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Wiener Großprojekte und ihr Scheitern

Die Wiener Stadthalle soll durch eine neue Multifunktionsarena im dritten Bezirk ersetzt werden.
Die Wiener Stadthalle soll durch eine neue Multifunktionsarena im dritten Bezirk ersetzt werden. Clemens Fabry
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Fernbusterminal, Mehrzweck-Arena, Krankenhaus Nord, Stadthallenbad – wenn die Stadt Wien baut, ist (oft) Ärger programmiert. Ein kleiner Überblick.

Wenn es um Großprojekte geht, hat die Stadt Wien derzeit keinen guten Lauf (oder war das schon immer so?). Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass der Bau des (seit Jahren mühsam diskutierten und geplanten) Fernbus-Terminals mit angeschlossenem Hochhaus vorerst gescheitert ist. Der Investorengruppe DBR wurde die Verantwortung für das Projekt entzogen, teilte man über eine Aussendung mit. Die Investoren konterten sofort und warfen der Stadt mit einem „Mir reicht es“ Managementversagen vor. Der Sager kam ausgerechnet von Ariel Muzicant, einem der Investoren, der eigentlich SPÖ-nah ist.

Doch es ist nicht das einzige Großprojekt, an dem Wien, im Konkreten die Wien Holding, derzeit zu knabbern hat. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die Verwirklichung der versprochenen Wien-Holding-Arena, einer neuen Veranstaltungshalle für bis zu 20.000 Besucher, die die Stadthalle ersetzen soll, in weite Ferne gerückt ist. Per Gericht wurde die Ausschreibung aufgehoben. Die neue Mehrzweck-Arena, von der geträumt wurde, dass sie 2025 eröffnet wird, muss also quasi wieder zurück an den Start.

Wer sich noch an Zeiten vor Covid erinnern kann, dem wird das Krankenhaus Nord sicher ein Begriff sein. Das 2019 eröffnete Superspital, das den Norden Wiens versorgt, musste mit so vielen Baustellen fertig werden, dass es zum besseren Image-Branding einen neuen Namen bekam: Klinik Floridsdorf. Doch auch der lässt die Geschichte des Spitals nicht in Vergessenheit geraten: Massive politische Einflussnahme, Inkompetenz und Überforderung sorgten für deutliche Mehrkosten und Bauverzögerungen, fasste „Die Presse“ das Projekt erst im vergangenen Jahr zusammen. Schmankerl war sicherlich die Beauftragung eines Energetikers um fast 100.000 Euro, der die Energien auf dem Grundstück des KH Nord harmonisieren sollte. Im Endeffekt bekam das Spital sogar einen eigenen Untersuchungsausschuss. Die geplanten Kosten beliefen sich anstatt auf rund 830 Millionen Euro auf rund 1,2 Milliarden und damit um 25 Prozent mehr als geplant.

Die Sanierung des denkmalgeschützten Wiener Stadthallenbads (wieder ein Projekt der Wien Holding) war auch von Verzögerungen und juristischen Querelen überschattet: Baustopp, millionenschwere Gerichtsverfahren, öffentliche Schuldzuweisungen, Firmen und Personen am Rande ihrer beruflichen Existenz, Schwimmer, die ein Bad nicht benützen konnten. Acht Jahre lang – von 2010 bis 2018 – beschäftigte die Stadthallenbadsanierung Baufirmen, Politiker und später Anwälte. Das Ende war ein stilles, ein (erwartbarer) Vergleich, den großteils Versicherungen übernahmen. Bei der Endabrechnung im März 2018 brüstete sich die Stadt damit, sich die durch Schäden und Verfahren entstandenen Mehrkosten im Regress zurückgeholt zu haben. Schlussendlich habe die Sanierung 17,3 Millionen Euro gekostet.

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