ORF: "Journalistischer Einheitsbrei" oder sinnvollster Weg?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Stiftungsrat entscheidet über die Standortzukunft des ORF.

Es ist die Woche der Entscheidungen im ORF. Zum letzten Mal in der aktuellen Geschäftsperiode tritt am Donnerstag das oberste Aufsichtsgremium des Senders, der Stiftungsrat, zusammen, und muss dabei die wichtigste Frage seit Langem beantworten: Wo wird der ORF künftig residieren?

Die Geschäftsführung hat sich nach jahrelangen Beratungen und unterschiedlichen Standortwünschen (lange waren es die von der Stadt Wien bevorzugten ehemaligen Schlachthofgründe in St. Marx, zuletzt sehr kurz ein Grundstück Nähe Hauptbahnhof) entschieden, dort bleiben zu wollen, wo man seit Jahrzehnten wohnt: am Küniglberg in Wien Hietzing. Alle Wiener Standorte des ORF sollen auf dem (dann fertig sanierten) Küniglberg zusammengeführt werden und in einem trimedialen Newsroom arbeiten. Dies sei die „ökonomisch aber auch strategisch sinnvollste Maßnahme für die Zukunft des Unternehmens“. Das Funkhaus in der Argentinierstraße soll dafür aufgegeben werden, der Große Sendesaal im Radiokulturhaus aber als Heimat des Rundfunksymphonieorchesters erhalten bleiben, über ein kleines Stadtstudio wird noch nachgedacht.

Die ORF-Redakteure haben am Montag ihre Bedenken geäußert. Die ORF-Redaktionen wären immerhin „auf Jahrzehnte am Küniglberg eingemauert“. Die Zusammenlegung aller Redaktionen dürfe nicht zu einem „journalistischen Einheitsbrei“ führen.

Zu welcher Entscheidung der Stiftungsrat tendiert, hat am Montag schon das Vorabstimmungsgremium, der sogenannte Finanzausschuss, gezeigt: Neun von zwölf Stiftungsräten stimmten dafür (zwei Enthaltungen, eine Gegenstimme). Am Donnerstag sollen klare Vorgaben festgelegt werden, die garantieren, dass auch trotz der Zusammenlegung der Redaktionen die journalistische Vielfalt von Radio, Fernsehen und Online erhalten bleibt. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2014)

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