Gehälter

Auftakt der streikenden Metaller

Metallerstreik auf der Wiener Triester Straße: Es wirkt wie ein Frühschoppen am falschen Wochentag – nur ohne Alkohol.
Metallerstreik auf der Wiener Triester Straße: Es wirkt wie ein Frühschoppen am falschen Wochentag – nur ohne Alkohol.Melanie Klug
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Zum Streikauftakt auf der Wiener Triester Straße versammelten sich am Montag rund 350 Teilnehmer. Ihre Forderung: 11,6 Prozent mehr Lohn. Die Warnstreiks werden noch bis Mittwoch stundenweise abgehalten.

Es wirkt wie ein Frühschoppen. Nur am falschen Wochentag und ohne Alkohol. Von 6.30 Uhr bis elf Uhr versammelten sich rund 350 Monteurinnen und Monteure der Wiener Aufzugsfirmen auf der Triester Straße zum Streikauftakt in der Metallindustrie. Von Montagfrüh bis Mittwoch wird ein Großteil der Betriebe in der Branche streiken, nachdem die vierte Verhandlungsrunde zu den Löhnen und Gehältern vergangene Woche gescheitert ist.

Ungleiche Angebote

Wo sich sonst der Frühverkehr drängt, reihen sich Informations- und Jausenstände mit Kipferln, Wurstsemmeln und Kaffee aneinander. Vertreten sind die vier größten Aufzugsfirmen: Kone, Otis, Schindler und TKE. Am Kopf der Absperrung eine Bühne mit einer Trommelgruppe, die für Stimmung sorgt.

Dennoch hält sich die Feierlaune in Grenzen. Ausgelassen ist lediglich der Zorn über das „respektlose Angebot unter der Teuerungsrate“, sagt Reinhold Binder, einer der Chefverhandler für die Arbeitnehmer. „Es ist entscheidend, dass auch die Kaufkraft gesichert ist“, sagt Binder und verweist auf seinen Gegner in den Verhandlungen, Christian Knill, der bereits vor Beginn der Verhandlungen sagte, dass die Erhaltung der Kaufkraft nicht die Aufgabe der Arbeitgeber sei.

Eine Aufnahme aus der Triester Straße: Seit Montagmorgen halten die Metaller ihren Warnstreik ab.
Eine Aufnahme aus der Triester Straße: Seit Montagmorgen halten die Metaller ihren Warnstreik ab. Melanie Klug

Seit der letzten, erfolglosen Verhandlungsrunde vergangenen Donnerstag stehen die Forderungen der Gewerkschaft von 11,6 Prozent Lohnerhöhung dem Arbeitgeberangebot von 2,5 Prozent plus 1050 Euro Einmalzahlung gegenüber. Konkret legten die Arbeitgeber zwei Varianten auf den Tisch: Einerseits boten sie den Gewerkschaftern zusätzlich zu den 2,5 Prozent eine fixe und „nachhaltige“ Erhöhung von 100 Euro plus eine Einmalzahlung von 1050 Euro. Zu wenig für die Gewerkschaft. Genauso wie die zweite Variante: Dabei würden die Arbeitnehmer eine zehnprozentige Lohnerhöhung bekommen und eine Einmalzahlung über 1500 Euro – das alles allerdings aufgeteilt über zwei Jahre. Zusätzlich wurde ein Vorruhestandsmodell angeboten.

Auf der Bühne stand auch Schindler-Betriebsrat Anton Wolf, der einen Zylinder mit der Aufschrift „11,6 Prozent“ trug. Von Einmalzahlungen hält er nichts, denn sie schwächten in den folgenden Verhandlungen die Ausgangslage und somit langfristig das Ergebnis. „Einmalzahlungen sind nicht nachhaltig. Wir müssen jetzt zusammenhalten und dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.“

APA/APA/Roland Schlager

Auch die Arbeiterkammer-Präsidentin, Renate Anderl, sprach in der Früh ihre Solidarität aus. „Es ist nicht fair, die Spielregeln mitten im Spiel zu ändern“, meinte sie zu den neuartigen Vorschlägen – Einmalzahlungen oder zweijähriger Verhandlungszeitraum – der Arbeitgeberseite. Für den Chefverhandler Binder sind diese Vorschläge „Voodoo-Mathematik“, wie er auf der Triester Straße sagte.

„Wie haben von Anfang an gesagt, dass wir die hohe Inflation des letzten Jahres nicht allein schultern können, sondern dass kreative Lösungen gefragt sind. Wir hoffen sehr, dass die Gewerkschaften beim nächsten Verhandlungstermin am Donnerstag wieder auf den Boden der Realität zurückkehren“, so hingegen Christian Knill, der oberste Verhandler für die Arbeitgeber.

Die Inflation war an diesem Morgen auf der Triester Straße vielen grundsätzlich ein Dorn im Auge. „Die Regierung hätte schon längst etwas gegen die Teuerung tun können. Sie soll anständige Industriepolitik machen und Verfahren beschleunigen oder sich um die Energieversorgung kümmern“, kritisiert GPA-Chef Karl Dürtscher.

„Zumindest Abschluss in Pensionshöhe“

Hört man sich bei den Gewerkschaftern um, glauben manche, dass ein Resultat bei den Verhandlungen nicht mehr allzu lang auf sich warten lasse. Immerhin gebe es viel zu tun in den Unternehmen; und dazu brauche man die arbeitenden Menschen.

APA/APA/Roland Schlager

Dennoch könnte es für die Arbeitnehmer nicht der letzte Streik gewesen sein. „Es ist nicht unser Hauptziel, jemandem damit auf die Nerven zu gehen, aber wir müssen einfach gegen dieses unangemessene Angebot zusammenstehen“, sagte der Servicetechniker Christian Klos (38) beim Streik zur „Presse“. Auch der Monteur Gerhard Thetzmüller (55) glaubt nicht, dass das die letzte Aktion gewesen sein wird. „Ich hoffe, dass es zumindest einen Abschluss in Pensionshöhe geben wird.“

Bleibt eine Einigung auch nach den Warnstreiks aus, könnten reguläre Streiks folgen. Am Donnerstag setzen sich die Sozialpartner wieder an den Verhandlungstisch, um in der fünften Runde einen Einigungsversuch für den Kollektivvertrag 2024 zu starten.

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