Die Festspiele eröffneten am Donnerstagabend mit dem "Fliegenden Holländer". Regisseur Castorf ist gespannt auf die Reaktionen zu seiner "Ring"-Inszenierung. Er deutet Öl als das Gold von heute.
Mit der Aufführung des "Fliegenden Holländer" starteten am Donnerstagabend die Bayreuther Festspiele - wie immer traditionell am 25. Juli - ins laufende Jubiläumsjahr. Heuer wird schließlich der 200. Geburtstag des Komponisten und Festspielgründers Richard Wagner begangen. Bei der "Holländer"-Inszenierung von Jan Philipp Gloger, die bei der Premiere im Vorjahr als zu brav kritisiert wurde, steht zur Eröffnung mit Dirigent Christian Thielemann der mittlerweile unumstrittene Star des Grünen Hügels am Pult.
Der eigentliche Höhepunkt der heurigen Festspiele folgt erst: Am Freitagabend wird der neue "Ring des Nibelungen" in der Regie von Frank Castorf und unter der Stabführung von Kirill Petrenko mit dem "Rheingold" seinen Auftakt feiern.
"Rheingold" an der Route 66
Castorf selbst st gespannt auf die Reaktionen zu seiner Produktion. "Es wird interessant sein, wie die Wirkung dann ist", sagte er am Donnerstag in Bayreuth. Zentrale Frage sei gewesen: "Was ist heute unser Gold?" Es sei das Öl. "Ohne Öl funktioniert nichts."
Deshalb sei der "Ring"-Auftakt "Das Rheingold" (26. Juli) an einer Tankstelle an der Route 66 in den USA angesiedelt, weitere Stationen des vierteiligen Zyklus seien Aserbaidschan und die Wall Street. Viele Ideen sollten nur flüchtig aufscheinen, sagte der 62-jährige Intendant der Berliner Volksbühne. "Das sind Zitate, die kurz wie eine Sternschnuppe auftauchen." Allzu konkrete Eindeutigkeiten lehne er ab.
Keine Bezüge zu Nazi-Deutschland
Auf Bezugnahmen zu Nazi-Deutschland habe er bewusst verzichtet. "Ich bin froh, dass der deutsche Faschismus nicht auftaucht."
Dirigent ist ist Kirill Petrenko, der künftige Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper. Richard Wagners Komposition für den "Ring" bezeichnete Castorf als "Musik von schlagender Modernität". Den anwesenden Journalisten riet er: "Schauen Sie es sich an."
Kritik an Castorfs Unpünktlichkeit
Die Probenzeit in Bayreuth habe er genossen. "Es gibt schöne, grüne Wälder, Brauereien, schöne Therme. Das sind fast Ferien - aber das darf ich nicht sagen, sonst kriege ich meine Gage gekürzt", sagte Castorf und erntete Gelächter von den Festspielchefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier.
Dem "Spiegel" hatte er im Vorfeld gesagt, es habe von der Festivalleitung Kritik an seiner mangelnden Pünktlichkeit gegeben. Dazu sagte er nun: "Ich bin kurz und heftig."
(APA/dpa)