Tourismus und Handel: Salzburgs lukrative Gäste

Tourismus und Handel: Salzburgs lukrative Gäste
Tourismus und Handel: Salzburgs lukrative Gäste(c) APA/FRANZ NEUMAYR (FRANZ NEUMAYR)
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Der Festspielgast gibt mehr Geld aus als andere Touristen, bleibt länger und kommt auch bei Schlechtwetter. Das Antikorruptionsgesetz hat den Kartenverkauf nicht spürbar gedämpft.

Wien. „Man spricht immer vom Festspielgast, aber man müsste auch einmal vom Festspieltross reden.“ Künstler, Musiker, Sänger, Schauspieler, Bühnenarbeiter, Zweitbesetzungen und so weiter – „das sind alles Menschen, die zusätzlich in die Stadt kommen“, sagt Inga Horny, Geschäftsführerin von Altstadt Salzburg Marketing. Und damit eine „enorme zusätzliche Kaufkraft“. In Salzburg Stadt gebe es „zwei ganz starke Saisonen“: Die Festspielmonate Juli und August und den Dezember, also das Weihnachtsgeschäft, sagt Horny.

Über das Jahr gerechnet macht der Einzelhandel laut Horny zwar zwei Drittel seines Umsatzes mit den Einheimischen – die Salzburger Festspiele sind dennoch ein nicht wegzudenkender Wirtschaftsfaktor für die Stadt Salzburg. Der normale Tagestourist, der nicht übernachtet, lässt laut Horny etwa 60 Euro am Tag in der Stadt. „Die Festspielgäste liegen weit über dem Durchschnitt.“ Wie weit, zeigt eine Erhebung des Zentrums für Zukunftsstudien der Fachhochschule Salzburg von 2011 im Auftrag der Festspiele. Ein Festspielbesucher von auswärts gibt am Tag 317 Euro aus, davon 45 Prozent für Übernachtung, 29 Prozent für Verpflegung und 17 Prozent für Einkäufe. Dazu komme der Kauf von Festspielkarten in Höhe von rund 550 Euro pro Besucher. Festspielgäste bleiben länger und buchen früher als andere Touristen. Außerdem kommen sie unabhängig vom Wetter.

Rekord bei Nächtigungen und Besuchern

Die Festspiele seien „der Leuchtturm für das Tourismusmarketing“, formuliert es Herbert Brugger, Geschäftsführer von Tourismus Salzburg. Die Tourismusbetriebe in Salzburg Stadt verbuchen im Jahr Einnahmen zwischen 700 und 900 Millionen Euro. Davon kommen, so Brugger, etwa 102 Millionen Euro von Festspielgästen. „Und daneben passiert noch der normale Tourismus.“ Das Vorjahr war für die Stadt Salzburg mit 2,5 Millionen Nächtigungen das beste Jahr der Geschichte, so Brugger.

Auch die Festspiele konnten sich 2012 über ein Rekordjahr freuen – zumindest, was die Besucherzahlen betrifft: Mit 278.978 kamen so viele Gäste wie noch nie in ihrer über 90-jährigen Geschichte und damit sogar mehr als im Mozartjahr 2006 (265.219 Besucher). Gleichzeitig war jedoch die Auslastung mit 90 Prozent so niedrig wie seit 13 Jahren nicht – das erhöhte Angebot wurde also noch nicht ausreichend angenommen. Heuer lief der Kartenvorverkauf noch besser als im Vorjahr. Zwei Wochen vor Festspielbeginn waren bereits 88 Prozent der 260.000 aufgelegten Karten vergeben. Die rund 140.000 Karten, die zwischen fünf und 100 Euro kosteten, seien „schon als Erstes weggewesen“, sagte Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler.

Rabl-Stadler war eine laute Kritikerin einer Verschärfung des Antikorruptionsgesetzes, das mehrmals geändert und in seiner jetzigen – strengeren – Form seit 1. Jänner 2013 in Kraft ist. Mehrere Großsponsoren hatten vor einigen Jahren sogar mit Rückzug gedroht – darunter die Firma Siemens, die die Festspiele mit rund 750.000 Euro unterstützt und damit einer der Hauptfinanciers ist. Abgesprungen sei letztlich niemand, sagt Rabl-Stadler zur „Presse“: „Die Sponsoren waren zurückhaltender beim Kartenkauf, aber wir spüren das insofern nicht, als eine besonders große Nachfrage nach dem heurigen Programm bestand.“ In ihrer Kritik fühlt sich Rabl-Stadler dennoch bestätigt: „Dieses Gesetz stellt die österreichische Gastfreundschaft unter den Generalverdacht der Anfütterung und Korruptionsanbahnung. Für die Firmen ist damit zusätzlich ein riesiger bürokratischer Aufwand entstanden.“ Die Zahl der von den Sponsoren gekauften Karten werde aber überschätzt – das seien nur zwei Prozent der Gesamtverkäufe. Sponsoren bekämen auch keine Gratiskarten, sondern lediglich ein Vorkaufsrecht.

2012 hatten die Salzburger Festspiele ein Budget von 57,1 Millionen Euro. Knapp 28 Millionen davon spülten die Kartenverkäufe in die Kassen. 13,5 Millionen Euro kamen von der öffentlichen Hand, 7,8 Millionen Euro von Sponsoren. An 45 Spieltagen zählten die Festspiele im Vorjahr 281.340 Besucher. Gut 70 Prozent sind Stammgäste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2013)

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