Andrea und Georg Blochberger öffnen am Montag den zweiten Eis-Greissler in Wien. Begonnen hat alles aus Langeweile in den Sommerferien.
Am Anfang war das Sommerloch. Weil die Blochbergers als Schulmilchlieferanten in den großen Ferien ziemlich unterbeschäftigt waren, begannen sie auf ihrem Bauernhof in der Buckligen Welt mit Eis zu experimentieren. Befanden die aus der (Bio-)Milch ihrer Kühe und den Früchten aus dem eigenen Garten hergestellten Sorten für gut – und geboren war der Eis-Greissler.
„Es war“, sagt Andrea Blochberger, „ein ziemlicher Sprung ins kalte Wasser.“ Ein eigener kleiner Eisladen, das sei aber immer schon sein Traum gewesen, erzählt ihr Mann, Georg Blochberger. Er wolle nicht von einem einzigen großen Kunden abhängig sein, sondern lieber viele kleine Kunden bedienen. Genau genommen täglich zwischen 500 und 1000 – denn ja, so viele Menschen reihen sich mittlerweile vor dem Eis-Greissler in der Rotenturmstraße ein. Freitags und samstags ist der Andrang so groß, dass die Blochbergers einen Security-Dienst engagiert haben (der „Schlangenbeschwörer“, wie sie sagen), der die Menschen höflich in die Schlange einweist.
Drei Jahre nach dem ersten Laden eröffnet das Ehepaar Blochberger am kommenden Montag an nicht minder prominenter Stelle die zweite Wiener Filiale: Auf der Mariahilfer Straße, auf der – ähnlich wie am Standort Rotenturmstraße – die Dichte an (italienischen) Eisgeschäften schon bisher ziemlich hoch ist. Die Konkurrenz fürchten sie aber nicht, im Gegenteil. „Wir haben damals absichtlich genau in dieser Gegend zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz eröffnet, wo es schon andere Eisgeschäfte gab“, sagt Georg Blochberger. „Weil viele Menschen ganz bewusst zum Eisessen hierherkommen.“ Auf der Mariahilfer Straße, so hoffen die beiden, könnte das ganz ähnlich sein.
Schanigarten ab Mai. Der zweite Wiener Eis-Greissler wird sich optisch am Original und der Grazer Filiale, die im Vorjahr in der Sporgasse eröffnet hat, orientieren. Sprich: sehr hell, sehr weiß, sehr charmant retro mit den typischen blau-weiß karierten Fliesen. Allerdings hat man auf der Mariahilfer Straße etwas mehr Platz – und einige wenige Sitzplätze im Inneren. Ab Mai wird es hier auch einen Schanigarten geben. Die Öffnungszeiten werden sich wohl an der Filiale im Ersten orientieren (täglich 11 bis 22 Uhr), ob man allerdings auch sonntags aufhalten wird, werde sich erst zeigen.
Bekannt ist der Eis-Greissler vor allem für seine veganen Sorten (von Ziegenkäsesorbet bis Pistazie) – eigentlich fast paradox, dass Milchbauern bewusst auch Eis ohne Milch herstellen. Damals, 2011, waren die beiden noch unter den Pionieren, die auf die steigende Zahl an Lebensmittelunverträglichkeiten reagiert und auf vegane Sorten gesetzt haben. Heute ist das in vielen Eisgeschäften Standard.
Weil sich nicht nur ziemlich viele Leute um ein Stanitzel anstellen, sondern sich auch zahlreiche niederösterreichische und Wiener Betriebe (vom Zoo Schönbrunn bis zum Grand Hotel) vom Eis-Greissler beliefern lassen, sind aus den 35 Kühen (oder Mitarbeiterinnen, wie Georg Blochberger sie nennt) 40 geworden. Das Obst vom Hof reicht längst nicht mehr für die Eisproduktion aus, mittlerweile wird zugekauft, wenn möglich Bioware. Das Geschäft mit der Schulmilch haben sie aus Zeitmangel aufgegeben. Und das alles wegen des Sommerlochs.
AUF EINEN BLICK
Der Eis-Greissler von Georg und Andrea Blochberger hat 2011 in der Rotenturmstr. 40 im ersten Bezirk eröffnet (tägl. 11 bis 22 Uhr). Am Montag, 24.März, öffnet die neue Filiale auf der Mariahilfer Straße 33. (Genaue Öffnungszeiten stehen noch nicht fest.)
Seit dem Vorjahr hat auch Graz(Sporgasse 10 (tägl. 11 bis 21 Uhr) einen Eis-Greissler. Zudem beliefern die Blochbergers zahlreiche Betriebe (Hotel Imperial, Grand Hotel, Café Central) mit ihrem teils veganen Eis.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)