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Kneissl und Putin: Ein russisches Märchen

Karin Kneissl und Russland: Das ist eine Liebesgeschichte. Neuerdings gibt sie die Märchenerzählerin und verklärt Wladimir Putin, den Vortänzer, zum Gentleman à la Mister Darcy.

Das Kaminfeuer knistert, im Hintergrund läuft der „Nussknacker“ von Peter Iljitsch Tschaikowsky, draußen knirscht der Schnee. Im Salon eines St. Petersburger Stadtpalais gibt eine ehemalige österreichische Außenministerin dem BBC-Korrespondenten ein Interview – einem der wenigen Journalisten, dem sie das Vertrauen schenkt, außer jenen von „Russia Today“ und Konsorten.

Zu Karin Kneissls Füßen kuschelt Winston Churchill, ihr Hund, der einmal fast eine „Staatskrise“ zwischen Österreich und Deutschland ausgelöst hätte, als er während eines Videotelefonats zu schnarchen begonnen hatte. Das alles erzählt sie, während Winston Churchill schon wieder schnarcht. Alles Märchen, alles sooo langweilig – so tut die Politologin von Putins Gnaden die Spionagevorwürfe und den Hochzeitstanz mit dem Kreml-Chef ab.

Überhaupt, Wladimir Putin werde verkannt und missverstanden. Ein Kriegsverbrecher? Davon liefen viele frei herum, Leute wie Tony Blair oder David Cameron. Putin dagegen sei ein Gentleman, wie aus dem Roman „Stolz und Vorurteil“, eine reine Seele und ein Edelmann wie Fitzwilliam Darcy. Da hat jemand nicht nur Tolstoi und Dostojewski gelesen, sondern auch Jane Austen umgedeutet. Die Ex-Ministerin hat nicht nur das Zeug zur Weltendeuterin, sondern auch zur Märchentante.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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