Hispaniola

Karibik: Eine Insel, zwei völlig andere Welten

Die Sonnenseite der Insel Hispaniola: baden unter Palmen und luxuriöse Ressorts.
Die Sonnenseite der Insel Hispaniola: baden unter Palmen und luxuriöse Ressorts. Marriott International
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Hispaniola ist eine Insel der Extreme. Auf der einen Seite liegt das Urlaubsparadies der Dominikanischen Republik, auf der anderen Seite bittere Armut, massive Gewalt und Bandenkriege in Haiti.

Es ist die angenehme, die Sonnenseite der Insel Hispaniola, die zwischen Kuba, ­Jamaika und Puerto Rico im karibischen Meer liegt. Dort, im Osten der Insel, liegt der Inbegriff von Urlaub an einem (meist) wunderschönen Strand, den (nicht nur) österreichische Touristen träumen: Es geht um die Dominikanische Republik, die jährlich Millionen an Gästen anzieht. Darunter viele Paare, die dort heiraten oder ihre Flitterwochen verbringen. In der Zwischenzeit sind es so viele, dass am Strand von Punta Cana alle 50 Meter ein Pavillon steht, in dem (mit Blick auf das blaue Meer) im Stundentakt geheiratet wird. Beispielsweise verzeichnet das Luxusressort Royalton Bavaro in Punta Cana rund 400 Hochzeiten pro Jahr.

Der große Plastik-Dinosaurier

Wer auf der Dominikanischen Republik landet, der findet viele, Realität gewordene Klischees. Sonne, weiße Strände, blaues Meer – und einen gigantischen Dinosaurier aus Plastik, der mitten auf einem Kreisverkehr nahe dem Flughafen in den Himmel ragt. Der frühere niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll, einer der größten Anhänger von Kreisverkehren in Österreich, hätte seine Freude. Niederösterreich hat es allerdings „nur“ zu einem Abfangjäger des österreichischen Bundesheers geschafft, der am Kreisverkehr in Tulln thront. Wobei der Dinosaurier in der Dominikanischen Republik nicht (nur) zum Spaß aufgestellt wurde: In dem Land wurden Teile von Steven Spielbergs „Jurassic Park“ gedreht. Wobei die DomRep, wie sie auch genannt wird, mit ihrem Dschungel und dem blauen Meer grundsätzlich ein beliebter Drehort ist: Der Mafiafilm „Der Pate II“, der Antikriegsfilm „Apocalypse Now“, „Rambo II“, „Fluch der Karibik“ mit Johnny Depp und „The Fast & Furious: Los Bandoleros“ wurden beispielsweise in dem Karibikstaat gedreht. Aber nur Spielberg wurde ein Denkmal gesetzt (der Plastikdinosaurier).

Die Villa von Julio Iglesias

Abgesehen davon trifft man in der Dominikanischen Republik oft auf das Thema „Stars“. Der spanische Sänger Julio Iglesias ist seit Jahrzehnten in der Dominikanischen Republik engagiert – als Investor der ersten Stunde und Ehrenbürger des Landes. Er gründete mit anderen ein Unternehmen, das den Internationalen Flughafen Punta Cana besitzt, der nach ihm benannt ist – in Punta Cana besitzt er eine Villa, in der er heute zurückgezogen lebt. Aber auch auf prominente österreichische Spuren trifft man auf der Insel. Selbst wenn es um ein morbides Thema geht: Am 6. Februar 1998 starb der legendäre Popsänger Falco (kurz vor seinem 41. Geburtstag) bei einem Autounfall auf der Straße zwischen Villa Montellano und Puerto Plata. Falco, der mit „Amadeus“ 1986 drei Wochen lang auf Platz eins in den US-Charts lag (das schaffte zuvor kein anderer deutschsprachiger Song) war auf der Stelle tot. Für besonderes Aufsehen sorgte, dass bei seiner Obduktion ein Blutalkoholspiegel von 1,5 Promille und große Mengen an Kokain sowie Marihuana nachgewiesen wurden. Wegen der Textzeile „Muss ich denn sterben, um zu leben?“ vom Song „Out of the Dark“ entstanden Gerüchte, Falco habe sich selbst getötet. Allerdings wurde das Lied nicht von ihm geschrieben.

