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Zinsängste bremsen die Technologieaktien-Rallye

Meta überraschte mit Umsatz und Gewinn positiv, konnte sich aber dem schlechten Börsenumfeld nicht entziehen.
Meta überraschte mit Umsatz und Gewinn positiv, konnte sich aber dem schlechten Börsenumfeld nicht entziehen.APA/AFP/Lionel Bonaventure
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Die Techkonzerne meldeten ambivalente Zahlen: Meta und Microsoft überraschten positiv, Alphabet enttäuschte.

Steigende oder anhaltend hohe Zinsen sind kein gutes Umfeld für stark wachsende Technologiekonzerne, da deren erst in der Zukunft liegende Gewinne dann abgewertet werden und die Aktien dadurch weniger wert sind. Umso überraschender war die Stärke der großen US-Technologiekonzerne im laufenden Jahr. Seit Jahresbeginn hat der NYSE-Fang+-Index, der die Wertentwicklung von Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta, Tesla, Netflix, Broadcom und Snowflake widerspiegelt, um 63 Prozent zugelegt. Seit einem Monat tritt er nun aber auf der Stelle. Ein Hauptgrund ist die Angst vor anhaltend hohen Zinsen der US-Notenbank Fed, ein weiterer die allgemeine Unsicherheit angesichts des Kriegsausbruchs in Israel und Gaza.

Werbegeschäft läuft gut

Mitten in dieser allgemein schlechten Stimmung präsentierte nun ­Facebook-Mutter Meta am Mittwochabend ihre Quartalszahlen, die in allen Punkten positiv überraschten. Der Umsatz kletterte im dritten Quartal um 23 Prozent auf 34 Milliarden Dollar, Analysten hatten nur mit 33,6 Milliarden gerechnet. Der Gewinn erhöhte sich von 4,4 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 11,6 Milliarden Dollar. Auch das war deutlich höher als erwartet. Ursache war das florierende Werbegeschäft. Die Entwicklung virtueller Welten (Metaverse) ist indes nach wie vor defizitär: Der operative Verlust der Sparte Reality Labs stieg von 3,67 Mrd. auf 3,74 Mrd. Dollar, der Umsatz fiel von 285 Mio. auf 210 Mio. Dollar.

Tags zuvor war bekannt geworden war, dass 40 US-Bundesstaaten den Konzern von Mark Zuckerberg verklagt haben, weil er die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefährde, indem er sie abhängig mache und ihrem Selbstwertgefühl zusetze. Täglich nutzen 2,09 Milliarden Menschen Facebook, um fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. Zählt man alle Meta-Plattformen zusammen, zu denen auch Instagram und WhatsApp gehören, kommt man auf 3,14 Milliarden tägliche und 3,96 Milliarden monatliche Nutzer, ein Plus von je sieben Prozent im Jahresabstand. Die Twitter-Alternative Threads kommt auf 100 Millionen monatlich aktive Nutzer.

Die Meta-Aktie stieg nach der Zahlenvorlage an, am Donnerstag begann sie in einem allgemein schwachen Börsenumfeld aber schon wieder zu wanken. Bereits am Dienstagabend hatten Google-Mutter Alphabet und Microsoft ihre Zahlen präsentiert. Dabei enttäuschte Google mit seiner Cloud­sparte (Zur-Verfügung-Stellen von Speicherplatz und Software im Internet) – vor allem im Vergleich zu Microsoft. Der Umsatz von Googles Cloudsparte wuchs um 22,5 Prozent auf 8,41 Mrd. Dollar und damit langsamer als im Vorquartal. Die Alphabet-Aktie stürzte zeitweise um mehr als sechs Prozent ab. Da half es wenig, dass Alphabets Gesamtumsatz stärker als erwartet anstieg, nämlich um elf Prozent auf 77 Mrd. Dollar. Der Gewinn kletterte gar um 40 Prozent auf 19,7 Mrd. Dollar. Hauptursache war auch hier das starke Werbegeschäft, doch gab es auch Sondereffekte wie den Aufschub von Steuerzahlungen.

Microsoft Cloudsparte, zu der auch die Plattform Azure gehört, konnte ihr Wachstum von 26 Prozent im Vorquartal auf nunmehr 29 Prozent steigern, was auch dem Aktienkurs sehr guttat. Der Umsatz der Sparte betrug 24 Mrd. Dollar. Insgesamt erhöhte der weltgrößte Softwarekonzern seine Erlöse um 13 Prozent auf 56,5 Mrd. Dollar und seinen Gewinn um 27 Prozent auf 22 Mrd. Dollar.

Apple bleibt Nummer eins

Nachdem sich Alphabet in den Monaten davor besser geschlagen hat als Microsoft, liegen beide Aktien nun gleichauf mit einem Anstieg von 42 Prozent seit Jahresbeginn. Bestperformer unter den zehn großen Techwerten ist Nvidia (plus 186 Prozent), gefolgt von Meta (149 Prozent).

Alle zehn Werte liegen seit Jahresbeginn im Plus. Auf Einmonatssicht zeigt sich ein weniger schönes Bild: Nur vier der zehn Aktien liegen im Plus, am stärksten Microsoft und Netflix. Stärkster Verlierer ist der E-Autobauer Tesla mit einem Minus von 13 Prozent, gefolgt von Amazon, Snowflake und Alphabet.

An den Größenverhältnissen hat sich zuletzt wenig geändert: Apple ist mit einem Börsenwert von 2,7 Billionen Dollar unangefochtene Nummer eins, gefolgt von Microsoft (2,5 Billionen Dollar). Auf mindestens eine Billion Dollar Börsenwert bringen es Alphabet (1,6 Billionen), Amazon (1,3 Billionen) und Nvidia (eine Billion). Mehr als 700 Milliarden Dollar wert sind Meta sowie die Holding Berkshire Ha­thaway von Warren Buffett. Tesla ist unter die 700-Milliarden-Dollar-Grenze gefallen.

Ist IBM zurück?

Indes hat ein 112 Jahre alter Technologiedinosaurier wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. IBM war einst der weltgrößte Konzern, hat aber dann einige Entwicklungen verschlafen und rangiert nun im Börsenranking mit einem Marktwert von 125 Mrd. Dollar weit hinter Apple, Microsoft und Co. Nun will man ebenfalls im Geschäft mit künstlicher Intelligenz mitmischen. Am Mittwoch überraschte IBM positiv mit seinen Quartalszahlen: Der Umsatz ist im dritten Quartal um fünf Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar gestiegen, dabei fuhr IBM einen Gewinn von 1,7 Milliarden Dollar ein. Die Aktie legte zu. Besonders gut lief die Soft­ware-Sparte. Bei der Infrastruktur­sparte mit den Großrechnern ging der Umsatz zurück, aber weniger stark als erwartet. Die Aktie lag am Donnerstag vorbörslich im Plus.

Auf einen Blick

Berichtssaison. Unter den großen Technologiekonzernen waren in den vergangenen Tagen Alphabet, Microsoft und Meta mit der Vorlage ihrer Drittquartalszahlen an der Reihe. Die ­Google-Mutter enttäuschte mit dem Wachstum ihrer Cloudsparte. Microsoft und Facebook-Mutter Meta präsentierten durchwegs Zahlen, die über den Erwartungen der Analysten lagen.

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