Die Bayreuther Festspiele haben mit Finanzproblemen zu kämpfen - der Kartenverkauf läuft weiterhin wie geschmiert.
Wien/Posch. Teile der Fassade sind eingerüstet, die Sanierung steht erst bevor. Dass das Bayreuther Festspielhaus in desolatem Zustand ist, stellte sich vor einem halben Jahr heraus, da war plötzlich von Gefahr für Passanten die Rede, und rund ums Festspielhaus mussten Absperrbänder gezogen werden. Mittlerweile läuft die Planung, die Finanzierung ist allerdings noch nicht ganz geklärt: Bis zu 48Millionen Euro müssen aufgebracht werden, zumindest ein Teil von den Festspielen selbst. Damit nicht genug, warf letztes Jahr der bayrische Rechnungshof dem Festival massive Misswirtschaft vor. Es fehlten „wesentliche Grundlagen für den ordnungsgemäßen Geschäftsbetrieb einer Staatsbeteiligung“. Es hätten zum Beispiel Säumniszuschläge gezahlt werden müssen, weil Beiträge für die Krankenversicherung zu spät überwiesen worden seien.
Schwarzmarkt und Wartelisten
Dafür läuft der Kartenverkauf weiterhin wie geschmiert, Bayreuth ist traditionell ausverkauft – und finanziert sich großteils selbst, nur ein Drittel steuert die öffentliche Hand bei, das heißt Bund, der Freistaat Bayern und die Stadt Bayreuth. Bei anderen deutschen Bühnen werden bis zu 80 Prozent aus öffentlicher Hand finanziert. Neben dem Kartenverkauf ist vor allem die „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ ein wichtiger finanzieller Faktor: Etwa drei Millionen Euro steuern die über 5000 Mitglieder jährlich zum Budget bei. Der von Wieland und Wolfgang Wagner 1951 gegründete Verein bekommt – quasi als Dank – jedes Jahr ein Kartenkontingent zugesprochen. Vor zwei Jahren sorgte diese Vergabepraxis für Unmut: Damals kritisierte der Rechnungshof, dass so nur 40 Prozent der Karten in den freien Verkauf kommen. Wartelisten und ein blühender Schwarzmarkt mit Preisen bis zum Siebenfachen des offiziellen Preises waren die Folge. Nach den neuen Regelungen sollen 70Prozent in den freien Verkauf kommen.
Schwarzmarkt und Wartelisten gibt es immer noch – das wird sich auch nicht ändern, wenn die Preise erhöht werden, wie Hans Dieter Sense, neuer kaufmännischer Geschäftsführer der Festspiele, plant: Vor allem Karten im gehobenen Preissegment würden teurer. Und die Künstler? Die Gagen sind eher niedrig. Sänger zeigen sich bei den Verhandlungen oft flexibel. Schon Astrid Varnay, legendäre Sopranistin, die in den 1950er- und 1960er-Jahren in Bayreuth u.a. als Brünnhilde umjubelt wurde, meinte: „In Bayreuth wird gearbeitet, Geld verdient man woanders.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2013)