Das semantische Web soll es einfacher machen, im Internet die richtigen Informationen zu finden.
Wien/Auer. Die Idee ist so alt wie das Internet selbst. Schon Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web, träumte von einem „verstehenden“ Internet. Von einem, in dem Suchmaschinen nicht nur Schlagwörter suchen und Linklisten erstellen, sondern konkrete Antworten auf konkrete Fragen finden.
Der Schlüssel zum „klügeren“ Internet heißt Semantik. Software soll nicht nur die Bedeutung der Inhalte erfassen, sondern auch ihre Beziehung zueinander. Auf die Frage „Welche Schauspieler waren unter 20 schon Oscar-Preisträger?“ gibt es eigentlich eine eindeutige Antwort – und diese ist in den Tiefen des Internets mit Sicherheit zu recherchieren. Doch bisher spucken Suchmaschinen wie Google oder Bing nur Sammlungen von Seiten aus, auf denen sich Teile der Antwort verbergen könnten, oder eben nicht. Um das zu ändern, sollen alle Daten im Netz mit einer eindeutigen Beschreibung ihrer Bedeutung versehen werden, die auch Computer verstehen können.
Google arbeitet seit Längerem daran, seine Suche „semantischer“ zu gestalten. Große Erfolge blieben bisher aus. Auch die semantischen Suchmaschinen, die es bereits gibt, wie das Projekt Wolfram Alpha, haben oft noch Probleme, den Menschen richtig zu verstehen. Sie wissen nicht, ob jemand, der nach „Puma“ sucht, an Tieren oder Sportschuhen interessiert ist. Das könnte Google mit seinem Wissen über seine Nutzer ausgleichen.
Semantisches Web: Zu ordentlich?
Nicht alle sind von der Vision des „klügeren“ Internets begeistert. So hält der Autor David Weinberger das semantische Web für „zu ordentlich“. „Die Vorstellung, dass etwas einen einzigen richtigen Ort hat, wo es eingeordnet sein muss, kommt aus der realen Welt“, sagt er. Die chaotische Vielfalt, die das Internet biete, werde zerstört.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2013)