Urlaub in der Ferne

Wer passt derweil auf das Zuhause auf?

Offensichtliche Abwesenheit kann auch zum Sicherheitsrisiko werden.
Offensichtliche Abwesenheit kann auch zum Sicherheitsrisiko werden.Getty Images
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Wenn sich im Familien- und Freundeskreis niemand finden lässt: Professionelle Haussitter sorgen dafür, dass Haus und Hof auch während dem Urlaub der Bewohner betreut werden.

Rollläden, die Tag und Nacht heruntergelassen sind, überquellende Briefkästen, Mülltonnen, die wochenlang vor dem Haus stehen, oder ein Zeitungsstapel vor der Wohnungstür – all das sind Signale dafür, dass Häuser und Wohnungen über längere Zeit verwaist sind. Das kann zum Sicherheitsrisiko werden – immerhin kann die offensichtliche Abwesenheit der Bewohner Einbrecher zu einem Beutezug verlocken. Dazu kommt, dass in vielen Haushalten auch Tiere betreut werden müssen.

Findet sich etwa im Freundeskreis oder in der Familie niemand für diese Aufgaben, bieten sich Haussitter als Alternative an. Sie betreuen sowohl das Getier und sorgen gleichzeitig dafür, dass Haus oder Wohnung trotz der Abwesenheit der Bewohner bewohnt erscheinen. „Ich schaue in bestimmten Abständen bei den Kunden vorbei, leere den Briefkasten, gieße Blumen, lüfte und drehe wie vereinbart meine Runde, um nach Wasserschäden oder ähnlichem zu schauen“, erzählt „Die Haussitterin“ Andrea Gaisbauer.

Haustiere haben Priorität

Die Betreuung von Haustieren hat aktuell allerdings Priorität, weiß Melanie Ostheimer von der Agentur Mary Poppins, die im Oktober in Kitzbühel ihren ersten Österreich-Standort eröffnet. „Aber die Tiersitter machen, falls gewünscht, das Haussitting mit“, sagt Ostheimer, die seit Jahren auch Hauspersonal vermittelt. Ähnliches weiß Guido Kollaritsch von Hauswache zu berichten: „Der Sicherheitsaspekt wird zwar immer wichtiger. Müssen aber Haustiere versorgt werden, ist das Thema Nummer Eins.“

Bei Bedarf: Haussitter ziehen vorübergehend ein

Im Unterschied zu anderen Anbietern ziehen „seine“ Haussitter für die Abwesenheit der Tier-, Haus- und Wohnungsbesitzer für die gesamte Zeit der Abwesenheit in deren Reich ein. „Meist handelt es sich um einen Zeitraum von ein bis drei Wochen“, erzählt Kollaritsch. Nur drei bis vier Stunden täglich dürfen die Haussitter währenddessen die ihnen anvertraute Immobilie für persönliche Erledigungen verlassen – und zwar immer zu unterschiedlichen Zeiten. Die Männer, Frauen oder Paare, die Kollaritsch österreichweit vermittelt, sind währenddessen geringfügig bei ihm angestellt. Auch Ostheimer legt Wert darauf, dass die Haus- oder Tiersitter angemeldet sind – dies allerdings von den Kunden. „Wir unterstützen sie dabei“, so die Mary-Poppins-Geschäftsführerin.

Aufnahme ins Hauswache-Team: Lebenserfahrung zählt

Und noch etwas ist beiden wichtig: Die Verlässlichkeit ihrer Haussitter. „Erst nach eingehenden, persönlichen Gesprächen und nach Prüfung des Lebenslaufs sowie nach Vorlage des polizeilichen Führungszeugnisses werden die Bewerber in unsere Kartei aufgenommen“, beschreibt Ostheimer. Ähnlich die Vorgangsweise Kollaritschs: Neben der sicherheitspolizeilichen Überprüfung verlangt er auch Dienstzeugnisse sowie gegebenenfalls Referenzen und prüft die Interessenten ebenfalls im Zuge eines ausführlichen persönlichen Gesprächs auf Herz und Nieren. Eine weitere Voraussetzung um ins Hauswache-Team aufgenommen zu werden, ist Lebenserfahrung – die über die Agentur vermittelten Haussitter sind daher alle zwischen 55 und 70 Jahre alt.

Konkrete Aufgaben, klare Regeln

Ein ausführliches Gespräch führen Gaisbauer sowie die beiden Agenturchefs aber auch mit den Auftraggebern: Schließlich müssen die Aufgaben der Haussitter genau festgelegt werden. „Wir haben dazu eine Objekt- und Tierbetreuungsliste“, erklärt Kollaritsch. Darin finden sich nicht nur die Tätigkeiten, die erledigt werden müssen, sondern auch welche Räume betreten werden dürfen. Nicht zuletzt werden Formalitäten wie Schlüsselübergabe oder Anreise besprochen. „Manche Auftraggeber wollen, dass der Haussitter bereits einen Tag vor ihrer Abreise anreist“, weiß der Sicherheitsexperte.

Dass sowohl die Agentur als auch Auftraggeber und Haussitter genau Bescheid wüssten, sei ein Vorteil gegenüber Online-Portalen, auf denen die beiden letztgenannten ebenfalls zueinander finden, ist Ostheimer überzeugt. Für Kollaritsch gibt es noch einen weiteren Pluspunkt: „Dort wechseln die meist sehr jungen Haussitter alle paar Monate. Bei uns gibt es Kontinuität, das schätzen die Kunden sehr“.

Unterschiedliche Formen der Abrechnung

Dafür müssen sie auch in die Tasche greifen: 80 Euro pro Tag verrechnet die Hauswache für einen Haussitter, darin ist die Betreuung von zwei Tieren inkludiert. Gaisbauers Stundentarif liegt bei 28 Euro. „In der ersten Stunde ist die Anfahrt inkludiert, danach wird halbstundenweise abgerechnet“, erklärt die Haussitterin. Bei Mary Poppins richtet sich das Honorar unter anderem nach der Größe der Immobilie, der Häufigkeit der Anwesenheit und den Einkommensverhältnissen der jeweiligen Stadt. „Daraus wird der jeweilige Stundenlohn errechnet“, erklärt Ostheimer. Das Interesse an der Dienstleistung ist gegeben: „Die Nachfrage steigt in Richtung Vor-Corona-Niveau“, sagt Kollaritsch.


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