Kabarettpreis

Peter Klien lernt, sich aus dem Schwitzkasten zu befreien

ORF-Satiriker Peter Klien bekam den Kabarettpreis in der Kategorie Fernsehen von Thai-Box-Weltmeister Fadi Merza überreicht.
ORF-Satiriker Peter Klien bekam den Kabarettpreis in der Kategorie Fernsehen von Thai-Box-Weltmeister Fadi Merza überreicht. Katharina Schiffl
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Peter Klien wurde bei der Verleihung der Österreichischen Kabarettpreise prämiert – und bekam Unterricht in Selbstverteidigung. Der Online-Preis ging an den für seine sprachspielerischen Videos bekannten austro-neuseeländischen Influencer Johnny Balchin alias @austriankiwii.

Wie befreit man sich aus dem Schwitzkasten? Dass sich Satiriker in Österreich zumindest im Halbernst diese Frage stellen würden, hätte vor dem Vorfall Anfang Oktober auf einem Oktoberfest im steirischen Hartberg wohl auch kaum jemand gedacht. Der ORF-Late-Night-Comedian Peter Klien wurde dort beim Versuch, dem FPÖ-Chef Herbert Kickl eine Frage zu stellen, von einem Sicherheitsmann der FPÖ in den Schwitzkasten genommen und weggezerrt – vor laufender Kamera.

Der Vorfall zog nicht nur eine politische Debatte nach sich, sondern lieferte der heimischen Kabarettszene natürlich auch ein Futter, das bei der Verleihung des Österreichischen Kabarettpreises am Dienstagabend im Globe Wien (eine TV-Ausstrahlung folgt am 22. Dezember um 23 Uhr auf ORF 1 ) dankbar aufgenommen wurde. Peter Klien gewann für seine Sendung „Gute Nacht Österreich“ den Fernsehpreis, der durch ein Online-Publikumsvoting vergeben wird. Die Trophäe überreichte ihm der prominente Thai-Boxer Fadi Merza, der ihm dabei Unterricht in Selbstverteidigung versprach und in einem launigen Video-Zuspieler Kliens Kollegenschaft (darunter etwa Gregor Seberg und Benedikt Mittmansgruber) schon in die Kunst des Sich-aus-dem-Schwitzkasten-Windens einführte.

Klien bedankte sich nicht nur beim Publikum, sondern auch bei „unseren Politikerinnen und Politikern. Ohne sie wäre Satire schlicht unmöglich.“

Ein Pizzera-Gedicht für Hauptpreisträger Alex Kristan

Zum 23. Mal wurde der Kabarettpreis verliehen, wie auch in den letzten Jahren waren die meisten Preisträger schon vorab bekanntgegeben worden: Alex Kristan gewann den Hauptpreis, die Laudatio auf ihn hielt Paul Pizzera und knüpfte dabei an seine Anfänge als Poetry-Slammer an. Er verglich „Alex“ reimend mit „Kommissar Rex“ – in seinen Kabarettprogrammen würde Kristan nicht nur bellen, sondern auch beißen. „Drum sage ich heute päpstlich kniend, du hast dir den Scheiß redlich verdient“, schloss Pizzera seine Rede.

Christian Dolezal bekam den Programmpreis für sein Solo-Kabarettdebüt „Herzensschlampereien“. Damit hatte sich der künstlerische Tausendsassa, der als Schauspieler, Intendant des Theatersommers Haag, Gitarrist und Gründer der Sofa Surfers in Erscheinung trat, auch als Kabarettist bewiesen. Adele Neuhauser hielt die Laudatio auf den, wie sie sagte, „Punk in der Zunft der Schauspielenden“: „Christian, du bist überqualifiziert!“ Der Förderpreis ging an Maria Muhar – eine Auffälligkeit in der Chronologie des Kabarettpreises bestätigt sich damit wieder: In der Hauptkategorie wurden bislang fast immer Männer prämiert, in der Nachwuchskategorie Frauen. Was auch Clemens Maria Schreiner in seiner locker und ironisch um allerlei Debatten herumtänzelnden Moderation ansprach.

Imagevideo der „Tagespresse“

Die Betreiber der „Tagespresse“ freuten sich über den Sonderpreis und feierten ihre Satireplattform in einem herrlich überdrehten, aus Stockmaterial zusammengebastelten Imagevideo, in dem sie von Tausenden Mitarbeitern fabulierten und ihre angeblichen Umsätze verlautbarten: Ganze zwölf Euro pro Tag kämen zusammen: zwei Euro durch Abos und zehn durch Bestechung von der George-Soros-Stiftung, deren Ziel es sei, „Herbert Kickl impotent zu machen“. Ihren fröhlich (selbst-)ironischen Zugang hat sich die Mannschaft offenbar bewahrt, die derzeit mit juristischen Belangen zu kämpfen hat: Die FPÖ Niederösterreich hat Klage eingereicht, nachdem die Satire-Seite Fake-Briefe – mit der FPÖ-Landesgeschäftsstelle als Absender – mit Tipps zur angekündigten Wirthausprämie an Gastronomen verschickt hatte.

Der neu geschaffene Online-Preis – der der Entwicklung Rechnung trägt, dass sich immer mehr Komiker-Nachwuchs in den sozialen Medien, fernab der klassischen Kabarettbühnen, sein Publikum aufbaut – ging an Johnny Balchin, besser bekannt als @austriankiwii: Der Influencer, der vor vier Jahren der Liebe wegen aus Neuseeland nach Österreich kam, erreicht mit seinen Videos, in denen er heiter den österreichischen Dialekt und sprachliche (Un-)Verständigung auf die Schippe nimmt, 765.000 Follower.

„Donkschen“, packte er sein bestes Salzburgerisch aus. Der neuseeländische Humor sei dem österreichischen nicht fern, nur „the people here are a bit more gemein“. Er freute sich, nach so kurzer Zeit im Land bereits bei einer österreichischen Preisverleihung bedacht zu werden. Die Auszeichnung sei ein „Zeugnis dafür, dass mit ein bisserl Durchwurschteln alles möglich ist“.

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