Die Dominikanische Republik lebt vom Tourismus. Rund fünf Millionen der elf Millionen Einwohner leben laut Schätzungen direkt und indirekt davon. Wobei Urlaub in der Dominikanischen Republik (größtenteils) Club-Urlaub in einem Ressort bedeutet. Man hat sich im Land vor allem auf Touristen aus den nahen USA eingestellt, die dieses Konzept lieben. Das bedeutet: Die meisten Ressorts bieten einen All-inclusive Urlaub an, wo man auf zahlreiche wohlgenährte Amerikaner stößt.

All-Inklusive-Clubs dominieren

Für Besucher der Dominikanischen Republik bieten sich zwei Modelle an. Einerseits ein Club für jüngere Menschen, die im Urlaub Strand, Pool und Entertainment genießen und Party feiern wollen. Ein Vertreter dieser Linie ist das Fünfsternehotel Royalton Bavaro in Punta Cana, das kürzlich renovierte Fünfsternehotel mit etwa 730 Zimmern, das auf das All-inclusive-Konzept von Marriott setzt und ebenfalls stark auf Kinder ausgerichtet ist. Andererseits gibt es in der Dominikanischen Republik mit dem Sanctuary Cap Cana erstmals All-inclusive auch auf absolutem Luxusniveau – für Menschen, denen die Clubs zu lebhaft sind und die zwar nicht unbedingt jeden Cent umdrehen müssen, aber ihre Reisekosten kalkulierbar halten wollen. Warum diese gehobene Zielgruppe überhaupt für All-inclusive empfänglich ist? Die Antwort gibt ein alter Spruch: „Von den Reichen kann man sparen lernen!“ Die Kosten ufern also auch für jene mit etwas mehr Geld nicht aus. Wobei der Trend in Zeiten der Teuerung generell in Richtung All-inclusive-Urlaub geht, wie jüngst eine Umfrage unter Österreichern ergeben hat. Empfehlenswert sind in der Dominikanischen Republik diverse Ausflüge zum Schnorcheln oder eine Fahrt mit einem Geländebuggy durch den Dschungel, wo es auch einmal rustikaler zugehen kann.

In der Dominikanischen Republik wird man auch mit dem Thema Umweltschutz konfrontiert. Es gibt in den Ressorts meist Mülltrennung und Umweltschutzprogramme. Manche Hotels sind aber gelegentlich von einer Algenplage betroffen. Bei unserer Reise hat es auch das Sanctuary Cap Cana erwischt. Wobei das für die Hotels unangenehm, aber keine Katastrophe ist: Der Großteil der Gäste kommt eben aus den USA. Und diese setzen (freiwillig) keinen Fuß ins Meer, sondern genießen die üppige Poollandschaft mit Poolbars. Damit man als Europäer keine böse Überraschung erlebt, empfiehlt es sich aber, vor dem Buchen nachzufragen, ob es ein Problem beim Baden im Meer gibt. Die karibischen Strände mit Postkartenmotiv sind die eine Seite der Insel Hispaniola, eine glitzernde Welt mit wohlhabenden Touristen und einer gewissen Lebensqualität der Einheimischen.

Wenige Meter hinter der Grenze liegt allerdings die Hölle: Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt. Ein Land, in dem die humanitäre Situation katastrophal ist. Ein Land, das von lokalen Warlords kontrolliert wird, die die Zivilbevölkerung terrorisieren, in dem es täglich Gefechte rivalisierender Banden gibt. Ein Land, das von der Welt aufgegeben und seinem Schicksal überlassen wurde. Die Menschen in der Dominikanischen Republik und Haiti leben auf einer gemeinsamen Insel, aber in zwei völlig unterschiedlichen Welten.

