Romy 2013: Heimspiel für den ORF

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Der ORF dominierte den Abend. Den inoffiziellen Preis für die beste Rede erhielt Jan Josef Liefers. Michael Ostrowski war „best dressed“.

Irgendwie hat sie gefehlt. Die blonde, stets ein bisschen zu gut gelaunte Barbara Schöneberger hatte im Vorjahr mit einer Mischung aus Zuneigung und sanftem Spott Österreichs wichtigsten Film- und TV-Preis, die „Kurier-Romy“-Gala, moderiert. Auch wenn das zu den unvermeidlichen Witzen über Ösis und Piefkes führte, war der Abend dank ihr ausgesprochen kurzweilig gewesen.

Heuer war die Romy in der Wiener Hofburg wieder fest in österreichischer Hand. Tarek Leitner und Miriam Weichselbraun, der seriöse News-Anchor und die Frau für den glamourösen Auftritt, meldeten sich zu Beginn aus dem „Zeit im Bild“-Studio, in dem sie eine „Wahlnacht“ simulierten. Das war der Auftakt für einen Abend, der noch mehr als sonst einen ORF-Stempel trug. So gab es einen Spezialpreis für die Auslandskorrespondenten – die tüchtigen Nachrichtenarbeiter mussten davor noch beweisen, dass sie rund um die Uhr, also auch Samstagabend, im Einsatz sind. Ein Liveeinstieg etwa zu Karim El-Gawhary in Kairo und Jörg Winter in Peking sollte das beweisen.

Auch bei den übrigen Preisen war der ORF omnipräsent. So sehr, dass nach der Verleihung die obligate Diskussion über geschobene Preise aufkam. Die der Veranstalter mit Hinweis auf die teilweise Publikumswahl gelassen nahm. Puls4-Chef Markus Breitenecker war verstimmt, dass heuer kein Privatsender geehrt wurde: „Wir überlegen, ob wir uns nächstes Jahr überhaupt nominieren lassen“, sagte er nach der Verleihung. Da war der deutsche Schauspieler Matthias Schweighöfer (Bester Kinofilm „Schlussmacher“) längst im Hotel. Der Schauspieler kam mit rot lackierten Fingernägeln (ein Werk seiner Tochter), aber ohne große Einfälle für seine Dankesrede.

Die hatte dafür sein Kollege Jan Josef Liefers im Gepäck. Geehrt als bester Seriendarsteller („Tatort“), erzählte er nicht ganz jugendfrei von seinem Wiener „Gustl Opa“. Richtig emotional, beinah Oscar-Schluchz-reif, war Marie Bäumers Rede zu Beginn der Gala: „Frauen sind das Schönste, was Gott erfunden hat“, rief sie, es gäbe „immer noch“ zu wenig gute Rollen für Frauen – und dann erinnerte sie an ihren kürzlich verstorbenen Vater.

Schalkos plüschige Swinger-Hasen

Eine Dankrede in Gedichtform hielt Armin Mueller-Stahl (82), der für sein Lebenswerk geehrt wurde: „Bin schon Gaukler über 60 Jahre.“ Die kurze Ansprache von US-Serienstar Kate Walsh („Private Practice“) war dagegen nett, aber auch sehr glatt gebügelt.

Als David Schalko und John Lüftner ihren Spezialpreis für „Braunschlag“ entgegennahmen, wankten die plüschigen Swinger-Hasen und die Blasmusikkapelle aus der Satireserie herein. Schalko dankte auch „im Namen vom Onkel“, eine ironische Anspielung auf Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll. „Braunschlag“ spielt im Waldviertel.

Die inoffizielle Romy für das „Gesprächsthema Nummer eins“ oder „Best Outfit“ gewann übrigens Schauspieler Michael Ostrowski. Er entschied sich für ein selbst gehäkeltes Ethno-Hemd unter dem Anzug und musste nicht nur Anna Netrebko erklären, was er da trug. Sichtlich genossen hat den Abend der deutsche Schauspieler Florian David Fitz – er gewann zwar nicht die Romy, aber einen neuen Freund. Bis weit nach zwei Uhr Früh saß er mit Schauspieler Nicholas Ofczarek zusammen und übte Schimpfwörter. Im österreichischen Dialekt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2013)

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