Töchterle: „Mehr konnte ich für die ÖVP nicht tun“

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�VP-VORSTAND: T�CHTERLE(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Seine Loyalität sei nicht belohnt worden, sagt der scheidende Uni-Minister. Als Wissenschaftssprecher im Parlament stehe er dennoch zur Verfügung.

Die Presse: Noch im Sommer haben Sie gesagt, Sie fühlten sich verpflichtet, die ÖVP bei der Wahl zu unterstützen. Jetzt gibt es bald weder Sie als Minister noch Ihr Ministerium. Was ist da passiert?
Karlheinz Töchterle: Ja, ich habe mich verpflichtet gefühlt, die ÖVP vor allem in Tirol zu unterstützen. Ich habe das auch getan, nicht ohne Erfolg. Letztlich hat das für die Entscheidung offenbar keine bedeutende Rolle gespielt.

Sind Sie in diesem Punkt auch persönlich enttäuscht von Michael Spindelegger?
Die Loyalität, die ich gegeben habe, habe ich nicht zurückbekommen. Insofern gibt es natürlich eine gewisse persönliche Enttäuschung. Was mich aber massiv stört, ist, wie man mit dem Wissenschaftsministerium umgeht. Als Person nehme ich mich da nicht so wichtig.

Hat Ihre Ablöse auch machtpolitische Gründe, die innerhalb der Volkspartei liegen?
Ich habe immer wieder gehört, dass man bei mir zu wenig Parteiengagement bemerkt habe – und mich dagegen auch gewehrt. Was ich von Anfang an gesagt habe: Ich habe meine Meriten für die ÖVP. Und mehr als das, was ich getan habe, kann man als Nichtmitglied für eine Partei nicht tun.

Was sagt die Abschaffung des Ministeriums programmatisch aus? Gibt die ÖVP zu, dass das Thema für sie nebensächlich ist?
Das genaue Motiv dahinter kenne ich nicht. Aber dieser Bereich ist offenbar nicht so wichtig, dass er ein eigenes Ministerium verdient hat. Das ist ein sehr schlechtes Signal, es ist unübersehbar. Und nicht nur für mich als jemanden, der immer in diesem Bereich tätig war, ist das sehr schmerzhaft.

Hofft man, dass eher weiche Themen wie Familie und Jugend als Ressort politisch mehr bringen?
Das ist ein Motiv, das mir immer wieder genannt wurde, und eines, das man auch akzeptieren kann. Ob der Abtausch mit der Wissenschaft strategisch klug war, bezweifle ich aber stark. Ich glaube, dass diese für die Österreicher inzwischen ein sehr wichtiges Feld ist und dass diese Entscheidung nicht gut ankommen wird.

Wie stehen Sie als Altphilologe konkret zur Fusion der Wissenschaft mit der Wirtschaft?
Man darf nicht den Fehlschluss machen, daraus auf generelle Ökonomisierung der Wissenschaft zu schließen – auch wenn der Schluss naheliegt und die Gefahr besteht. Wenn es zwei gleichberechtigte Felder werden, kann das aber auch gut gehen.

Ist das ein Appell an Reinhold Mitterlehner, die Universitäten zu seinem Kernthema zu machen?
Natürlich, das ist ein Wunsch von mir. Er weiß aber selbst, dass das ein ganz wichtiges Feld ist. Und er wird sich womöglich ganz besonders bemühen, um Vorurteilen entgegenzuwirken.

Glauben Sie, dass Mitterlehner in Uni-Kreisen ähnlich viel Anerkennung erreichen kann, wie Sie sie hatten?
Natürlich kann er das. Er ist Wirtschaftsminister, ein guter Manager. Die Anerkennung für mich speist sich aus anderen Quellen, da wird der Uni-Mensch geschätzt. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, den Unis Gutes zu tun.

Zum Beispiel Geld.
Geld ist auch hier der Nervus Rerum, und in Zeiten der Konsolidierung besonders empfindlich. Allerdings habe ich mit der Hochschulmilliarde gezeigt, dass es trotzdem gelingen kann, Offensivmaßnahmen zu setzen.

Die Uni-Rektoren fordern Präsident Heinz Fischer auf, die Regierung nicht ohne Wissenschaftsminister anzugeloben. Fühlen Sie sich geschmeichelt?
Geschmeichelt wäre der falsche Ausdruck. Ich fühle mich bestätigt.

Kurz nach der Entscheidung haben Sie im Fernsehen doch recht niederschlagen gewirkt. Sind Sie auch ein bisschen erleichtert?
Der Eindruck hat getäuscht. Natürlich war ich nicht in allerbester Stimmung. Was mich vor allem bedrückt hat, war, dass wir keinen großen Stellenwert haben. Ich habe im Gegensatz zu vielen meiner Mitarbeiter aber eine schöne Perspektive.

Kehren Sie an die Uni zurück?
Zum Teil werde ich das tun. Auch die Politik lässt mich nicht ganz los.

Sie werden Ihr Nationalratsmandat annehmen?
Ja, das bin ich meinen vielen Wählern in Tirol schuldig.

In der ÖVP wird noch ein Wissenschaftssprecher gesucht. Stünden Sie zur Verfügung?
Ja, wenn man meint, mich dafür einsetzen zu sollen, mache ich das gern.

Sie wurden immer wieder auch für höhere Weihen ins Spiel gebracht, sogar für die Bundespräsidentschaft. Ist das nach der Enttäuschung, die Ihnen die ÖVP bereitet hat, vom Tisch?
Ich nehme an, dass es vom Tisch ist.

("Die Presse", Printausgabe, 14.12.13)

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