Kurz nach der Abfahrt soll auf das Flüchtlingsboot geschossen worden sein. Es soll mehrere Verletzte und auch Tote gegeben haben.
Syrische Überlebende des neuerlichen Bootsunglücks im Mittelmeer sind nach eigenen Angaben kurz nach ihrer Abfahrt von der libyschen Küste beschossen worden. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) sprach am Sonntag unter Berufung auf Gerettete von "mehreren verletzten Passagieren". Die Schüsse seien möglicherweise von libyschen Milizionären abgefeuert worden. Der von der italienischen Zeitung "La Stampa" in Malta interviewte 22-jährige Syrer Molhake al-Roarsan versicherte, drei Jugendliche seien - offenbar als Folge eines Konflikts zwischen Schlepperbanden - verletzt worden.
Ähnliche Informationen verbreitete die Zeitung "La Repubblica". In einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa aus der maltesischen Hauptstadt Valletta hieß es unter Berufung auf Zeugen, zwei Menschen seien durch Schüsse von Libyern getötet worden.
1000 Dollar für die Überfahrt
Die Überlebenden - größtenteils Syrer, aber auch etwa 30 Palästinenser - berichteten, für die Überfahrt vom libyschen Suara nahe der tunesischen Grenze seien 1000 Dollar (rund 740 Euro) fällig gewesen. Das Boot war am Freitagabend südlich von Malta und der italienischen Lampedusa gekentert. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, mehr als 200 von 270 bis 400 Bootsinsassen überlebten.
Erst am 3. Oktober waren bei einer Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa mehr als 300 Menschen aus Afrika ums Leben gekommen. Nur 155 der geschätzt rund 500 Bootsinsassen konnten gerettet werden. Seit dem Unglück wird in der EU heftig über die europäische Flüchtlingspolitik diskutiert.
(APA/AFP)