Herbst

Corona, Grippe, RSV: Infektionszahlen sind noch stabil

Die Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit Katharina Reich und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gaben einen aktuellen Überblick über das Infektionsgeschehen in Österreich.
Die Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit Katharina Reich und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gaben einen aktuellen Überblick über das Infektionsgeschehen in Österreich.APA / Roland Schlager
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Die Corona-Infektionszahlen steigen aktuell an, auch die Spitalspatientinnen und -patienten werden mehr - allerdings auf niedrigem Niveau. Eine Überlastung erwartet der Gesundheitsminister nicht.

Mit dem Herbst gibt es auch wieder mehr Krankheitsfälle in Österreich. Insbesondere Covid-19, Grippe und RSV-Infektionen treten vermehrt auf. Aktuell ist die Lage allerdings noch stabil. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und die Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit Katharina Reich informierten am Montag über die aktuelle Erkrankungslage in Österreich und was der Herbst bringen wird.

„Wir haben heute einen besseren Überblick als vor einem Jahr“, sagt Rauch. Er verwies auf Überwachungsinstrumente für Atemwegserkrankungen und empfahl die Impfungen gegen Corona-, Grippe- und RS-Virus. Die Zahl der Covid-19-Patientinnen und -Patienten in den Spitälern ist in den vergangenen Wochen etwas angestiegen. Aktuell sind es knapp 200 Personen. Ähnliches gilt für die Corona-Infektionen. Sie befinden sich aktuell auf dem Niveau wie zuletzt Mitte April, wie das Abwassermonitoring zeige, sagt der Gesundheitsminister. Nach dem Schulbeginn sei mit diesem Anstieg auch zu rechnen gewesen.

„Maske ist kein Instrument der Folter“

Anders sieht es bei anderen Atemwegserkrankungen, wie Grippe und Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)-Infektionen aus. Die Zahl der Spitalspatientinnen und -patienten ist hier sogar gesunken. „Die Zahl der Infektionen wird im Herbst und Winter sicher ansteigen“, sagt Rauch. Eine Überlastung der Krankenhäuser erwarte er aber nicht.

Es gebe bei Corona den „angepassten Impfstoff mit hoher Wirksamkeit“, Medikamente und eine Grundimmunität in der Bevölkerung. Bei Ärztinnen und Ärzten und in Apotheken seien weiterhin Tests erhältlich. „Dieser Regelbetrieb bedeutet keinen Blindflug“, betonte Rauch. Das Abwassermonitoring sei ausgedehnt auf 48 Kläranlagen und neben dem Sari-Dashboard gebe es weiterhin die Variantensequenzierung. Eine Maskenpflicht sei nicht angedacht, aber er empfehle sie bei engen Kontakten. „Die Maske ist kein Instrument der Folter“, sondern um sich und andere zu schützen, sagte Rauch.

„Keiner muss wochenlang auf Impftermin warten“

Er gehe davon aus, dass die Covid-Impfung bei niedergelassenen Medizinern „jetzt ins Laufen kommt nach den Anfangsschwierigkeiten“, betonte der Minister. Das sei „derzeit noch unbefriedigend“. Im Anschluss an das Hintergrundgespräch brachte Rauch vor TV-Kameras auch das bei der Ärzteschaft auf Ablehnung stoßende Thema Impfen in Apotheken ins Spiel. „Wir haben in Österreich eine Vielzahl von Apotheken, die durchaus in der Lage wären, das anzubieten. Wenn‘s dann im niedergelassenen Bereich nicht klappt, dann werden wir es halt dort organisieren müssen“, sagte er. Eine Wartezeit auf die Corona-Impfung von 14 Tagen bei Ärzten sei jedenfalls zu lange, „das muss einfach rascher gehen“.

„Kein Mensch muss wochenlang auf einen Termin warten“, versicherte Edgar Wutscher, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte in der Ärztekammer im Ö1-“Mittagsjournal“. Es fehle teilweise nur noch am Impfstoff. Er habe erst über Medien erfahren, dass geimpft werden könne, die Ärzte hätten den neuen Impfstoff jetzt aber bestellt. Eine große PR-Kampagne für die Corona-Impfung werde es nicht geben, „weil wir gelernt haben, dass große Impfkampagnen an ihr Ende gelangt sind, was ihre Wirksamkeit angeht“, erläuterte Rauch. Das funktioniere über den niedergelassenen Bereich besser, weil es dort ein besseres Beratungssetting gebe. Impfwillige sollten sich „im Zweifel von Hausärztin oder Hausarzt beraten lassen und nicht von einer Partei, für die die Impfung ‚Teufelszeug‘ darstellt“, so der Minister.

Reich informierte, dass die Influenzawelle heuer im Winter der Südhalbkugel nur halb so stark ausgeprägt war wie im Vorjahr, als es eine massive Grippewelle gegeben hatte, im Norden dann ebenso. Das sei zwar ein Indikator, heiße aber nicht, dass es bei uns genauso ablaufen wird, betonte die Expertin des Gesundheitsministeriums. Auch sie sprach davon, dass sich Österreich „sehr gut gerüstet“ habe. Der Grippeimpfstoff werde um den 10. Oktober in Österreich erwartet. Die Saison für Influenza und RSV beginnt erst später im Jahr, während sich bei Corona auch im Vorjahr bereits im Sommer ein Anstieg abgezeichnet hatte.

Kritik der Apothekerkammer

„Die Ausweitung des Impfprogramms über Covid und Influenza hinaus ist unsere Zielsetzung“, sagte Rauch auf Nachfrage zur neuen RSV-Impfung. Das sei Teil des Finanzausgleichs, aber eine Frage der Kostenübernahme. Die RSV-Impfung ist ab 60 Jahren empfohlen, es sind dafür aber rund 275 Euro privat zu zahlen.

Die Österreichische Apothekerkammer kritisierte am Montag im Ö1-“Morgenjournal“, dass in Sachen Medikamentenengpass bisher keine Rohstofflager zur Herstellung von Antibiotikasäften für Kinder angelegt worden seien. Rauch sagte dazu, es „ist eine Reihe von Maßnahmen am Laufen“. Dies reiche bis hin zu den Produzenten, wo bei einem Pharmaunternehmen in Kundl in Tirol die Produktion hochgefahren worden sei. Bei der Wirkstoffbevorratung gelte es, eine europäische Strategie so hinzubekommen, dass wir nicht wieder vom asiatischen Markt abhängig seien. (APA/schev)

Impfportal des Gesundheitsministeriums: www.impfen.gv.at

Sari-Dashboard: www.sari-dashboard.at

Abwassermonitoring: https://abwassermonitoring.at/dashboard/

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