Wien: "Glaspalast" wird abgerissen

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WIEN: EHEMALIGES RECHENZENTRUM DER STADT WIEN(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Das ehemalige Wiener Rechenzentrum auf der Zweierlinie wird durch einen schlichten Büro-Neubau ersetzt. Mieter werden noch gesucht.

Auf einen markanten Bau am Rande der Wiener Innenstadt wartet die Abrissbirne: Das frühere städtische Rechenzentrum, an der Zweierlinie unweit des Rathauses gelegen, wird Mitte kommenden Jahres geschliffen und durch einen 30 bis 40 Millionen Euro teuren Neubau ersetzt. Der 1980 von Architekt Harry Glück als Glaswürfel errichtete Zweckbau entspreche nicht mehr den modernen Anforderungen, hieß es.

"Mehr als 50 Prozent der Räumlichkeiten waren nicht natürlich belichtet", benannte Sigrid Oblak, Geschäftsführerin der Immobilieneigentümerin Wien-Holding, am Mittwoch in einer Pressekonferenz ein Hauptproblem des jetzigen Hauses. Außerdem würden einige Raumhöhen nicht mehr der Bauordnung entsprechen, energietechnisch sei der Bau ebenfalls alles andere als "state of the art". Deshalb wird der - ästhetisch durchaus umstrittene - "Glaspalast", der seinen Haupteingang an der Rathausstraße hatte, bald in Scherben liegen.

Neubau wird ab 2015 errichtet

An seiner Stelle wird voraussichtlich ab 2015 ein Neubau errichtet. Das Siegerprojekt eines EU-weiten Wettbewerbs mit insgesamt 145 Einreichungen wurde am Mittwoch präsentiert. Der eher unauffällige Gemeinschaftsentwurf der Architektenbüros Stadler Prenn, Ostertag Architects sowie Schuberth und Schuberth in Gestalt eines etwas aus der Form geratenen Quaders sieht ebenfalls viel Glas vor. Bezüglich der Höhe habe man sich am historischen Traufenniveau des Rathauscarrees orientiert, erklärte Planer Gregor Schuberth. Sechs Regel- und zwei Staffelgeschoße sollen auf rund 12.500 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche Platz finden.

Ein Rendering des Siegerprojekts der Architektenbüros Stadler Prenn, Ostertag Architects sowie Schuberth und Schuberth.
Ein Rendering des Siegerprojekts der Architektenbüros Stadler Prenn, Ostertag Architects sowie Schuberth und Schuberth.APA/SCHUBERT UND SCHUBERTH ZT-KG

Oblak sieht im Siegerprojekt die Anforderungen - "ein Höchstmaß an Eleganz, technischer Einfachheit und Energieeffizienz" - erfüllt. Wer in den Neubau einziehen wird, ist noch unklar. Man verhandle sowohl mit Interessenten der Stadt als auch von privater Seite. Die Mitarbeiter des Rechenzentrums sind jedenfalls bereits Anfang des Jahres in das neue Magistratsgebäude im 22. Bezirk übersiedelt.

Sieger "ruhigste und wahrscheinlich logischste Ergänzung"

Unter den Wettbewerbseinreichungen für die Adresse Rathausstraße 1 hatten sich auch eine Reihe teils spektakulärer Hochhausentwürfe befunden. Laut Juryvorsitzendem Rüdiger Lainer habe man möglichst wenig Vorgaben machen wollen, um viele Denkvarianten zu ermöglichen. Im Falle eines hohen Gebäudes hätte es aber sehr gute Argumente gebraucht, um den Mehrwert für die Stadt herauszuarbeiten. Insofern hat man sich schließlich für ein eher schlichtes Gewinnerprojekt entschieden, das wohl "die ruhigste und wahrscheinlich logischste Ergänzung des Rathauscarrees" verspreche.

Der Abriss des "Glaspalastes" passiere übrigens im Einvernehmen mit dessen Architekten Harry Glück, der sich vor allem durch seinen futuristisch anmutenden Wohnpark Alt-Erlaa in die Wiener Topografie eingeschrieben hat. Man habe mit ihm über die Pläne gesprochen, so Lainer - denn: "Es ist immer schwierig, jemandem, der noch lebt, das Haus wegzureißen."

(APA)

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