Flüchtlingswelle: Sizilien erklärt Notstand

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Italiens Marine hat knapp 500 Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Sizilien reagiert mit der Ausrufung des Notstands.

Der Flüchtlingsstrom will nicht abreißen: In den vergangenen Tagen sind knapp 500 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet worden. Sizilien hat nun wegen der steigenden Zahl von Ankömmlingen den Notstand ausgerufen. Dadurch könnten Maßnahmen zum Umgang mit dem Ansturm beschleunigt werden, erklärte Gouverneur Rosario Crocetta. Vor allem geht es darum, zusätzliche Finanzmittel freizugeben, um die Arbeit der Hilfsorganisationen zu sichern.

Seit Dienstag sind insgesamt fast 500 Menschen von Booten im Mittelmeer in Sicherheit gebracht worden. Die italienische Marine, die mit fünf Schiffen im Einsatz war, nahm nach eigenen Angaben 290 Migranten nahe der Insel Lampedusa auf, weitere Menschen wurden von Frachtschiffen gerettet. Zudem fischte die Crew eines panamaischen Handelsschiffs rund 80 weitere Flüchtlinge aus libyschen Gewässern: Sie waren mit einem großen Floß unterwegs.

Mit Drohnen das Meer überwachen

Erst vergangenen Montag hatte die italienische Regierung eine neue Überwachungsmission für das Mittelmeer beschlossen. Dabei werden zusätzliche militärische und zivile Schiffe und Flugzeuge in dem Seegebiet zwischen Malta, Sizilien und der libyschen Küste eingesetzt, um - wie es offiziell heißt - in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten und Menschenschmuggler abzuschrecken. Vorgesehen ist auch der Einsatz von Drohnen, Kriegsschiffen sowie Hubschraubern mit Infrarotsichtgeräten. „Es wird eine militärische und humanitäre Aktion sein, die die Überwachungs- und Rettungsmaßnahmen im offenen Meer verstärkt, um die Sicherheit zu erhöhen", sagte Verteidigungsminister Mario MauroMauro am Montag bei der Vorstellung der Mission.

Ermittlungen gegen Schlepperbande

Am 3. Oktober waren bei einer Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa mindestens 360 Menschen aus Afrika ums Leben gekommen. Nur 155 der geschätzt rund 550 Bootsinsassen konnten gerettet werden. Der Staatsanwalt der sizilianische Stadt Agrigent, Renato Di Natale, hat entsprechende Ermittlungen in die Wege geleitet. Nachdem ein tunesischer Schlepper verhaftet worden sei, werde nach weiteren Personen gefahndet, die die Reise der Flüchtlinge von Libyen nach Italien organisiert haben. „Wir wissen, dass in Libyen eine Organisation aktiv ist, die für hohe Summen gefährliche Meeresfahrten organisiert. Bis zu 2000 Dollar (1.473 Euro) zahlen die Migranten für die Seereisen", berichtete Di Natale.

Erst kürzlich hat das italienische Innenministerium Zahlen veröffentlicht: Seit Jahresbeginn landeten auf Lampedusa 35.085 Migranten nach Seefahrten. 73 Prozent davon seien berechtigt, einen Asylantrag in Italien zu stellen. Rund 25.000 Menschen wurden dieses Jahr aus dem Meer gerettet. Bisher seien 9.805 Menschen aus Syrien, 8.843 aus Eritrea, 3.140 aus Somalia, sowie 1.058 aus Mali in Italien eingetroffen. Etwa 21.000 Migranten seien aus Libyen und circa 8.000 aus Ägypten abgefahren.

(AFP/Red.)

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