Chinas Drohgesten prägen den Wahlkampf in Taiwan. Die Frage dominiert: Wie kann die Insel sich und ihre Freiheiten schützen? Über die richtige Strategie wird heftig gestritten. Eine Reportage.
Samuel Kao macht kein Geheimnis daraus, für wen sein politisches Herz schlägt. Seine Baseballjacke mit der „Team Taiwan“-Aufschrift ist grün, genauso wie das Fähnchen in der Hand. Er sei eben überzeugter „Grüner“, kommentiert der 24-jährige Student sein Outfit, also Anhänger der in Taiwan seit 2016 regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP). Mitglied sei er nicht, aber er hoffe, die DPP siege bei Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 13. Jänner. Denn: „Ich will niemals abhängig sein vom Unterdrücker China.“ Und keine andere Partei halte China so sehr auf Distanz wie die DPP.
Um Kao herum, auf dem vollgepackten Platz zwischen den Hochhäusern Taipehs, drängen Menschen Richtung Bühne. Die DPP-Megaparty hat begonnen: Rapper Dwagie stimmt den „Team-Taiwan-Song“ an, Parteigranden in Grün tanzen, das Publikum jubelt, manche halten Regenbogenflaggen in die Höhe: Dank DPP erlaubt Taiwan nun gleichgeschlechtliche Ehen, als erstes und einziges Land Asiens.