Die dunkle Seite des Paradises

Die Welt redet nicht genug über Haiti“, erklärt Jean-Marc Biquet der „Presse“. Er ist Einsatzleiter der Organisation Ärzte ohne Grenzen in Haiti. „Es gibt hier mehrere Krisen gleichzeitig. Die Sicherheitssituation ist besorgniserregend – vor allem in der Hauptstadt, Port au Prince.“ Es gebe zahlreiche Gangs, die Stadt sei umzingelt von bewaffneten Gruppen: „Sie kontrollieren alle Autos, die in die Stadt ein- und ausfahren. Die Polizei hat nur ein paar Viertel der Hauptstadt unter Kontrolle. Es gibt laufend Kämpfe in verschiedenen Stadtteilen – für die Bevölkerung ist das ein Albtraum.“ Die Mehrheit der Angestellten von Ärzte ohne Grenzen sei gezwungen gewesen, aus ihrem Wohnviertel zu flüchten, erzählt Biquet. Laut der Internationalen Organisation für Migration gibt es in Haiti durch die Bandengewalt 96.000 Vertriebene. Als wäre das nicht genug, hat Kidnapping als Einnahmequelle von Banden enorme Ausmaße angenommen. Die Gesundheitssituation in Haiti ist katastrophal. „Wir sind die einzige Organisation, die eine kostenlose Gesundheitsversorgung bietet“, meint der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. Wie ist es, unter diesen Bedingungen zu arbeiten und den Menschen zu helfen? Müssen die Mitarbeiter nicht damit rechnen, selbst zur Zielscheibe der Gangs zu werden? „Unsere Organisation wird respektiert“, meint Biquet. Die Bevölkerung, die Polizei oder die Gangs würden wissen, „dass wir hier sind, um zu helfen“. Die Arbeit sei unter diesen Bedingungen extrem schwierig, „aber wir können irgendwie arbeiten“. Für die Banden sind die Angestellten tabu, aber nicht die Spitäler der Ärzte ohne Grenzen. Vor Kurzem stürmte eine Gruppe von rund 20 schwer bewaffneten Männern ein Spital der Hilfsorganisation auf der Suche nach einem Patienten. Als sie ihn gefunden hatten, wurde er verschleppt. „Wir haben ihn nie wieder gesehen“, meint Biquet. Die Arbeit in dem Spital wurde daraufhin eingestellt. Auch, weil sich immer wieder bei Schießereien Kugeln ins Innere des Spitals verirrten.

Gefahr von Kidnapping

Mit Schwierigkeiten kämpft auch die Caritas, die in Haiti humanitäre Hilfe leistet. Innerhalb von nur zwei Monaten wurden vier Lager der Hilfsorganisation in der Hauptstadt, Port-au-Prince, geplündert, hatte die Kathpress Ende des Vorjahrs bekannt gegeben. Die offenbar organisierten Plünderungen haben die Arbeit der Caritas vor Ort praktisch zum Erliegen gebracht – auch, weil die Caritas-Belegschaft in den betroffenen Orten (aus Sicherheitsgründen) nur von zu Hause und aus der Ferne arbeiten konnte, wurde damals berichtet.

Wenn die Sonne untergeht, gehen in der Hauptstadt alle nach Hause. Dann sei es zu gefährlich auf den Straßen, bestätigt auch Biquet. „Die Kinder können nicht mehr wie früher auf der Straße spielen. Wenn es keine Kämpfe in einem Stadtteil gibt, besteht die Gefahr von Kidnapping oder, dass sie von einer verirrten Kugel getroffen werden.“ Die Menschen würden wissen, dass es so nicht weitergehe. Seit der Ermordung von Staatspräsident Jovenel Moïse in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli 2021 ist Haiti noch weiter in das Chaos abgerutscht. Dabei sind die Menschen in Haiti ein stolzes Volk. Haiti war das erste Land, das gegen die Sklaverei kämpfte.

Menschen wollen in die USA

In ihrer Not versuchen Menschen aus Haiti, den Grenzzaun zu überwinden, um in die Dominikanische Republik zu kommen. Wenn sie aufgegriffen werden, werden sie in Bussen und Lkw wieder zurückgebracht. Das Paradoxon: Die Dominikanische Republik kann ohne Menschen aus Haiti nicht am Laufen gehalten werden. Sie arbeiten meist auf den Zuckerrohrplantagen, einer der Haupteinnahmequellen des Landes, manche auch im Tourismus. Nachdem sich diese Arbeiter keine Wohnung und keine Gesundheitsversorgung leisten können, übernehmen das die Hotels, erzählt Josua vom Royalton Bavaro. Es würden eigene, sehr günstige Wohnungen für die Angestellten gebaut. Wer im Hotel arbeitet, bezahlt außerdem nur drei Prozent der Rechnung in einem privaten Spital.

