Jörg Wörthers neues Restaurant

Joerg Woerthers
Joerg Woerthers (c) ORF (Peter Angerer)
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Der Bad Gasteiner Spitzenkoch Jörg Wörther lässt sich nach Jahren der Wanderschaft wieder in einer früheren Pizzeria nieder.

Haben Sie am Freitag schon offen? Ich würde für meinen Hochzeitstag gern einen Tisch reservieren.“ Der junge Mann, der zwei Tage vor der Eröffnung von Jörg Wörthers neuem Restaurant „Ceconi's“ spontan vorbeischaut, lässt sich von dem produktiven Durcheinander nicht abschrecken. Auf den dunklen Tischen stapelt sich das neue Geschirr, überall stehen Schachteln, Gläser werden eingeräumt, Stühle gestapelt. Ein Handwerker bohrt Dübel in die Wand, um Gemüsebilder von Fotograf Peter Angerer an die Wand zu hängen. Starkoch Jörg Wörther, der in den 1980er- Jahren mit der „Villa Hiss“ in Bad Gastein berühmt wurde, läuft in dem ganzen Durcheinander herum. Natürlich habe er am Freitag schon offen. Es gebe nur noch keine Speisekarte, sagt er zu dem Kunden, der das Chaos bestaunt. Auf einem herumliegenden Kuvert notiert Wörther die Reservierung, Kalender ist gerade keiner griffbereit.

„Meine Mitarbeiter von früher würden sich wundern, wie ruhig ich bin“, scherzt Wörther ob des Trubels. Angespannt ist er trotzdem: „Es ist immer aufregend, etwas Neues zu beginnen.“ Dieses Mal ist besonders viel Herzblut dabei. „Das Haus, das Ambiente, das ist genau meines“, schwärmt er von seinem neuen Projekt. „Ceconi's“ heißt das Lokal, das Wörther in der Tradition eines bürgerlichen Gasthauses sieht. Der Spitzengastronomie hat er den Rücken gekehrt. „Auch ein Spitzensportler hört irgendwann auf.“ Sein neues Domizil ist eine Ende des 19.Jahrhunderts von Architekt Jakob Ceconi errichtete Villa. „Ein gewaltiger Platz“, schwärmt der Vier-Hauben-Koch. Gleich gegenüber liegt der Salzburger Krauthügel, eine große Wiese am Fuß der Festung. Den Blick auf das Salzburger Wahrzeichen gibt es dazu. Bis vor ein paar Wochen war in dem Lokal eine Pizzeria untergebracht.

Das Italienische gehört irgendwie zum Haus. Der Architekt wurde in Gemona im Friaul geboren, war immer wieder in Norditalien. Genau diesen Bogen zwischen Salzburg und Venedig will Wörther auch im „Ceconi's“ spannen: Der Attersee-Saibling hat auf der Karte genauso Platz wie Scampi aus der Triestiner Gegend, die Pappardelle ebenso wie die Schlipfkrapfen. In einer dem friulanischen Fogolar ähnlichen Grillküche wird es Pinzgauer Beef oder Bratwurst geben. Apropos Wurst: „Die Gewürzmischung könnt ihr euch in die Haare schmieren“, beschwert sich Wörther bei einem Lieferanten: „Salz, Pfeffer, Rosmarin, ein bisschen Thymian, vielleicht noch Zitronenschale“, empfiehlt er als Würze. „Ich bin ein Purist in der Küche.“


In den vergangenen Jahren ist es ruhig gewesen um Wörther, der 1990 zum „Koch des Jahrzehnts“ gekürt worden ist. Er hat sich eine Auszeit vom eigenen Herd genommen, andere Dinge entwickelt. „Die Geschichte ist reif, jetzt bin ich richtig ausgeschlafen, um mit viel Emotion etwas Neues zu machen“, erzählt Wörther. Er will es noch einmal wissen.

Nach der „Villa Hiss“ in Bad Gastein wechselte der Vier-Hauben-Koch von 1995 bis 2003 ins „Schloss Prielau“ in Zell am See. Danach entwickelte er für das zum Red-Bull-Imperium gehörende Salzburger Restaurant „Carpe Diem“ Fingerfood. Das feine Essen in der Tüte entstand unter seiner Ägide und kam in Salzburg gut an. In den vergangenen Jahren war er als Berater und Gastkoch bei verschiedenen Betrieben aktiv. „Ich habe ein paar tolle Lokale unterstützt“, erzählt er. Gelernt habe er dabei viel. Aus einem kleinen, feinen Spitzenlokal in der Stadt Salzburg wurde nichts. Doch dann ergab sich zu Jahresanfang die Möglichkeit, die Ceconi-Villa zu bespielen. Vier Tage in der Woche wird Wörther hinter dem Herd stehen. Sonntag bis Dienstag bleibt geschlossen. „Das ist die neue Familienfreundlichkeit“, sagt er. Er habe ein junges Team, da sei Zeit für Familie und Hobbys wichtig.

Auch wenn er sich von der Spitzengastronomie verabschiedet hat, Hauben erwartet Wörther dann doch: „Die werden nicht ausbleiben“, gibt er sich selbstbewusst: „Ich habe mein Handwerk nicht verlernt.“

Zur Person

Jörg Wörther (geb. 1958) wurde 1990 zum österreichischen „Koch des Jahrzehnts“ gekürt. Zuvor hatte er unter anderem im „Grand Hotel de l'Europe“ in Badgastein gearbeitet und 1987 die „Villa Hiss“ eröffnet. Danach richtete er im Hotel „Schloss Prielau“ in Zell am See sein Restaurant „Jörg Wörther“ ein, das bis zur Schließung 2003 vier Hauben führte. Nach einigen Jahren auf Wanderschaft eröffnet er nun das „Ceconi's“ in Salzburg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2013)

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