Signa

René Benko droht Entmachtung in eigenem Konzern

René Benko soll die Kontrolle an den Sanierer Arndt Geiwitz abgeben.
René Benko soll die Kontrolle an den Sanierer Arndt Geiwitz abgeben.APA/Helmut Fohringer
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Die Miteigentümer der Signa wollen, dass der Haupteigentümer Benko geht und das Ruder vollständig an den Sanierer Arndt Geiwitz abgibt.

Die Miteigentümer der Signa Holding verlieren offenbar die Geduld. Sie sehen die Lösung für die Schieflage des Tiroler Immobilienkonzerns im Rückzug von René Benko selbst. Zuerst hatte die Lebensmittelzeitung darüber berichtet. Demnach wollen sie, dass Arndt Geiwitz das Ruder übernimmt. Der deutsche Sanierungsprofi hinter der Schlecker-Pleite wurde vor Kurzem als Berater engagiert.

Demnach fordern die Mitgesellschafter der Signa Holding vom Hauptanteilseigner Benko, sich von seinen operativen Tätigkeiten zurückzuziehen und seine Firmenanteile treuhänderisch abzugeben. Offensichtlich wird Dringlichkeit gesehen. Denn Geweitz soll „unverzüglich“ übernehmen, um Ordnung in die Lage zu bringen. Ein entsprechendes Schreiben der Mitinhaber sei bereits an Benko verschickt worden.

Strabag-Chef Haselsteiner im Call mit anderen Signa-Eigentümern

Erst am vergangenen Dienstagnachmittag sollen sich laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ die Gesellschafter erstmals ohne Benko im Videocall zusammengeschaltet haben, um über die Zukunft der Signa zu beraten. Lindt-&-Sprüngli-Präsident Ernst Tanner war dabei, Strabag-Großaktionär Hans Peter Haselsteiner, Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster, sowie Fressnapf-Gründer Torsten Toeller und Mitglieder der wohlhabenden südamerikanischen Logistik-Dynastie Arduini. Auch Geiwitz soll sich eingewählt haben.

Geiwitz unterstützte schon in der Vergangenheit Benko bei den jüngsten Insolvenzverfahren der Warenhaustochter Galeria als Generalbevollmächtigter. Eine offizielle Funktion hat er dort aktuell aber noch nicht erhalten. Nach Meinung der Mitgesellschafter soll Geiwitz sämtliche erforderlichen Befugnisse bekommen, um Transparenz im offenbar nicht nur von außen undurchsichtigen Unternehmensgeflecht zu schaffen, ist zu hören. Der Sanierungsprofi soll demnach die größten Probleme und Finanzierungslöcher identifizieren und zudem prüfen, ob und wie Signa zurück auf Kurs kommen kann. Das sehen die Investoren offenbar als Grundvoraussetzung dafür, dass sie Signa in Zukunft überhaupt noch neues Eigenkapital zuschießen.

Firmengeflecht auf Benko zugeschnitten

Bisher kennt sich in dem engverwobenen Firmenkonglomerat wohl keiner so gut aus wie Benko selbst. Es wirkt auf ihn zugeschnitten. Es gilt als nur schwer vorstellbar, dass der Tiroler Geschäftsmann das einfach so ändern möchte. Offiziell hat Benko zwar keine operative Funktion mehr bei Signa. Er ist nur noch Vorsitzender des Beirats der Gruppe. Doch aus Gesellschafterkreisen ist zu hören, dass er sich um viele operative Dinge noch immer persönlich kümmern soll.

Das Vertrauen in den als charismatisch geltenden Benko scheint verloren. Banken scheuen neue Geschäfte mit ihm und private Investoren wenden sich immer mehr ab. Das Geld soll mittlerweile so knapp sein, dass Gehälter nur verzögert und Dividenden kaum mehr gezahlt werden können. Bankkredite würden dem Vernehmen nach noch bedient. Würden sie fällig gestellt, müsste die Signa wohl Insolvenz anmelden.

Hamburger Bürgermeister will Elbtower nicht unterstützen

Unterdessen meldet sich der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher. Nach der Bauunterbrechung beim Elbtower hat Tschentscher staatliche Finanzhilfen für das Großprojekt ausgeschlossen. Die Stadt werde „keine finanziellen Belastungen übernehmen“, sagte der SPD-Politiker dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Die Verträge mit dem österreichischen Bauherrn Signa seien „gut verhandelt“. Bei einem Abbruch des Vorhabens hätten die privaten Investoren großen wirtschaftlichen Schaden.

Er gehe davon aus, dass sie aus eigenem Interesse „eine Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit finden“. Am Montag hatte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen die Bauunterbrechung bestätigt. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) verwies auf mögliche Vertragsstrafen und erklärte, dass Hamburg eine Fertigstellung des Bauvorhabens entsprechend der im Kaufvertrag vereinbarten zeitlichen Fristen und qualitativen Merkmale erwarte.

Der Elbtower der Signa Real Estate mit 65 Stockwerken soll 245 Meter hoch werden. Damit wird das vom Büro des Stararchitekten David Chipperfield entworfene Gebäude nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands. Früheren Angaben von Signa Real Estate zufolge wird der Wolkenkratzer voraussichtlich 950 Mio. Euro kosten.

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