SPD: Unmut über Geheimhaltung der Ministerposten

Stillschweigen über die Verteilung der Ministerien: SPD-Chef Gabriel.
Stillschweigen über die Verteilung der Ministerien: SPD-Chef Gabriel.imago
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Wer bekommt in Deutschlands Großer Koalition welchen Ministerposten? Die SPD-Parteibasis ist mit der Geheimniskrämerei unzufrieden.

In  Deutschland geht das Minister-Versteckspiel weiter: Die Koalitionsverhandlungen sind zwar abgeschlossen, die Ministerienzuteilung wird aber weiterhin streng geheim gehalten. Nun regt sich in der SPD Widerstand dagegen. Namen sollen erst genannt werden, wenn die SPD-Mitglieder den Koalitionspakt mit der Union abgesegnet haben.

„Klar geht es bei der Mitgliederbefragung um Inhalte, allerdings halte ich es für wichtig zu wissen, welche Ressorts die SPD übernehmen würde", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth der „Bild"-Zeitung. Es mache einen Unterschied, ob die CDU etwa das Arbeitsministerium bekomme oder die SPD.

Hat der Minister ausreichende Kompetenz?

Die SPD steht also unter Druck: Es sei nicht vermittelbar, die Ressortbesetzung offen zu halten, schreibt etwa „Die Welt": „Wie sollte dies mit der von SPD-Chef Sigmar Gabriel an anderer Stelle versprochenen Transparenz begründet werden? Im Bemühen, die eigenen Truppen zu einem Ja beim umstrittenen Mitgliedervotum zu bewegen, wirkte die Nicht-Nominierung potenzieller Minister wohl wenig überzeugend."

Die "Süddeutsche Zeitung" kritisert das Minister-Versteckspiel als "albern": "Die SPD-Führung glaubt offenbar, sie könne die Verweigerungswahrscheinlichkeit dadurch minimieren, dass sie nicht bekannt gibt, wer Minister wird und wie die Ressortzuschnitte aussehen." Allerdings würde man erst ein klares Bild über die Koalition erhalten, wenn feststeht, wer welches Ressort verantwortet und ob er "dafür ausreichende Kompetenzen" hat. 

Sechs Minister für die SPD?

Union und SPD wollen die Zuteilung der Ministerien und deren Besetzung erst nach einer Zustimmung der sozialdemokratischen Basis zum Koalitionsvertrag bekanntgeben. Der SPD-Vorsitzende Gabriel sagte, es sei der Wunsch seiner Partei gewesen, über die Inhalte zu entscheiden und nicht über Personalfragen.Die rund 475.000 Parteimitglieder sollen per Briefwahl abstimmen, das Ergebnis dann am 14. Dezember vorliegen.

Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen teilten die Parteichefs zwar mit, sich über eine Aufteilung der Ministerien geeinigt zu haben. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) respektierten Gabriels Wunsch und haben sich bisher ebenfalls in Schweigen gehüllt.

Horst Seehofer gab am Mittwoch allerdings zu verstehen, dass er die Besetzung der Ministerien sehr rasch entscheiden wolle. Er habe „nichts gegen personelle Klarheit schon nächste Woche", so der bayerische Ministerpräsident.

So viel dürfte feststehen: Die CDU bekommt fünf Ministerien - und stellt natürlich die Kanzlerin. Die CSU erhält drei. Für die SPD schauen sechs Ministerposten heraus.

(Ag/Red.)

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