Formel 1: Start der Millionenshow in Spielberg

Start Millionenshow Spielberg
Start Millionenshow Spielberg(c) APA/ERWIN SCHERIAU (ERWIN SCHERIAU)
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Mit der Rückkehr der Königsklasse nach Österreich steigen Wertschöpfung und Steuereinnahmen, zu denen der F-1-Inhaber CVC einen ganz besonderen Zugang hat.

Spielberg/Wien/Fin. Die Formel 1 gilt als Geldmaschine. Ihr Wert wird in Wirtschaftskreisen auf elf Milliarden Euro taxiert und seit der Bestätigung, dass die Motorsportserie 2014 nach elf Jahren Absenz wieder in Spielberg ihre Runden drehen wird, sind auch die Sympathiewerte für Sponsor Red Bull oder die durch Bestechungen, Reifenthematik oder monotone Rennen in Verruf geratene Formel 1 wieder enorm gestiegen; zumindest schlagartig in Österreich.

Dass sich in der Formel 1 alles vorwiegend um Geld dreht, ist allseits bekannt. Mit diesem Kalkül hat Dietrich Mateschitz auch die Verhandlungen geführt und einen Vertrag bis 2020 mit Bernie Ecclestone abgeschlossen. Der Steirer wird die Kosten übernehmen und – unabhängig von Widersachern, Kritikern oder dem Zutun der Politik –, die Veranstaltung austragen.

Wohl der Körperschaftsteuer

Ihren Gewinn erwirtschaftet die Formel 1 nicht nur aus TV- und Sponsorverträgen oder den Teilnahmegebühren der 20 Austragungsorte von jeweils mehr als 20 Millionen Euro, sondern auch mit einem geschickten Boxenstopp beim Finanzamt. Durch eine komplexe Aufschlüsselung der Körperschaftsteuer spart sich Ecclestones PS-Zirkus jährlich mehrere Millionen Euro. 2011 betrug der Steuerbetrag etwa nur 1,46 Millionen Dollar (1,1 Mio. Euro) bei Einnahmen von mehr als 1,5 Milliarden Dollar.

CVC Capital Partner, Inhaber aller Formel-1-Rechte, ist eine Investmentfirma mit Sitz in Luxemburg, und obwohl der Hauptanteil aller F-1-Operationen in Großbritannien abläuft, kommt die Königsklasse aus finanzieller Abgabensicht „ungeschoren“ davon. Es ist die Vorstufe, um den geplanten Börsengang in Singapur in die Wege zu leiten. Die britische „Independent“ listete penibel alle Daten auf, und zeigt, dass die Firma Anleihen und Kredite anderer Firmen in ihrer Gruppe übernahm – deren Zinsen seien von der Steuer absetzbar. Mit welchen Summen Red Bull und Spielberg in diese „Hochrechnungen“ einfließen werden, ist offen.

Bis auf Einwände einiger Anrainer und eines Politikers (Grüne) waren die Rückmeldungen aus Umgebung, Politik und Gesellschaft positiv. Und tatsächlich, die Formel 1 könnte auch zu einer Verdopplung der Wertschöpfung der Rennstrecke in Spielberg führen, erklärt Florian Schwillinsky vom International Central Europe Institute (ICEI). Er hat das Projekt lange begleitet, 2012 betrug die Bruttowertschöpfung noch 43 Mio. Euro. Ab 2014 erwarte er neue Rekordzahlen. „Die Formel 1 hat eine Ausstrahlung auf die Region, die sich gewaschen hat.“

13 Mio. Euro Steuereinnahmen

Eine im Vorjahr von ihm vorgelegte ökonomisch Studie zeige, dass jeder Fördereuro 22 Euro an privater Nachfrage stimuliere. 13 Mio. Euro könnten also an Steuereinnahmen lukriert werden. Direkt am Ring seien 200 Mitarbeiter beschäftigt, in der Tourismus- und Freizeitbranche der Region seien 600 neue Jobs entstanden. Von Image- und Werbewerten wollte er nicht sprechen, sie würden ins Unermessliche steigen.

Sorgen, dass dem Formel-1-Comeback in Österreich tatsächlich noch ernsthaft etwas im Weg steht, gibt es nur mehr sehr wenige. Der Ring erfüllt alle Auflagen des Automobilweltverbandes FIA. Nur zwei überdachte Tribünen sollen neu gebaut, das Pressezentrum unwesentlich vergrößert werden. Vier VIP-Logen, 28 Boxen entlang der Pit-Lane und das Medical Center wären „sofort“ einsatzbereit.

Seit dem letzten Rennen 2003 hat sich die Strecke trotz aller Umbauarbeiten nicht verändert. Sie ist 4,318 Kilometer lang, nun aber gesäumt von einer Gokartbahn, einem Enduro-Bike-Areal und Offroad Track, einer Teststrecke für Allradfahrzeuge und einem „Driving Center“. Als gestern der Coup bekannt wurde, erfreuten sich Gastwirte und Hoteliers eines ungeahnten Ansturms. Viele sind bereits jetzt für das Wochenende am 5. und 6. Juli 2014 ausgebucht...

Spielberg, Ring frei

Das die Rückkehr der Formel 1 mehr als nur ein Kassenschlager sein wird, davon ist Helmut Marko, Mateschitz' Motorsportberater, überzeugt. So ein Rennen gehe doch jedem unter die Haut. Der Steirer äußerte allerdings Bedenken, ob sich „das Land bewusst sei, welche touristischen Auswirkungen“ dieses Event tatsächlich haben werde. Durch das Ertönen der Hymne nach etlichen Grands Prix sei Österreich weltweit bekannt geworden, nun stelle sich die Nation mit diesem Rennen gesondert ins Rampenlicht. Da müsse doch auch, obwohl Red Bull sein Alleinstellungsmerkmal aufpoliert hat, die Politik mitspielen. „Wir haben eine verantwortungsvolle Regierung in der Steiermark. Ich hoffe, die kapieren, was man mit diesem Event machen kann. Das ist der absolute Höhepunkt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2013)

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