Im November stieg die Arbeitslosigkeit um knapp elf Prozent auf mehr als 380.000 Menschen. Ihnen hilft es wenig, dass auch die Beschäftigung neue Höchststände erreicht.
Wien. Die Arbeitslosigkeit erreicht derzeit Monat für Monat neue Höchststände. Auch im November gab es wieder deutlich mehr Menschen ohne Job: Inklusive Schulungsteilnehmer waren 381.582 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind rund 37.000 Personen oder 10,8 Prozent mehr als im November des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote (nationale Definition) kletterte auf acht Prozent. Besonders stark war der Anstieg bei Bau und Handel. So waren Anfang November noch mehr als 900 ehemalige Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette Dayli arbeitslos. Auf dem Bau ist die Arbeitslosigkeit im Winter immer hoch.
Der Trend zu mehr Arbeitslosen wird so schnell nicht abreißen. Den Prognosen zufolge wird die Arbeitslosigkeit nächstes Jahr weiter steigen und im Jahr darauf bestenfalls stagnieren. Mit einem Rückgang ist frühestens ab Ende 2015 zu rechnen. Die ökonomische Faustregel, laut der die Wirtschaftsleistung um mindestens zwei Prozent zulegen muss, damit die Arbeitslosigkeit sinkt, wird weder heuer noch 2014 erfüllt sein.
Krise trifft Randgruppen
Johannes Kopf, Leiter des Arbeitsmarktservice, sprach kürzlich im „Kurier“ von „erschreckenden Zahlen“, die wir zu sehen bekommen würden: Er rechnet Ende Jänner mit 450.000 Arbeitslosen. Das sind selbst dann viele, wenn man bedenkt, dass die Arbeitslosigkeit im Jänner immer Höchststände erreicht und in der Regel um 100.000 höher als im Sommer ist.
Die Krise trifft vor allem Randgruppen – „Menschen, die sowieso weniger konkurrenzfähig sind“, sagt Kopf zur „Presse“. Also Ausländer, Ältere und schlechter Qualifizierte. „Eine längere Krise führt dazu, dass sich die Arbeitslosigkeit verhärtet“, so Kopf. Auch die Verschärfungen bei der Hackler- und der Invaliditätspension, die 2014 in Kraft treten, werden sich in den Arbeitslosenzahlen niederschlagen.
Aber nicht nur die Zahl der Arbeitslosen ist hoch. Auch die Beschäftigung hat einen Höchststand erreicht – und sie steigt weiter. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass das Angebot an Arbeitskräften die Nachfrage übersteigt. Deshalb wird die Arbeitslosigkeit nächstes Jahr – inklusive Schulungsteilnehmer – auf rund 375.000 zulegen. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition wird für heuer mit 7,5 Prozent und für nächstes Jahr mit 7,9 Prozent erwartet. Bisher war die Quote seit dem Zweiten Weltkrieg nur 1953 höher: mit 8,7 Prozent.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2013)