SPÖ-Parteitag

Vranitzky bis Fischer: Verwirrung um (Nicht-)Einladung der Ex-SPÖ-Granden

Bei früheren Parteitagen immer dabei: Vranitzky
Bei früheren Parteitagen immer dabei: VranitzkyAPA
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Altkanzler Vranitzky sagt, er sei nicht zum Bundesparteitag der SPÖ eingeladen gewesen. Aus der Löwelstraße heißt es hingegen, man habe „standardmäßig“ alle ehemaligen Vorsitzenden eingeladen.

Es war schon am Samstag aufgefallen: Als Andreas Babler beim Bundesparteitag der SPÖ in Graz mit 88,76 Prozent der Delegiertenstimmen als Vorsitzender bestätigt wurde, war kein einziger ehemaliger Parteichef anwesend, der ihn freudig umarmen oder ihm ermutigend auf die Schulter klopfen hätte können. Für die SPÖ ist das einigermaßen ungewöhnlich. Man denke nur an jene groß inszenierte Rede der damaligen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner bei der sie 2022 den Kanzlerinnen-Anspruch stellte und dabei von all ihren fünf noch lebenden Vorgängern flankiert wurde.

Auf „Presse“-Nachfage, ob die Ex-Parteivorsitzenden denn eigenladen gewesen seien, hieß es aus Bablers Büro aber bereits am Wochenende: „Natürlich. Jeder ehemalige Vorsitzende bekommt standardmäßig eine Einladung“. Auch Ex-Kanzler Christian Kern bestätigte, eingeladen gewesen zu sein, aber wegen eines Auslandsaufenthalts abgesagt zu haben.

Umso größer war die Verwirrung, als der 86-jährige Altkanzler Franz Vranitzky, der bisher getreulich zu den Parteitagen seiner Genossen erschienen war, dann am Montag erklärte: „Ich bin kein Delegierter mehr und hätte darum als Gast kommen müssen. Als Gast muss man aber eingeladen sein“. Das, sagt Vranitzky, sei er aber nicht gewesen. Mit inhaltlichen Differenzen mit Babler habe sein Nicht-Erscheinen jedenfalls nichts zu tun. Dieser Nachsatz ist nicht ganz unwichtig: Seit dem Sommer hält sich in Parteikreisen harnäckig das Gerücht, dass es ein Treffen zwischen Vranitzky und Babler außerordentlich kühl geendet haben soll, weil man in Sachen Wirtschaftspolitik unterschiedlicher Meinung war. Gefragt, ob ihn die Nicht-Einladung störe, sagt Vranitzky nur: „Naja, ein freies Wochenende hat auch was.“

Fischer: „War nicht eingeladen“

Auch eine weitere Partei-Größe, Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, berichtet gegenüber der „Presse“, nicht eingeladen gewesen zu sein. Nach seiner Amtszeit habe er zwar noch eine Cooling-Off-Phase gehabt, in der seine Partei-Mitgliedschaft ruhendgestellt blieb und er nicht zu den Parteitagen kam. Nachdem er wieder aktives Parteimitglied wurde, war Fischer 2021 aber wieder Gast am Bundesparteitag.

Man habe keine Einladung erhalten, erklärten dann auch Werner Faymann und Pamela Rendi-Wagner. Nicht zur Einladungs-Causa äußern wollte sich Alfred Gusenbauer. Dabei ist er wohl jener Ex-Parteichef, mit dem es inhaltlich akuell die größten Differenzen geben würde. Immerhin: Während Babler in seiner Rede explizit gegen Signa Gründer René Benko wetterte, ist Gusenbauer Aufsichtsratschef der Signa Prime Selection, der Signa Development Selection und der Signa RFR US Selection.

Auf nochmalige Nachfrage bei der SPÖ, ob die Information vom Vortag, alle ehemaligen Parteichefs seien eingeladen gewesen, also doch falsch sei, verneinte man. Auch alle nicht amtierenden Parteigranden hätten Einladungen per E-Mail erhalten, hieß es. Auch einige Absagen, etwa von Kern oder Viktor Klima, lägen vor. Man könne allerdings nur mit den vorhandenen Mailadressen arbeiten und wisse nicht, ob der Eingang von den Empfängern auch regelmäßig gecheckt wird. Einen Fehler eingestehen müsse man lediglich bei der Einladung an Rendi-Wagner. Die sei an deren Parlaments-E-Mailadresse gegangen. Die Ex-Parteichefin sitzt bekanntlich seit Juli nicht mehr im Nationalrat.

Sehr gestört haben dürfte das Nicht-Erscheinen der Altvorderen am Parteitag nicht. Es passt zu dem neuen Aufbruch der Sozialdemokratie, den Babler in seiner Rede ansprach, wenn er etwa sagte, dass man nun nach 20 Jahren endlich eine Trendumkehr geschafft habe und alle Themen, die man in den letzten Jahren vermisst habe, jetzt aufs Tapet bringe. Für Babler ist ein neues Match angepfiffen.

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