Das sind die glücklichen Haitianer, die in der Dominikanischen Republik Sicherheit und Versorgung finden. Für die Mehrheit in Haiti sieht es anders aus. „Es gibt eine Regierung, aber niemand weiß, was sie tut“, meint Biquet. „Die Menschen haben die Hoffnung verloren, sie wollen in die USA.“ Vor zehn Jahren habe er sich gedacht, es könne nicht mehr schlimmer werden, meint der Mediziner. „Dann kam der Exodus von medizinischem Personal. Und es geht weiter Schritt für Schritt bergab.“ Ende 2022 gab es laut dem Welternährungsprogramm WFP erstmals in Haiti (in einigen Teilen des Landes) eine Hungersnot.

Seit der Ermordung von Präsident Moïse hat das Chaos in Haiti nun ein derartiges Ausmaß erreicht, dass vehemente Rufe nach einer internationalen, bewaffneten Truppe unter der Führung der UNO laut wurde – um die Zivilbevölkerung vor den Banden zu schützen. Diese Schutztruppe ist allerdings nicht in Sicht. „Wir würden hier viel mehr Helfer brauchen“, meint Biquet, „aber die Welt hat die Tür geschlossen und will nichts mehr von Haiti hören, weil es eine verlorene Schlacht ist.“

Ja, es gibt auch Schlechtwetter in der Karibik.
Ja, es gibt auch Schlechtwetter in der Karibik.Stuhlpfarrer
All Inclusive auf High End-Niveau: Sanctuary Cap Cana
All Inclusive auf High End-Niveau: Sanctuary Cap CanaMarriott International
Eine Fahrt mit dem Quad durch den Dschungel gehört fast zum Pflichtprogramm
Eine Fahrt mit dem Quad durch den Dschungel gehört fast zum PflichtprogrammStuhlpfarrer
<strong>Jean-Marc Biquet, Einsatzleiter von „Ärzte ohne Grenzen“ in Haiti: „Die Sicherheitslage ist katastrophal.“ </strong>
Jean-Marc Biquet, Einsatzleiter von „Ärzte ohne Grenzen“ in Haiti: „Die Sicherheitslage ist katastrophal.“ Tereza Wyn Haniakova/ Ärzte ohne Grenzen

Dominikanische Republik

Info: Urlaub in der Dominikanischen Republik bedeutet meistens Club-Urlaub mit All-inclusive. Das bedingt die Nähe zu den USA – die Amerikaner lieben das.

Party und Animation: Wer ein lebhaftes Ressort mit Musik, Party und Animation auf hohem Niveau sucht, das vor allem auf junge Menschen bzw. Eltern von Kinder im Teenageralter zugeschnitten ist, wird beispielsweise im Royalton Bavaro fündig, das sogar einen Surf­simulator besitzt, mit dem man sich auf das Wellenreiten im Meer vorbereiten kann.

All-inclusive-Luxus: Wer es ruhiger mag, und dazu Luxus auf einem High-End-Level sucht, wird im Sanctuary Cap Cana fündig. Es ist das erste All-inclu­sive-Ressort auf diesem Level in der Dominikanischen Republik. Beide Hotels gehören zu dem Programm „All-inclu­sive by Marriott Bonvoy“, also zur All-inclusive-Plattform von Marriott International.

Ausflüge: Wer gern Ausflüge macht, wird auf www.runnersadventures.com fündig. Dort kann man mit einem Geländebuggy durch den Dschungel fahren, was eine willkommene Abwechslung zum Leben im All-inclusive-Ressort ist.

Weitere Infos findet man unter www.godominicanrepublic.com, die vom Tourismusboard der Dominikanischen Republik betrieben wird.

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