Seid umschlungen, Millionen!

Dieses Zitat aus Beethovens Neunter Symphonie, die Klimt zu einem Schlüsselwerk der Moderne, dem Beethovenfries, inspiriert hat, bekommt ab heute eine neue Interpretationsmöglichkeit.

Denn der Fries soll jetzt Millionen machen, er soll restituiert werden, geht es nach den Erben, die jetzt aufgrund einer Gesetzesnovelle erneut einen Antrag auf Rückgabe stellen. Moralisch sind sie im Recht. Doch die Geschichte ist schwierig: Der Fries wurde nach dem NS-Regime schon einmal restituiert und nicht um den höchsten, aber um einen akzeptablen Preis an Österreich verkauft. Der Fries war in schlechtem Zustand, wurde jahrelang restauriert und ist jetzt nicht nur Hauptattraktion der Secession, sondern wird dort lebendig gehalten. Dort, wo er kunsthistorisch einzig sinnvoll ist. Für diesen Ort ist er entstanden, hier inspiriert er Generationen von Künstlern. Das kann den Anwälten egal sein. Das sollte es aber weder den Erben noch der Kulturpolitik sein. Man scheint auf beiden Seiten wenig gelernt zu haben. Also wird wieder hässlich vor dem Vorhang ausgetragen werden, was hinter den Kulissen fair geregelt gehört. Es wird gelten: „Seid umschlungen, Millionen!“ Und nicht: „Diesen Kuss der ganzen Welt!“

Mails an: almuth.spiegler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2013)

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