Kommentar

„Jedermann“ in Salzburg: Scheiden tut weh

Helmfried von Lüttichau, Jedermanns guter Gesell, Valerie Pachner, die  Buhlschaft und Jedermann Michael Maertens im Juli 2023 am Domplatz
Helmfried von Lüttichau, Jedermanns guter Gesell, Valerie Pachner, die Buhlschaft und Jedermann Michael Maertens im Juli 2023 am DomplatzSalzburger Festspiele/Susi Berger
  • Drucken

Es war klar, dass die neue Salzburger Theaterleiterin den „Jedermann“ neu besetzen muss. Traurig ist es trotzdem.

Vergänglich und hinfällig gar sind, wie man aus dem „Jedermann“ weiß, unsere Tag und Werk auf Erden. Das gilt natürlich auch für eine „Jedermann“-Inszenierung, und ganz besonders für jene, die uns Michael Sturminger im Sommer 2023 präsentiert hat. Im Ernst: Es war klar, dass eine neue Intendantin diese Regiearbeit nicht übernehmen kann. Erstens muss sich Marina Davydova nach der insgesamt ziemlich schwachen Ära ihrer Vorgängerin Bettina Hering schnell profilieren, und wie ginge das besser als mit einem neuen „Jedermann“? Zweitens war Sturmingers dritter „Jedermann“-Anlauf geradezu ein Musterbeispiel dafür, was ernsthaftes Theater nicht tun sollte: sich aktuelle Themen – diesfalls die Klimawandel-Problematik – oberflächlich aneignen.

Traurig ist, dass die notwendige Veränderung auch das Schauspielteam trifft, das heuer stimmig wie schon lange nicht wirkte. Valerie Pachner als Buhlschaft und Tod, Sarah Viktoria Frick als Gott und Teufel, Michael Maertens als Jedermann, man darf ihnen ein paar Tränen nachweinen. Und man kann die Enttäuschung, die Maertens sympathisch offen geäußert hat, verstehen: Ein großer Schauspieler – und das ist er – stellt sich auf eine Rolle ein, lebt mit ihr; es muss arg sein, sie ohne Vorwarnung zu verlieren. Andererseits ist verständlich, dass ein neuer Regisseur ein neues Team will. Eine Tragödie.

So, und nun kann das Jedermann-Raten wieder beginnen. Das Wichtigste scheint festzustehen: Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ wird nicht umgeschrieben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.