016 werden weitere Drohnen beschafft.

Wien. Sie sind einsetzbar bei Nacht, im Gebirgsgelände, bei Naturkatastrophen und können selbstständig über mehrere Kilometer hinweg fliegen: Immer mehr Länder setzen zu Aufklärungszwecken Drohnen, also unbemannte Flugobjekte, ein. Und bald soll es auch in Österreich soweit sein. Denn das heimische Bundesheer wird noch in diesem Jahr erstmals sechs solcher (unbewaffneten) Drohnensysteme kaufen.

3,9 Millionen Euro sind dafür im Budget einkalkuliert - und damit nicht genug: „Wir planen auch, zwischen 2016 und 2018 den Beschaffungsvorgang auf 16 Millionen Euro auszudehnen", sagt Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) zur „Presse". Soll heißen: Nach dem ersten Einkauf in diesem Jahr soll der Drohnenbestand noch weiter aufgestockt werden.

Doch wozu braucht Österreich überhaupt solche Flugobjekte? Klug sieht in dieser Anschaffung „wesentliche Verbesserungsschritte" für die Truppe und den Schutz der Bevölkerung. Einsatzszenarien gebe es schließlich genug. Einerseits im Inland, wo man die Drohnen vor allem Dank ihrer auch bei Nacht sichtfähigen Wärmebild-Kameras gut gebrauchen könne. „Ich denke nur an das Aufspüren von Glutnestern nach Waldbränden, die schnell gesichtet werden müssen", meint Klug. Auch nach Muren und starken Regenfällen würden Drohnen Gefahren schnell sichten können. Ob das nicht auch mit einem Helikopter möglich sei? „Ja", antwortet Klug. „Aber mit den Drohnen geht es wesentlich schneller, sie liefern scharfe Aufnahmen und außerdem ist ihr Einsatz kostengünstiger."

Aber auch im Ausland könne man Drohnen gut gebrauchen, meint Reinhard Zmug von der Luftzeugabteilung im Bundesheer sowie Hauptverantwortlicher für den Beschaffungsprozess. „Und zwar zur Überwachung von Räumen, aber auch zur Bewachung von Demonstrationen von oben." Das hätte gleich zwei Vorteile: Einerseits würde man die Kräfte am Boden schonen, von denen man oft ohnehin zu wenige hätte. Bei Menschenansammlungen würden die Drohnen aus deeskalierend wirken: „Sie beobachten die Leute von oben, und am Boden sieht man nicht allzu viele Soldaten." So würden auch weniger schnell Konflikte entstehen. „Denn wenn eine Drohne 300 Meter entfernt von Ihnen fliegt, sehen Sie sie nicht mehr. Sie ist so klein und hell, man hört sie auch kaum mehr", erklärt Zmug. Die Menschen würden demnach auch gar nicht merken, dass sie beobachtet werden.

Die Flugkörper hätten aber auch noch andere Vorteile: „Sie können zum Beispiel einige Kilometer vor Konvois fliegen. Falls Gefahr droht, kann man entsprechend reagieren und ausweichen", meint Zmug.

Keine Grenzüberwachung angedacht


Zur Überwachung der österreichischen Grenze sollen die Drohnen nicht eingesetzt werden - Klugs Vorgänger Norbert Darabos (SPÖ) hatte im Sommer laut darüber nachgedacht und damit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verärgert. „Sollte ein konkreter Bedarf angemeldet werden, dann wird gemeinsam darüber beraten und entschieden", meint Klug diplomatisch, wohl auch um den neu gewonnenen Frieden in militärpolitischen Fragen zu wahren.

Von den Drohnen wird aber dennoch relativ viel verlangt - obwohl es im Endeffekt nur Mini-Fluggeräte sind: Das Bundesheer will Modelle mit einer Spannweite zwischen ein bis zwei Metern, wiegen werden sie laut Zmug wohl nicht mehr als sieben Kilo. Dennoch müssen sie noch auf einer Höhe von 3000 Metern problemlos starten können und bis zu 10 bis 30 Kilometer zurücklegen. Betrieben werden sie durch einen Elektromotor. Der Startvorgang erinnert auch eher an ein Modellflugzeug: Mit der Hand oder einem Gummiseil werden die Flugobjekte gestartet. Sind sie aber einmal in der Luft, läuft alles ganz automatisch: Die Flugbahn sowie der Landepunkt werden vor dem Start ins System eingegeben. Das Personal kann sich dann auf das Bild, das die Kamera in der Drohne aufnimmt, konzentrieren - und nicht auf das Lenken.
In den vier Millionen Euro, die das Bundesheer für die Erstanschaffung investiert, sind auch die Ausbildungskosten für 16 Personen enthalten - hauptsächlich aus dem Aufklärungs- und Artilleriebataillon, Jagdkommando und der Heerestruppenschule. Sie sollen später auch Personal ausbilden.

Der Zeitpunkt steht dabei schon fest: Nach einer öffentlichen Ausschreibung können nun ausgewählte Firmen (unter anderem kamen Bewerbungen aus den USA, Israel, Deutschland und Österreich) ihr Angebot abliefern. Ende Juli soll der Zuschlag erteilt werden. „Dann wird es noch drei bis sechs Monate bis zur Auslieferung des ersten Systemes dauern", meint Zmug. Die Soldaten sollen mit den Drohnen üben, außerdem soll evaluiert werden, wo ein Einsatz Sinn macht - und wieviele Drohnen dabei benötigt werden. Dann, rund um das Jahr 2016, soll der nächste Einkauf folgen.

Doch woher nimmt Klug eigentlich das Geld? „Dieser Beschaffungsvorgang ist im Budget abgesichert und gedeckt, alles vollkommen im Plan", meint er nur dazu. Darabos hatte im Sommer bereits angekündigt, dafür Kampfpanzer verkaufen zu wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2013)

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