Der Konzern leidet auch in Osteuropa unter dem Preisdruck. Die Verbindlichkeiten sollen aus eigener Kraft getilgt werden.
Wien. Mehr als zwei Mrd. Euro hat die Telekom Austria im Vorjahr ausgegeben - die Hälfte allein für die Handyfrequenzen und 400 Mio. Euro für den Diskont-Mobilfunker Yesss!. Das hat die Schulden auf knapp fünf Mrd. Euro steigen und die Kriegskassa auf 200 Mio. Euro schmelzen lassen. Die magere Eigenkapitalquote erhöhte sich von 11,3 auf 19,2 Prozent ausschließlich durch die 600 Mio. Euro schwere Hybridanleihe.
Das Geldausgeben ist aber nicht vorbei: Heuer stehen Frequenzauktionen in Slowenien, Bulgarien und Serbien an, wo die Telekom mitziehen muss, will sie ihren Technologievorsprung nicht einbüßen. Wie viel das kosten wird, wollte Konzernchef Hannes Ametsreiter am Mittwoch nicht sagen. Rund 700 Mio. Euro werden in den Ausbau der vierten Handygeneration LTE und des Glasfasernetzes fließen.
Tschuden-Abgang bald fix
Obwohl in Kreisen der Großaktionäre ÖIAG und America Movil, die gerade dabei sind, ein Syndikat zu bilden, eine Kapitalerhöhung als wahrscheinlich gilt, hält Telekom-Finanzvorstand Hans Tschuden für eine solche keinen Bedarf gegeben. „Wir haben keinen Kapitalbedarf aus dem operativen Geschäft", sagte er bei der Präsentation der sehr durchwachsenen Vorjahreszahlen. Auch Schulden würden aus dem Cashflow zurückgezahlt, allerdings gehe das nur „mittelfristig". Eine Kapitalerhöhung erachtet Tschuden nur bei größeren strategischen Projekten für erforderlich, weil eine weitere Verschuldung das Rating gefährde.
Neue Projekte dürften aber ohnedies erst nach dem Abgang Tschudens kommen. Er möchte seinen bis Ende März 2015 laufenden Vertrag zwar erfüllen, wie er betonte. Aber der Telekom-Aufsichtsrat hat sich dem Vernehmen nach auf eine einvernehmliche Trennung festgelegt, die bis Ende März fixiert werden soll.
Im Tagesgeschäft kämpft die Telekom gleich an mehreren Fronten: Der scharfe Wettbewerb drückt nicht nur hierzulande auf die Preise und den Umsatz pro Kunden. In Bulgarien ist das operative Ergebnis um knapp ein Viertel gefallen. Außerdem schmälern die Eingriffe der EU in Roaming- und Zusammenschaltungstarife die Erlöse - zwischen 2013 und 2016 macht das 290 Mio. Euro aus. Dies macht sich auch in Kroatien nach dem EU-Beitritt bemerkbar.
Dividende bleibt niedrig
Im Vorjahr stieg zwar die Zahl der Kunden im Festnetz und Mobilfunk auf in Summe 22,7 Millionen, der Konzernumsatz sank jedoch um 3,4 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) sank um 17 Prozent auf 377,6 Mio. Euro. Nur aufgrund geringerer Finanzierungskosten und Steuern stieg das Nettoergebnis leicht um 5,5 Prozent auf 109,7 Mio. Euro. Die Dividende beträgt - wie schon 2012 beschlossen - fünf Cent. Auf diesem Niveau wird sie auch für 2014 im Gegensatz zu Analystenerwartungen bleiben. Denn Ametsreiter geht von einem weiteren Verfall der Erträge pro Kunden aus. Er erwartet einen weiteren Umsatzrückgang um drei Prozent. Eine Ergebnisprognose blieb der Telekom-Chef schuldig. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)