Die Testerinnen: Ceconi’s

Die Testerinnen: Ceconi’s
Die Testerinnen: Ceconi’s(c) Sandra Stojkov
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Jörg Wörther erfindet sich neu. Diesmal ohne Experimente.

Nach dem Eingang links im zweiten Raum der Tisch in der Mitte, der ist gut. Von hier aus hat man freien Blick zur Bar, wo Männer mit Kisten voller Lebensmittel vorbeihuschen und dann im Bauernladenkombi mit Salzburg-Land-Kennzeichen wegbrausen. Auf der anderen Seite sieht man zur Fleischstation samt Ersatzgrill. Der bestellte Lavagrill wird erst Mitte Juni geliefert. Am kleinen Kitchen Table – den kann man auch reservieren – empfängt Patron Jörg Wörther einen Olivenölvertreter. Er wirkt geduldig. Es ist vier Uhr am Nachmittag. Das Lokal mehr oder weniger leer. Das Service im Kümmermodus.

(c) Sandra Stojkov

Gute Gründe, das Angebot der durchgängig warmen Küche im Ceconi’s auszunutzen. Die Karte mischt mediterran, traditionell, regional und zeitgemäß: Branzino in der Salzkruste, Bauernhendl im Ganzen, zweierlei Bratwürste (Salzburg und Friaul). Ja, die Experimentierfreude ist dem einst Beinahe-Dreisterner Wörther nach der Erfindung der Cones im Carpe Diem Finest Fingerfood anscheinend vergangen. Gut so. Auch mit der High-End-Ära im Schloss Prielau hat das Menü hier nichts am Hut. Bis auf ein paar offensichtliche Lieblingsingredienzien des Chefs (Artischocke!) und deren harmonische Anordnung, seinem Spezialgebiet. Schon die Frühlingssuppe ist geschmacklich und optisch wie ein liebevoll zusammengezupfter Kräutergarten im Teller. Die Schlipfkrapfen mit Ricottafüllung superleicht und gemeinsam mit dem grünen Spargel und Artischockenstückchen beinahe Grund, zum Vegetarismus überzutreten. Wäre da nicht das Kotelett vom Wiesenschwein, das eben noch im Nebenraum zerteilt wurde und zart-rosig-saftig nach Rosmarin schmeckt.

Rieddeckel vom Pinzgauer Beef, das klingt nach Schmorgericht. Hier wird das Fleischstück allerdings von der Beiriedseite genommen, geputzt, gegrillt und auf Senf-Pfeffercreme serviert. Da braucht man kein Steak mehr. Obwohl – die Bistecca Fiorentina mit weißer Bohnencreme . . . Den Namen verdankt das Ceconi’s nicht den italienischen Gerichten, sondern dem Architekten Jakob Ceconi. Der hat im späten 19. Jahrhundert diese Salzburger Villa mit 1-a-Blick auf die Festung erbaut. Nun wurde sie generalsaniert. Und unten im Erdgeschoß, da kann man sich jetzt zu Jörg Wörther einladen.

INFO

Ceconi’s Fürstenallee 5, 5020 Salzburg, Tel: +43/(0)662/82 00 80, Restaurant: Mi–Sa 12 bis 23 Uhr

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