Steueraffäre: Hoeneß bleibt Bayern-Boss

Steueraffaere Hoeness bleibt BayernBoss
Steueraffaere Hoeness bleibt BayernBoss(c) Reuters
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Der 61-Jährige wird weiter als Aufsichtsratschef und Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters fungieren. Das ist das Ergebnis einer Sitzung am Montag.

Uli Hoeneß bleibt trotz seiner Steueraffäre Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München. Wie der deutsche Fußball-Rekordmeister am Montag mitteilte, lehnte das Führungsgremium ein Angebot des 61-Jährigen ab, sein Amt ruhen zu lassen, "bis die zuständigen Behörden über die strafbefreiende Wirkung seiner Selbstanzeige entschieden haben". Laut Mitteilung hat Hoeneß, gleichzeitig Präsident des Vereins, vor dem Gremium sein Bedauern über den Vorfall ausgedrückt und sich entschuldigt.

"Im Interesse des FC Bayern, der sich voll und ganz auf das Erreichen der weiteren sportlichen Ziele im Champions League Finale am 25. Mai und im Deutschen Pokalfinale am 1. Juni 2013 konzentrieren soll, hat der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG weiter ausüben soll", hieß es in der Mitteilung der Münchner, die rund eineinhalb Stunden nach Sitzungsbeginn versandt worden war.

Aufsichtsrat wird "weiterhin beobachten"

Der Vereinspatron hat damit den Kampf um sein Spitzenamt fürs erste gewonnen. Es ist aber zunächst nur eine Atempause, denn die Causa Hoeneß könnte nach den Endspielen schnell wieder auf die Agenda kommen. "Der Aufsichtsrat wird die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen", lautete der letzte Satz der Vereinsmitteilung.

Um 16.00 war der Aufsichtsrat am Montag in der Münchner Allianz Arena zusammengekommen. Der vierköpfige Vorstand der FC Bayern AG um Karl-Heinz Rummenigge erschien ebenfalls in der Arena. Die Teilnahme des Quartetts bei der Sitzung war nicht ungewöhnlich, denn im täglichen Geschäft muss sich der Vorstand ungeachtet des öffentlichen Aufsehens in der Causa Hoeneß auch um das Kerngeschäft des Rekordmeisters kümmern. So muss der Aufsichtsrat etwa millionenschwere Investitionen absegnen wie zum Beispiel die Verpflichtung von Mario Götze von Borussia Dortmund, für den 37 Millionen Euro gezahlt werden sollen.

Bayern Münchens Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat die Entscheidung des Aufsichtsrates für ein Festhalten an Hoeneß begrüßt. "Es spricht für Uli, dass der Aufsichtsrat sein Angebot abgelehnt hat. Ein toller Vertrauensbeweis für Uli. Jetzt kann ich nur hoffen, dass er möglichst gut aus der Steueraffäre herauskommt", sagte Beckenbauer der "Bild"-Zeitung.

Seehofer stärkt Hoeneß den Rücken

Kurz vor der Sitzung hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Hoeneß noch öffentlich den Rücken gestärkt. "Es ist in meinen Augen vertretbar, wenn Uli Hoeneß bis zur vorläufigen Klärung der Angelegenheit durch die Staatsanwaltschaft als Präsident im Amt bleibt. Dafür hätte ich Verständnis", sagte Seehofer der Online-Ausgabe der Münchner "Abendzeitung". "Er muss nicht vorher zurücktreten, ehe die Behörden abschließend ermittelt haben. Dafür gibt es die Rechtsstaatlichkeit."

Dem Aufsichtsrat, dem unter anderem die Vorstandsbosse von Audi (Rupert Stadler) und Adidas (Herbert Hainer) angehören, deren Unternehmen jeweils mit 9,1 Prozent Anteilseigner an der FC Bayern München AG sind, folgten anscheinend der Ansicht von Seehofer. Nicht wenige Beobachter hatten erwartet, dass gerade die Unternehmensführer wie Stadler und Hainer, aber auch Timotheus Höttges vom Hauptsponsor Telekom und VW-Chef Martin Winterkorn den Vorsitzenden Hoeneß dazu drängen könnten, spätestens nach dem Champions-League-Finale persönliche Konsequenzen aus seiner Steueraffäre zu ziehen.

(APA/Red.)

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